s Frankenstein (2015) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Frankenstein

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Reviewer

Lovecraft * 6.5

"If I cannot inspire love, I will cause fear!"

Seit der Erstverfilmung durch James Whale 1931 hat sich über die Jahre doch einiges an der Humunculusfront getan. Anstelle von Boris Karloff ist hier der künstliche Mensch ein über Bärenkräfte verfügender, anfangs attraktiver junger Mann, in zunehmendem Verlauf allerdings mit mittelschweren Hautproblemen.

Die Version von Bernard Rose wird bestimmt nicht jedem zusagen, ist sie doch aus meiner Sicht eine eigenartige Chimäre, ein Mischwesen, dessen Elemente nicht so ganz zueinander passen wollen: Einerseits wird über weite Teile seriös-sensibel-anspruchsvoll Mary Shelleys Werk in die Gegenwart verlegt. Das Monster wird als naives Wesen mit Gefühlen und Bedürfnissen dargestellt, und auch die wichtigsten "Stationen" aus der literarischen Vorlage sind, behutsam modernisiert, alle vorhanden.

Andererseits verwundern heftige over-the-top-pulpig-trashig-handgemachte Splatterszenen. Diese Kombination erstaunt, das Gesamtergebnis ist aber trotzdem irgendwie faszinierend, zudem in der Hauptrolle toll gespielt.

Die Klassifizierung im Programmheft als "Popcorn-Party" ist allerdings restlos verfehlt und nur als Druckfehler zu entschuldigen.

war im Cinestar, Berlin

bigJay * 8.5

A bloody coming of age story in a nihilistic flavor

Einer der besten Frankensteinfilme, die mir bisher untergekommen sind. Von Anfang bis Ende aus der Perspektive des "Monsters" erzählt, eine Art nihilistische Schöpfungs- und Ich-werdungsgeschichte. A bloody coming of age story, könnte man sagen, in a nihilistic flavor. Recht blutig und gewalttätig, aber trotzdem mehr philosophisches Drama als Gore-Fest. Also eher etwas für Nietzsche-Fans als für Slasherpuristen. Der tolle Hauptdarsteller trägt den ganzen Film von einer Verzweiflung zur nächsten, nach Erlösung suchend, die er doch nie findet. ***SPOILER***Am Ende wird er sein niederes Ich in den Flammen zurücklassen und "I am god" rufen. Der Übermensch ist geboren.

Auch wenn ich der Philosophie dahinter nur wenig abgewinnen kann, ist sie hier doch unglaublich stark in Szene gesetzt worden. Das ist nicht immer leicht anzuschauen und erfordert, dass man sich mit dem "Monster" auf den Weg begibt und identifiziert. "Du bist das Monster", scheint uns der Film zuzuächzen. "Du könntest ein Gott sein..."

guckte im Cinestar, Frankfurt

D.S. * 5.0

Das Monster und wie es die Welt sah

Es ist nicht wirklich ein stimmiges Bild, das FRANKENSTEIN abgibt, der jüngste Film von Bernard Rose – einst Regisseur solcher B-Klassiker wie CANDYMAN. Einerseits ist er um Ernsthaftigkeit bemüht, etwa indem er das „Monster“ gleich zu Beginn und im weiteren Verlauf noch mehrfach als Erzähler Lyrik im besten viktorianischen Stil Mary Shelleys darbieten lässt. Andererseits begibt er sich in Set-Design und Ausstattung, bei den Nebendarstellern, bei der Zeichnung der Figuren und vor allem dem ihnen aufgegeben Verhalten oft auf tiefstes Trash-Niveau. Was es dann eben nicht leicht macht, ihn ernst zu nehmen.

Im Grundsatz ist der vom Film gewählte Ansatz allemal interessant. Die Handlung der großen Romanvorlage wird schlüssig in die Jetztzeit verlegt; das „Monster“ ist Resultat einer Art „Supersoldat“-Experiment: ein als ausgereifter junger Mann „geborenes“ Retortenbaby, das über schier grenzenlose Muskelkraft, Heilungsvermögen und Widerstandsfähigkeit verfügt – und die intellektuellen Fähigkeiten eines Einjährigen. Leider ist bei dem Experiment jedoch etwas schiefgelaufen, unser Kunstmensch leidet an einem genetischen Schaden, der seine Haut nach und nach bestialisch entstellt. Als seine Wissenschaftler-„Eltern“ ihr Versagen erkennen, wollen sie das Wesen beseitigen. Aber es entkommt, flieht aus der Klinik und wandert verwirrt durch das Umland von Los Angeles. Während es Schritt für Schritt ein Bewusstsein und ein Verständnis für seine Umgebung entwickelt, wird es immer wieder in Konfliktsituationen hineingezogen, die in blutigen Toden resultieren. Von niemandem verstanden, von allen gehasst muss es lernen, dass in unserer Welt auch Freundschaft und Liebe nicht von Dauer sind – und sucht Vergeltung bei denen, die Schuld an seinem Leben, seinem Leiden sind.

Der dem FFF-Publikum aus THE LOVED ONES bekannte Hauptdarsteller Xavier Samuel spielt das „Monster“ einfühlsam und überzeugend, seine Maske kann in ihrer abstoßenden Wirkung beeindrucken, die Gore-Szenen sind unerwartet brutal. Die Nebendarsteller sind jedoch weniger gut gewählt, fallen teils durch Overacting negativ auf (mal wieder vorne mit dabei: Tony Todd) und haben zudem vielfach eindeutig „geschrieben“ wirkende Dialoge von sich zu geben. Dass der Handlungsverlauf nicht wirklich überraschen kann, liegt in der Natur der Sache – in der zweiten Hälfte des Films fehlt es der Inszenierung jedoch außerdem oft eklatant an Tempo, was das Verfolgen des Geschehens zeitweilig zum Geduldsspiel macht.

Die entscheidende Schwäche von FRANKENSTEIN liegt aber aus meiner Sicht in der oben angesprochenen Diskrepanz aus seriösem Habitus und B-Movie-Umsetzung. So entsteht auf lange Sicht der Eindruck, es mit prätentiöser Exploitation zu tun zu haben: Genre-Unterhaltung, die im Kern auf niedrige Instinkte abzielt. Aber dabei so tut, als hätte sie etwas Wichtiges zu sagen.

Das kann ich dem Film nicht abnehmen, auch wenn er passabel unterhält. Dabei nach starkem Anfang aber merklich abbaut. Zusammengefasst: 5 Punkte.

war im Cinestar, Frankfurt

Herr_Kees * 6.0

When Frankenstein met Candyman

Das ist wohl die bemitleidenswerteste und gleichzeitig brutalste Frankensteinkreatur der Filmgeschichte: Die moderne Adaption orientiert sich recht eng am Original, kann sich aber zwischen blutigem Trash und empathischem Drama nicht so recht entscheiden – beide Ansätze haben etwas für sich, derart zusammengeflickt ergeben sie allerdings keinen stimmigen Film. Darüber hinaus wirkt das gestelzt-poetische (nachträglich hinzugefügte?) Voiceover der Kreatur reichlich aufgesetzt und deplaziert.

war im Metropol, Stuttgart

Leimbacher-Mario * 7.0

One-Frankenstein-Show

Mary Shelleys Frankenstein ist mit Sicherheit eine der am meisten verfilmten Geschichten. Der neue "Frankenstein" von Candyman-Haudegen Bernard Rose ist mit Sicherheit die bis dato modernste & auch brutalste Interpretation. Wird die Massen & strengen Anhänger der Vorlage spalten, aber da es eine Indie-Produktion ist, wird sie leider gar nicht erst so viele Leute erreichen oder hohe Wellen schlagen. Schade eigentlich, denn ich habe den Mythos selten so lebendig & mitreißend erlebt. Könnte eine ganz neue Generation mit dem Geist infizieren - wird aber leider nur einen harten Kern erreichen. Frankenstein-Experte würde ich mich zwar nicht nennen, aber es hat mir gefallen!

Die Bilder waren fast immer standbildreif, der Goregehalt überraschend hoch & konsequent, die Effekte sehr gut. Dazu ein genialer Gastauftritt des Candyman höchstpersönlich & für mich eine gewisse Sogwirkung. Am Anfang war ich verwirrt & wusste nich so richtig, wann & ob mich das Ganze packt. Aber dann war ich drin, litt meist mit dem Monster & erkundete die moderne, ziemlich ekelhafte Welt, am perfekten Negativbeispiel von Los Angeles. Poetisch, intim, traurig - genau wie Frankenstein sein sollte. Manchmal beabsichtigt, manchmal unbeabsichtigt komisch, dasselbe gilt für eklig & hart. Schön sind auch viele neuinterpretierte Szenen, die man wiedererkennt & die einfach dazugehören, wie die Szene mit dem ertrinkenden kleinen Mädchen.

Ein besonders großes Lob gilt nach "The Loved Ones" mal wieder Xavier Samuel - für mich eines der größten Talente Hollywoods & kommender Superstar. Er geht vollkommen auf in seiner Rolle als Mischung aus Monster & Baby, das eigentlich keinem wehtun will, aber einfach nicht in diese dreckige Welt passt. Während man immer mehr mit der Kreatur leidet, schüttelt man über die Oberflächlichkeit einer reaktionären, oft abartigen Gesellschaft immer mehr den Kopf. Die eine oder andere Entwicklung ist an den Haaren herbeigezogen & mutig***SPOILER***, wie z.B. das Monster per GPS an seinen Ursprungsort zurückzuführen, & für das Finale wird sich nicht genug Zeit genommen, aber der Rest des Films war absolut eine positive Überraschung. Denn seien wir mal ehrlich: von langweilig & tausendmal gesehen bis komplett daneben hatte ich alles erwartet - aber keinen mitreißenden, guten Film!

Fazit: Frankenstein mal ganz anders & modern - keine einfache Kost, bei mir hat’s funktioniert!

war im Residenz, Köln

37 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Frankenstein
  • Score [BETA]: 61
  • f3a.net: 5.5/10 37
  • IMDb: 6.6/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 16:25

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