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Review Frozen

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Was würdest du tun?
von D.S.

Bislang einer der besten Filme des Festivals 2010 und ein echter Nägelbeißer - was angesichts der Ausgangslange ja nicht unbedingt zu erwarten war: drei durchschnittliche US-Teenies ausweglos gefangen auf einem abgeschalteten Sessellift, Eiseskälte, 30 Meter bis zum Boden, fünf Tage bis zur Wiederinbetriebnahme... ja gut, klingt nicht angenehm, aber: was soll da schon groß Spannendes passieren?

Eine ganze Menge, vor allem erst mal im eigenen Kopf: Fuck. Was würde ich in deren Lage machen? Wie kommt man da raus? Springen? Zu tief. Um Hilfe rufen? Niemand da. Einfach erfrieren? Ja, verdammt...

Ok, klingt ja aber doch irgendwie nach "Open Water", oder...? Denk nicht im Traum dran. "Frozen" mit diesem Machwerk zu vergleichen wäre wie... na ja... einen Kinofilm mit einem missglückten Homevideo-Experiment zu vergleichen. In "Open Water" gingen einem die Charaktere nur auf den Geist, alles wirkte komplett unglaubwürdig, die Atmosphäre wurde durch regelmäßige Urlaubsvideo-Sequenzen gezielt zerstört, die Lebensgefahr wurde nicht ein einziges Mal fassbar.

Ganz anders hier: langsam, aber sicher entwickelt sich der Terror, die Unfassbarkeit der Situation für die Protagonisten. Zunächst versucht man noch zu scherzen. Sich über die Ernsthaftigkeit der Lage hinwegzutäuschen. Schließlich kam diese ja auch aus heiterem Himmel. Und direkt aus fröhlicher Partystimmung heraus begründete, herannahende Todesangst zu realisieren, ist nicht ohne.

Dabei sind wir permanent sehr nahe dran an unseren Figuren. Nichts lenkt ab von ihrer misslichen Lage, nichts entspannt oder bietet Hoffnung. Wir sind gezwungen, uns in sie hineinzuversetzen und ihr Handeln einzuschätzen - Alternativen zu entwickeln. Gäbe es welche? Diese Antwort überlässt "Frozen" dem Zuschauer; er nimmt seine Protagonisten ernst und distanziert sich an keiner Stelle von ihnen. Deshalb nimmt ihr Horror auch den Betrachter erstaunlich stark mit. Vor allem, da der verschneite Berg noch mehr zu bieten hat als nur Einsamkeit...

Sicher, zwischendurch wird das Tempo ein wenig schleifen gelassen, als wir im letzten Drittel des Films in ein paar Herzschmerz-Geschichten samt schmalziger Musik eintauchen. Hätte man sich vielleicht schenken können - auf der anderen Seite wird so aber die Sympathie für oder zumindest das Mitfühlen mit den Figuren noch einmal gesteigert. Und Inkonsequenz oder zu große Mainstreamhaftigkeit kann man dem Gezeigten am Ende dann definitiv nicht vorwerfen, dafür werden hier zu wenig Gefangene gemacht.

Schlussendlich ist "Frozen" eine sehr positive Überraschung von "Mr. Hatchet", der hier eine größere Horror-Klaviatur souverän bedient. Schwer zu empfehlen. Auch und gerade für Leute, die keine Wintersport-Fans sind. 7 Punkte.

war im Metropolis 1, Frankfurt

59 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Frozen
  • Score [BETA]: 66
  • f3a.net: 6.2/10 59
  • IMDb: 7.0/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-23 22:04

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