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Wo man singt, da lass dich nieder
von D.S.

Ein außergewöhnlich musikalisches Programm bot die diesjährige Kurzfilm-Rolle: Gleich vier der zehn Shorts räumten Songs oder Geräuschen den Mittelpunkt ein, ein weiterer trug einen Musikbezug zumindest im Titel. Wie immer wurde sowohl inhaltlich als auch stilistisch viel Abwechslung geboten; auffällig war vielleicht, dass die allermeisten Beiträge ziemlich hohe Produktionswerte aufweisen konnten – einzig CRUISE und HORSE BROTHERS sowie mit Abstrichen NOT ANOTHER SERIAL KILLER sahen aus, als wären sie mit einem niedrigeren Budget realisiert worden.

A.S.M.ort
Eine Frau ist kurz vorm Durchdrehen: ihre WG-Mitbewohner nehmen keine Rücksicht und lärmen ununterbrochen vor sich hin. Bei YouTube entdeckt sie ein Entspannungsvideo, das bei ihr eine ganz neue Faszination für Geräusche verursacht – und den Drang auslöst, sich selbst einmal in der Tonproduktion zu versuchen. So skurril wie blutig und unterhaltsam: ein kleiner Gewinner gleich zum Start. 7/10

CRUISE
Wer sind eigentlich die Arschlöcher, die einen mit Telefonmarketing belästigen, und warum tun sie das? Im schön bösen CRUISE erfahren wir es endlich. Und überlegen uns, beim nächsten Mal vielleicht doch genauer zuzuhören, wenn uns jemand am anderen Ende der Leitung sagt, wir hätten eine All-inclusive-Kreuzfahrt gewonnen. Hat mir viel Spaß gemacht, 7,5/10

HEARTLESS
Wenn das große Ei im Himmel dir sagt, dass es Zeit für einen Wechsel deines Beziehungspartners ist: bist du bereit – oder wirst du lieber zum Lobster, äh, zum Ei(nzel)gänger? Eine unterkühlte, extrem gutaussehende Zukunftsvision, die leider nicht auf einen wirklichen Höhepunkt hinführt. 6/10

TANK FAIRY
Das Gute-Laune-Highlight der Rolle, ein bonbonbuntes Kurz-Musical, das den heldenhaften Lieferheld:innen, die uns in der Not zuverlässig mit Propangasflaschen versorgen, endlich das langverdiente Denkmal setzt. Taiwanesisch, glitzernd, gay und gut. 8/10

NOT ANOTHER SERIAL KILLER
Eine junge Frau aus Kanada hätte gerne mal wieder ein gelungenes Date, leider aber entpuppen sich alle ihre Matches als Serienmörder. Nette Idee, aber nur mäßig unterhaltsam umgesetzt. Leidet stark an unnatürlich gesprochenen Dialogen und einer wenig überzeugenden Hauptdarstellerin, das Ende verliert sich irgendwie im Ungefähren. 5,5/10

THE ROCK OF AGES
Hat dem Titel zum Trotz keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem Rock-Musical von Adam Shankman, erinnert stattdessen teilweise an DIE RITTER DER KOKOSNUSS und dreht sich um den Dialog zwischen einem dumpfen Barbaren-Krieger und einem grummeligen, neunmalklugen, hinterhältigen sprechenden Stein. Der raucht Pfeife und ist kein netter Kerl. Der Krieger allerdings auch nicht. Hat zwar eine nette Idee, fällt aber deutlich zu lang aus. 6/10

HIDEOUS
Ist offensichtlich kein echter Kurzfilm, sondern ein Promovideo zu „Hideous Bastard“, der ersten Solo-Platte von Oliver Sim, das aus mehreren Teilen/Geschichten/Songs besteht. Bietet fantastische Produktionswerte, namhafte Gastauftritte (u.a. von Jimmy Somerville – BRONSKI BEAT) und musikalisch pures 80er-Flair, wirkt aber auch äußerst prätentiös bis großkotzig und hat es tatsächlich geschafft, mich in den Sekundenschlaf zu versetzen. Und das als Kurzfilm. 5/10

HORSE BROTHERS
Erzähl mir was vom Pferd: Eine wunderbar schräge, so kostengünstig wie konsequent umgesetzte Italo-Western-Persiflage, in der ein Pferd die Rolle des Erzählers übernimmt – und eine ganz eigene Agenda verfolgt. Kurz, knapp, hochgradig unterhaltsam. 7/10

SARANGI
Geradezu klassischer Geisterhorror, gepaart mit schmerzhaften Bodyhorror-Elementen: Ein indischer Student findet ein archaisches Saiteninstrument und entlockt diesem nicht nur ätherische Töne, sondern erhält auch eine musikalische Antwort darauf aus den Tiefen des Gebäudes. Diese wird bald als britische Nationalhymne erkennbar – und ihre Klänge haben sehr körperliche Auswirkungen auf den jungen Mann… Keine nennenswerte Story und eine nicht eben subtile Aussage, aber in ihrer Darbietung sehr effektiv gruselnd. 7/10

UNDER THE ICE
Ein weiterer höchst aufwendig produzierter Film, bei dem es um einen kleinen Jungen geht, der auf einem zugefrorenen See durch die Eisdecke bricht – und in einer anderen Gegenwart landet. Welche seiner beiden Daseinsdimensionen die echte ist und welche nur Illusion, Erinnerung, Wunschtraum … das bleibt lange offen und bildet nur den Rahmen für eine durchaus berührende Geschichte um Liebe und Verlust. 7,5/10

Meine Gesamtwertung ist, aufgerundet, 7 von 10 Punkten. Mein persönlicher Gewinner, der auch meine Stimme bekommen hat: die TANK FAIRY.

war im Harmonie, Frankfurt

13 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

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  • Score [BETA]: 61
  • f3a.net: 6.1/10 13
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 15:32

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