s Get Shorty (2022) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Get Shorty

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Reviewer

Dr_Schaedel * 7.5

„Bewahret einander vor Herzeleid …“

„…kurz ist die Zeit, die ihr beisammen seid.“

So oder ähnlich könnte man das Motto – wenn man denn eines suchte – der diesjährigen Shorties formulieren.
Interessant, was im Jahr 2022 an Themen in Kurzfilmform verhandelt wird, wenngleich man bei einer Auswahl von 10 Shorts aus 800 Entries und einer individuellen Auswahl durch das Festival natürlich keine allgemeingültigen Trends unterstellen kann.

Aber hier nun meine zwei Cent zu den einzelnen Beiträgen, von denen – so viel sei verraten – keiner auf ganzer Linie enttäuscht hat:

A.S.M.ORT
Eine kleine „Gore-teske“ zum Einstieg zum Thema Reize, Reizüberflutung, Stille und Menschen, die damit Probleme haben. Ganz okay, hat mich aber auch wegen der etwas einfallslosen Inszenierung nicht unbedingt hineingezogen. (6/10)

HEARTLESS
Island ist die kleine Ideenschmiede am Rande Europas und immer wieder für eine Überraschung gut. Hier fügt sie den unzähligen Dystopien im Kino eine weitere hinzu, indem sie von einer ländlichen Gemeinde berichtet, in der Art und Dauer einer Liebesbeziehung bestimmt werden von einer streng hierarchischen Dorfgemeinschaft, dem Zufall und einem riesenhaften, schwebenden, eiförmigen Monolithen.
Ging mir trotz der kurzen Spieldauer von 15 Minuten richtig ans Herz. (8/10)

TANK FAIRY
Hat nichts mit Panzern zu tun, sondern mit Propangasflaschen und einer (zumindest ab jetzt) heldenhaften Verehrung derjenigen, die sie liefern. Der Beitrag aus Taiwan gibt sich schräg, bunt, lustig und sympathisch. Mehr Gas für alle! (9/10)

NOT ANOTHER SERIAL KILLER
Serienmörder nerven. Und manche Menschen scheinen sie magisch anzuziehen. Nette schwarze (darf man das in diesem Fall sagen?) Komödie mit edgy Dialogen und einer klasse Hauptdarstellerin (zugleich Regie) aus Kanada. (8/10)

ROCK OF AGES
Vielleicht der schwächste Beitrag im Programm:
Ein archaischer Krieger, etwas wirr im Kopf, ist auf Wanderschaft und weiß weder, woher noch wohin. Ein recht grummeliger sprechender Felsen hilft ihm, seine Bestimmung zu finden***SPOILER***, und erntet dafür wenig Dank. Fantasy à la HERR DER RINGE und HELLBOY mit sehr viel Augenwinkern, leider zuweilen bis ins Alberne hinein. Außerdem etwas langatmig.
Aber gut, noch einen Punkt für die Idee und einen für die Landschaft, und wir sind aus der Gurkenzone raus. (5/10)

HIDEOUS
Wahrscheinlich der Spalter in diesem Programm. Ich fand ihn genial. Eine Mischung aus Selbstfindungsdrama, Synthie-Pop-Musical, und Gruselfilm (mit Anleihen bei diversen Vintage-Horrorfilmen von den pappmachélastigen 1950ern/1960ern bis hin zu John Carpenter und Tobe Hooper), mal melancholisch, mal mit humoristischen Elementen. Dazu ein Treffen von Pop-Ikonen aus zwei Generationen.
Hat mich wegen des vor Kreativität sprühenden Einsatzes der ästhetischen Mittel ebenso begeistert wie wegen des Rundumschlags durch das gesamte Phantastik-Genre und die gesamte Empfindungswelt zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Die Rocky Horror Picture Show, 50 Jahre später. Tolle Sache. 9/10

CRUISE
Erfolgsdruck im Job, wer kennt das nicht? Und Callcenter-Mitarbeiter*innen sind diesbezüglich ja besonders geplagt. Aber in diesem, etwas angestaubten Call … äh, - Cellar? geht es buchstäblich um Leben und Tod.
Ja, sowas in der Art muss bei GET SHORTY einfach auch immer dabei sein, und hat auch diesmal wieder Spaß gemacht. Viel Tiefgang würde da nur stören. (7/10)

HORSE BROTHERS
Jesus, Maria, und DJANGO, was wurde uns denn da serviert? Eine bekiffte Version eines Spaghettiwestern mit viel moderner Technik und ***SPOILER***einem Pferd mit Abzugsfinger. Einfach zuschauen, staunen, Kopf schütteln und lachen. Auf jeden Fall nicht schlecht gemacht, und irgendwie hat er auch ein Konzept. (6,5/10)

UNDER THE ICE
Effektvoller Grusler um einen tragischen Unfall am Rande einer Rotwildjagd und seine Folgen. Die Frage, ***SPOILER***wer hier um wen trauern muss, wird erst spät beantwortet, aber Emotionen und Atmosphäre überzeugen von Anfang bis Ende. (8/10)

SARANGI
Lässt mich ein bisschen ratlos und nicht vollkommen befriedigt zurück. Die titelgebende indische Geige als Mordinstrument zu benutzen kann bedeuten, sie jemandem einfach über Kopf zu ziehen oder aber auch, ihre Klänge und Mechanik ***SPOILER***in bester Cronenbergscher Manier mit dem Körper des Opfers zu verknüpfen. Aua. Und dann noch die Melodie von „God Save the Queen (edit: King)“!
Nichts Neues, aber ansehnlich gemachter Mix aus Geisterspuk und Body Horror, mit schönen Grüßen aus den ehemaligen Kolonien. (7,5/10)

Fazit: Von allem etwas dabei, dieses Jahr nicht unbedingt zum Schreien komisch, aber wie immer ein bisschen abseitig, handwerklich durchweg ordentlich gemacht und mit interessanten Themen, auch im Hinblick auf bislang noch nicht so oft gesehene LGBTQIA+-Semantik.
Leider keine Animation und kein Beitrag aus einem deutschsprachigen Land, aber passt schon so.

war im City, München

Leimbacher-Mario * 6.5

Island & Irritationen

Das „Get Shorty“-Kurzfilmprogramm ist jedes Jahr ein Pflichtteil und Highlight des Fantasy Filmfests. Zu abwechslungsreich, zu bunt, zu kurzweilig um diese zwei Stunden sausen zu lassen. Selbst wenn schon länger nicht mehr die ganz großen Kracher dabei waren, der Spaßfaktor wie beim gesamten Festival etwas nachlässt, sieht allein durch ihre Vielfältigkeit und ihr Tempo der ein oder andere Langfilm dagegen alt aus. In diesem Jahr gab es besonders melodische Shorties (die nicht selten nah an Musikvideos lagen oder sogar sind) und ein Hauptaugenmerk wurde scheinbar auf besonders epische, imposante, manchmal auch etwas kalte und graue Ausblicke, Landschaften und Hintergründe gelegt…

A.s.m.ort
6/10
Beruhigende Videos lassen eine Frau beunruhigend ausrasten…
Ein solider Start und Mix aus Ruhe und Aggression, aus Lockerheit und Brutalität, aus Gore und Grinsen. „Falling Down“ im Netzzeitalter. Gefällt mir, dieser augenzwinkernde Spin auf solche bizarren Videos und „Beruhigungsmethoden“. Aber jetzt auch nichts, was man ewig im Gedächtnis behält.

Cruise
7/10
Der ganz spezielle Druck im Telefonverkauf…
Im Grunde nur ein ausgespielter Witz – aber mit einem schönen Spannungsauf- sowie -abbau. Anspannung weicht lautem Lachen. Mit verdientem Konfettiregen.

Heartless
7/10
Kuppeln mit Halbwertszeit, Sci-Fi mit eisigem Herzen…
Der wohl konzeptionell beste Kurzfilm des Jahrgangs. Könnte ausgedehnt und ausgeweitet auch eine „Black Mirror“-Episode sein. Sehr emotional und menschlich, gleichzeitig auch unterkühlt und distanziert. Schönes Spiel der Gegensätze – leider fehlt mir etwas der Höhepunkt und die Auflösung.

Hideous
8,5/10
Gefühlvolles Musikvideo des The XX-Stars mit süßen Splatterausschlägen…
Der Sänger einer meiner liebsten Bands des letzten Jahrzehnts wandelt hier auf Jackos Spuren – ein audiovisueller Rausch, der berührt und unterhält. Tolle Farben, etwas lang, aber himmlische Töne und ernste Themen unter der melancholischen Stimmung. Einfach grandioser Minimal Pop. Schön zu wissen, dass Sim scheinbar Horrorfan ist! Allerdings lässt sich darüber streiten, ob es sich hier eher um mehrere verlaufende Musikvideos handelt oder einen Kurzfilm. Trash trifft Kunst. Gab meine Stimme. Toll!

Horse Brothers
7/10
Ein pferdisches Zitateangebot, das zwei Brüder nicht ablehnen können…
„Der Pate“ meets „Bojack Horseman“. Bizarre Hommage und comichafte Collage aus Mähnen, Mimen und Männern. Einzigartig und sehr eigener Humor.

Not Another Serial Killer
3/10
Ein Millenial mit Anziehungskraft für Serienmörder…
Für mich der Tiefpunkt. Schwach, gewöhnlich und unlustig. Ein Ausfall und ätzend meta, hip und deadpool.

The Rock of Ages
5,5/10
Ein Krieger trifft einen weisen, sprechenden Stein mit Pfeife…
„Zardoz“ trifft Monty Python. Sympathisch und kreativ. Aber etwas zu lang und leider nicht mit genug Einfällen über seine Laufzeit. Aber mal etwas anderes.

Sarangi
4/10
God Save The Jump Scare – Violinen und Schocks…
Ein weiterer Tiefpunkt für mich und auf dem letzten Slot in Köln nicht der würdige Abschluss des diesjährigen Dezetts. Die Kolonialkritik schwingt munter und beunruhigend mit. Doch an der Oberfläche sieht man nur Beliebiges.

Tank Fairy
8/10
Buntes Knallbonbon zwischen Held und Freiheit…
Die gute Launebombe des Jahrgangs. Bunt, musikalisch, süß. Solche Pummelfeen, Freiheitskämpfer und Helden brauchen wir mehr! Erst recht in strengen und anti-individualistischen Staaten wie China.

Under The Ice
7,5/10
Spanischer Grusler zwischen eiskaltem Wasser, Tod und Verlust…
Ein ernster, verschachtelter und trauriger Thriller in Kurzform aus Spanien. Träume, Tod und die Liebe zu seinen Eltern verschwimmen wirklich sehenswert. Hätte man auch auf 80 Minuten strecken können – was genug Genremacher sich heutzutage auch leisten. Das hier ist die lobenswerte, komprimierte Ausnahme. Runde Sache!

Fazit: nicht immer bunte, aber recht stilsichere Genrebox mit Humor und Dunkelheit, mit Musik und Monstern, mit Kopfschütteln und Fragezeichen. Genau so, wie das sein soll! (6,5/10)

war im Residenz, Köln

D.S. * 7.0

Wo man singt, da lass dich nieder

Ein außergewöhnlich musikalisches Programm bot die diesjährige Kurzfilm-Rolle: Gleich vier der zehn Shorts räumten Songs oder Geräuschen den Mittelpunkt ein, ein weiterer trug einen Musikbezug zumindest im Titel. Wie immer wurde sowohl inhaltlich als auch stilistisch viel Abwechslung geboten; auffällig war vielleicht, dass die allermeisten Beiträge ziemlich hohe Produktionswerte aufweisen konnten – einzig CRUISE und HORSE BROTHERS sowie mit Abstrichen NOT ANOTHER SERIAL KILLER sahen aus, als wären sie mit einem niedrigeren Budget realisiert worden.

A.S.M.ort
Eine Frau ist kurz vorm Durchdrehen: ihre WG-Mitbewohner nehmen keine Rücksicht und lärmen ununterbrochen vor sich hin. Bei YouTube entdeckt sie ein Entspannungsvideo, das bei ihr eine ganz neue Faszination für Geräusche verursacht – und den Drang auslöst, sich selbst einmal in der Tonproduktion zu versuchen. So skurril wie blutig und unterhaltsam: ein kleiner Gewinner gleich zum Start. 7/10

CRUISE
Wer sind eigentlich die Arschlöcher, die einen mit Telefonmarketing belästigen, und warum tun sie das? Im schön bösen CRUISE erfahren wir es endlich. Und überlegen uns, beim nächsten Mal vielleicht doch genauer zuzuhören, wenn uns jemand am anderen Ende der Leitung sagt, wir hätten eine All-inclusive-Kreuzfahrt gewonnen. Hat mir viel Spaß gemacht, 7,5/10

HEARTLESS
Wenn das große Ei im Himmel dir sagt, dass es Zeit für einen Wechsel deines Beziehungspartners ist: bist du bereit – oder wirst du lieber zum Lobster, äh, zum Ei(nzel)gänger? Eine unterkühlte, extrem gutaussehende Zukunftsvision, die leider nicht auf einen wirklichen Höhepunkt hinführt. 6/10

TANK FAIRY
Das Gute-Laune-Highlight der Rolle, ein bonbonbuntes Kurz-Musical, das den heldenhaften Lieferheld:innen, die uns in der Not zuverlässig mit Propangasflaschen versorgen, endlich das langverdiente Denkmal setzt. Taiwanesisch, glitzernd, gay und gut. 8/10

NOT ANOTHER SERIAL KILLER
Eine junge Frau aus Kanada hätte gerne mal wieder ein gelungenes Date, leider aber entpuppen sich alle ihre Matches als Serienmörder. Nette Idee, aber nur mäßig unterhaltsam umgesetzt. Leidet stark an unnatürlich gesprochenen Dialogen und einer wenig überzeugenden Hauptdarstellerin, das Ende verliert sich irgendwie im Ungefähren. 5,5/10

THE ROCK OF AGES
Hat dem Titel zum Trotz keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem Rock-Musical von Adam Shankman, erinnert stattdessen teilweise an DIE RITTER DER KOKOSNUSS und dreht sich um den Dialog zwischen einem dumpfen Barbaren-Krieger und einem grummeligen, neunmalklugen, hinterhältigen sprechenden Stein. Der raucht Pfeife und ist kein netter Kerl. Der Krieger allerdings auch nicht. Hat zwar eine nette Idee, fällt aber deutlich zu lang aus. 6/10

HIDEOUS
Ist offensichtlich kein echter Kurzfilm, sondern ein Promovideo zu „Hideous Bastard“, der ersten Solo-Platte von Oliver Sim, das aus mehreren Teilen/Geschichten/Songs besteht. Bietet fantastische Produktionswerte, namhafte Gastauftritte (u.a. von Jimmy Somerville – BRONSKI BEAT) und musikalisch pures 80er-Flair, wirkt aber auch äußerst prätentiös bis großkotzig und hat es tatsächlich geschafft, mich in den Sekundenschlaf zu versetzen. Und das als Kurzfilm. 5/10

HORSE BROTHERS
Erzähl mir was vom Pferd: Eine wunderbar schräge, so kostengünstig wie konsequent umgesetzte Italo-Western-Persiflage, in der ein Pferd die Rolle des Erzählers übernimmt – und eine ganz eigene Agenda verfolgt. Kurz, knapp, hochgradig unterhaltsam. 7/10

SARANGI
Geradezu klassischer Geisterhorror, gepaart mit schmerzhaften Bodyhorror-Elementen: Ein indischer Student findet ein archaisches Saiteninstrument und entlockt diesem nicht nur ätherische Töne, sondern erhält auch eine musikalische Antwort darauf aus den Tiefen des Gebäudes. Diese wird bald als britische Nationalhymne erkennbar – und ihre Klänge haben sehr körperliche Auswirkungen auf den jungen Mann… Keine nennenswerte Story und eine nicht eben subtile Aussage, aber in ihrer Darbietung sehr effektiv gruselnd. 7/10

UNDER THE ICE
Ein weiterer höchst aufwendig produzierter Film, bei dem es um einen kleinen Jungen geht, der auf einem zugefrorenen See durch die Eisdecke bricht – und in einer anderen Gegenwart landet. Welche seiner beiden Daseinsdimensionen die echte ist und welche nur Illusion, Erinnerung, Wunschtraum … das bleibt lange offen und bildet nur den Rahmen für eine durchaus berührende Geschichte um Liebe und Verlust. 7,5/10

Meine Gesamtwertung ist, aufgerundet, 7 von 10 Punkten. Mein persönlicher Gewinner, der auch meine Stimme bekommen hat: die TANK FAIRY.

war im Harmonie, Frankfurt

13 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Get Shorty
  • Score [BETA]: 61
  • f3a.net: 6.1/10 13
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© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-23 20:55

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