s Green Room (2015) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Green Room

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Reviewer

Dick_Laurent * 8.5

Machete Kills

GREEN ROOM – jener Warteraum für Bands vor Beginn des Konzerts – wird für eine junge Punkband zum Ort der Hölle als eines ihrer Mitglieder Zeuge eines Mordes wird. War der spontane Gig vor einer Meute aggressiver Skinheads in einem rustikalen Schuppen inmitten eines Waldgebiets schon vorher alles andere als angenehm, setzen die Naziskins nun alles daran, sich der lästigen Augenzeugen zu entledigen.
Was zunächst an STRAW DOGS und ASSAULT ON PRECINCT 13 erinnert, geht dann doch überraschend andere Wege, bleibt aber immer konsequent kompromisslos. Patrick Stewart (einmal ohne englischen Akzent) überzeugt als Barbesitzer und Anführer, dessen kalt rational überlegte Maßnahmen zur Problembeseitigung in ihrer Nachvollziehbarkeit nur noch schrecklicher wirken. Dennoch vermeidet der Film eine klischeehafte Schwarz-Weiß-Zeichnung und lässt auf beiden Seiten Graustufen zu. ***SPOILER***Dass ein Anflug von Gewissen alsbald zum Tode führt, hat seine eigene feine Ironie. Wie schon in seinem BLUE RUIN setzt Regisseur Jeremy Saulnier auf naturalistische Gewaltdarstellung. Hier ist nichts ästhetisiert, sondern dreckig, brutal und unangenehm. GREEN ROOM ist schweißtreibend spannend - der lang ersehnte Adrenalinstoß in einem Meer der Unoriginalität. Tipp!

Herr_Kees * 7.5

Die Backstage-Belagerung einer Punkband im Neonazi-Schuppen – BLUE RUIN-Regisseur Jeremy Saulnier holt jede Menge raus aus dieser ebenso einfachen wie ungewöhnlichen Prämisse und liefert einen hochspannenden Actionthriller mit toller Besetzung. Die Gewalt kommt hart und real in diesem Film, und es ist um einige Charaktere (auf beiden Seiten) richtig schade, wenn es sie so plötzlich trifft.

Schöner Bonus sind hier die deutschen Untertitel, da man so auch mal die gegrölten Songtexte versteht.

war im Metropol, Stuttgart

dasmetall * 8.5

Green Room ist ein sehr packender und durchgängig spannender, überaus harter Thriller, der sich zwischendrin keinerlei Auszeiten nimmt. Nicht die Art Brutalität, die das FFF-Publikum mit Szenenapplaus feiert, sonder bei der es eher mit schmerzverzerrtem Gesicht unruhig in den Kinosessel rutscht.

Der rohe Punk/Grindcore-Soundtrack passt hervorragend zu der bedrohlichen und teils auch beklemmenden Atmosphäre des Films.

Es ist zwar ein zumindest etwas fraglicher, unrealistischer Storyansatz, warum eine bekennende linke Punkband mit linken Texten in einer klar als solchen erkennbaren Nazi-Hochburg ihren Auftritt durchzieht und darüber hinaus noch das Publikum provoziert (Geldmangel hin oder her), aber gut, das sei verziehen, wenn dann so ein starker Film dabei rauskommt.

Lovecraft * 7.0

Glatzenparade

Man nimmt mit, was man kriegen kann. Dies gilt auch für die eher erfolglose Rockband "Ain’t Rights", die nach einer Konzertabsage in San Francisco aus akuten Finanznöten ein Angebot für einen Gig in den Wäldern von Portland annehmen. Das dortige Publikum ist jedoch eher speziell, mit arg kurzen Haaren und ebensolchen Denkmustern. Dies kontert die Band mal eben rotzfrech und mit einzigartiger Chuzpe mit dem vor Ort thematisch eher heiklen Titel "Nazi Punks Fuck Off". Respekt! Als die Musiker aber unversehens in einen Mord stolpern, nimmt die Nacht eine entscheidende, schmerzhafte Wendung.

Man nimmt mit, was man kriegen kann. Daß bei einem derartigen Sujet hier weder mit dreidimensionalen Charakteren, noch oscarreifen Dialogen oder einer vielschichtigen Story zu rechnen war, geschenkt. Die gibt’s hier denn auch nicht. Dafür ist dem Film durchaus hoch anzurechnen, daß der Streifen über seine gesamte Laufzeit keine schwerwiegenden Logiklöcher hat. Gradlinig, spannend und gut gespielt ist das Ganze auch noch, dazu mit einem durchaus beachtlichen Blutzoll. Und letztlich muß man erstaunt konstatieren, daß das Bildungsniveau der rechtsradikalen Hinterwäldler ja letztlich doch gar nicht so niedrig sein kann, wenn selbst ihre Kampfhunde zweisprachig erzogen werden. In diesem Sinne: "Fass!"

saß im Cinestar, Berlin

Leimbacher-Mario * 8.0

Wer im Green Room zerstückelt wird, bleibt auch im Green Room

Nachdem Jeremy Saulnier spätestens mit dem außergewöhnlichen Rache-Thriller "Blue Ruin" auf sich aufmerksam gemacht hat, wird ihn "Green Room" sicher aus seiner Geheimtipp-Deckung katapultieren, dafür hat er selbst ohne Zweifel gesorgt. Das hier ist ein Paukenschlag der wehtut. Der ultrabrutale Thriller über eine Rockband, die in einer Nazi-Kaschemme irgendwo im Nirgendwo Dinge sieht, die sie besser nicht gesehen hätte, kämpft ohne Schutz. Wahrhaft hardcore & er schont selbst das hartgesottenste Publikum nicht. Einer der Crowdpleaser auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest Nights - selbst hier wurde oft gestöhnt & gestaunt über das intensive Fast-Kammerspiel.

Als Genrefan muss man diese stilvolle Schlachtplatte fast schon als heiligen Gral preisen - denn es wird ein Tempo, eine Intensität & eine Härte vorgelegt, die man heutzutage einfach schmerzlich vermisst. Meine Hände waren am schwitzen. Mehrmals. Die junge Band "Ain’t Rights" wirkt zwar punkig & aufsässig, aber nie überzogen. Ganz im Gegenteil, die grandios von z.B. Anton Yelchin & Alia Shawkat dargestellten jungen Erwachsenen sind cool, authentisch & wirken recht sympathisch. Nie schwach oder hilflos, eher sich der kritischen Situation bewusst. Umso krasser & schlimmer für uns, wenn diese von den beängstigenden Nazis, kein bisschen geschont werden. Die Gewaltausbrüche sind der Wahnsinn & gehen unter die Haut, wortwörtlich. Ähnlich aus dem Nichts wie bei Tarantino, aber wesentlich unangenehmer, ernster & weniger comichaft. Allgemein gilt: Wie ernsthaft & humorlos hier spürbar ALLES auf dem Spiel steht ist gnadenlos & eine Wohltat in der weichgespülten Filmlandschaft. Manchmal vielleicht etwas zu cool & stilisiert aber es ist ja auch Kunst. Auf-die-Fresse-Kunst!

Die intensiven 94 Minuten werden niemals langweilig & der Film fesselt einen sofort. Er zieht dich in seinen grün-roten Bann, mit wunderschönen Bildern & einem Regisseur, der absolut auf Topniveau zaubert. Sobald der Film die Nazi-Kaschemme verlässt verlor er mich teilweise & das Finale ist etwas enttäuschend & hätte besser gelöst werden können. Das entschädigen aber Schmankerl wie Cpt. Picard als furchteinflössender "Führer" der brutalen Nazis, auch wenn man ihn nie wirklich in Aktion sieht & man sich fragt, warum denn alle so einen Respekt vor diesem Kerl haben. Andrerseits: Wer hat den nicht vor Dr. X oder dem Captain der Enterprise. ;) Ungewohnte Rolle für die meist so sympathische Glatze, macht er aber toll. Ich kann es kaum erwarten diesen düsteren Knaller meinen Freunden zu zeigen, muss aber noch überlegen für wessen Magen er nicht vielleicht zu viel sein könnte. ;)

Fazit: Töte Nazis oder sterbe - intensives Katz-&-Maus-Spiel ohne Kompromisse. Saulnier gehört die Zukunft! Was für eine schweißtreibende Granate von Film, dem nur hinten raus minimal die Luft ausgeht. Harte Kultkost in Zukunft, da bin ich mir sicher! Highlight 2016! Ein "Fleischwolf" als Film. ;)

war im Residenz, Köln

boneless * 8.0

Madonna und Slayer

Nach Blau kommt Grün. Nachdem Jeremy Saulnier mit Blue Ruin ein atmosphärisch unglaublich dichtes Drama auf die Leinwand gezaubert hatte, legt er nun mit Green Room nach. Die Story ist schnell erzählt. Die Punkband "Ain’t Rights" – chronisch pleite – bekommt auf eigenen Druck hin einen Ersatzgig für ein gestrichenes Konzert vermittelt. Allen warnenden Anzeichen zum Trotz spielen sie ihr Set in einem Nazischuppen und es läuft zunächst besser als gedacht. Man ist schon fast wieder im bandeigenen Van, als die Gitarristin bemerkt, dass sie ihr Smartphone vergessen hat. Pat, seines Zeichens Basser, kehrt in den Green Room zurück und platzt mitten in einen Mord. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse und die "Ain’t Rights" finden sich gefangen im Green Room wieder. Vor der Tür: Eine Horde Nazis, zu allem entschlossen.

Green Room macht spätestens ab hier keine Gefangenen mehr. Dabei überzeugt er vor allem in einem Punkt: Realitätsnähe. Die "Ain’t Rights" sind eben keine Draufgänger, die mal eben Lust haben, ein paar Nazis aufzumischen. Nein, es sind vier junge Menschen, die furchtbare Angst um ihr Leben haben. Auch die andere Seite fällt von den Klischees ab. Die Hauptakteure auf der Naziseite sind weder dumm, noch haben sie ein Interesse daran, irgendwem mal so nebenbei den Schädel einzuschlagen. Ihr einziges Ziel: Die Situation möglichst schnell und unkompliziert zu bereinigen, ohne groß Aufmerksamkeit zu erregen.

Saulnier schafft es wie schon in Blue Ruin durch eine schmerzhafte Authentizität auf beiden Seiten, dem Zuschauer richtig unangenehm an die Nieren zu gehen. Man ist angespannt, krallt sich im Kinosessel fest und der Atem stockt einem mehrmals. Dabei ist ebenfalls positiv zu bemerken, dass Green Room sich nicht in Gewalt suhlt, sondern selbige recht sparsam zum Einsatz bringt. Wenn es allerdings zur Sache geht, dann tut es gleich doppelt weh und geht einem, vor allem wegen der fast durchweg sympathischen Figuren, richtig nahe. Die Verluste schmerzen und machen Green Room zu einem harten Thriller, der seine brutalen Spitzen sehr gekonnt setzt und dem Zuschauer richtig schön langsam ins Fleisch schneidet.

Green Room geht unter die Haut und hätte vorerst Saulniers Meisterstück werden können, wenn jener es am Ende nicht doch einen Tick zu weit getrieben hätte. Die letzten 10 Minuten waren meines Erachtens nach völlig unnötig und nahmen dem Film ein ganzes Stück seiner klaustrophobischen Atmosphäre. Das war schon recht unerfreulich, denn bis dahin gab es herausragende Akteure (Patrick Stewart, wie man ihn noch nicht gesehen hat), tolle Musik und insgesamt ein filmisch sehr hohes Level. So bleibt am Ende aber immer noch ein verdammt guter Film mit einer (immerhin) sehr unterhaltsamen Schlusssequenz.

war im Cinestar, Berlin

BuzzG * 7.0

Viel Fleisch, Blut und Muskeln - aber leider wenig Hirn

Meine Vollkritik wie immer nach Klick auf den Link unten. Danke :-)

Auszug:

"So intensiv die Inszenierung des altbekannten Die-drinnen-gegen-die-draußen-Schemas auch ist, so sehr krankt der Film an seinen insgesamt dünn gezeichneten und eigentlich austauschbaren Charakteren. Wenn man sich als Zuschauer politisch eher zwischen diesen sehr extremen Polen verortet, hat man eigentlich keine Chance, ernsthaft mit den Helden mitzufiebern (die kleenen Punker lassen schon am Anfang ihre Assi-Attitüde ganz schön raushängen) oder sie alternativ inniglich zu hassen. Der von „Captain Picard/Professor X“ Patrick Stewart verkörperte Kopf der Bösewichte ist in seiner tatsächlich beängstigenden Selbstbeherrschung die ohne Zweifel charismatischste und auch faszinierendste Gestalt der Story. Und während sich der Rest fortschreitend gegenseitig dezimiert, fallen einem vielleicht noch die zumindest leicht ambivalente Amber und der dauerjammernde Pat auf.

In „Green Room“ gibt es viel Fleisch, Blut und Muskeln, aber – abgesehen von der cleveren Spannungsgestaltung – wenig Hirn. Das ist okay, denn der Film fesselt mit seinem extra Adrenalin-Bonus trotz mangelnder Sympathie für die Protagonisten und einem schwachen Ende ganz ordentlich an den Kinosessel. Mehr als einen soliden und kurzweiligen Indie-Thriller mit handwerklicher Finesse sollte man allerdings nicht erwarten."

Erstveröffentlichung

war im Residenz, Köln

34 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Green Room
  • Score [BETA]: 80
  • f3a.net: 7.4/10 34
  • IMDb: 7.3/10
  • Rotten Tomatoes: 91%
  • Metacritic: 80/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-23 15:43

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