s Handling the Undead (2024) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Handling the Undead

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Reviewer

Leimbacher-Mario * 7.0

Auferstanden aus Ruinen

Was für ein tieftrauriger Slowburner … aus Norwegen/Schweden kommt dieses außergewöhnliche und sehr, sehr, seeehr langsame ZombieDRAMA über Leichen, die plötzlich wieder zu leben beginnen. Oder zumindest leichte, minimale Lebenszeichen abgeben - und somit den Angehörigen und Überlebenden Hoffnung? Oder ist diese trügerisch, tragisch und ultimativ tödlich?… Was ein Downer!

Schmatzen ist eklig

Zombiefilme gibt’s (zu?) viele. Aber mit einem dermaßen perfiden und gemeinen Minimalismus wie in „Handling the Undead“ kommen die eigentlich nicht daher. Zum Glück, sonst hätten wir nicht viel zu lachen. Denn dieses nordische Depressiva ist schon ein böses Ding. Ein wenig werden Gedanken an „Let the Right One In“ oder den neueren „The Innocents“ wach, sogar an Bergman in den besten Momenten. Diese Kamera ist berauschend lahm, kraftvoll und durchdacht bis in die Zehenspitzen, jeder Schwenk und jede Einstellung perfekt ausgetüftelt, intensiv ohne Ende. Das mag manchen zu langsam und behäbig sein, doch mich hat es die meiste Zeit gekriegt. Weil diese Stille, Handlungsarmut, Sprachlosigkeit, Kälte nicht leer ist. Intern, menschlich, emotional ist wahrlich die Hölle los. Man muss sich nur vollends drauf einlassen und bei der Sache sein. Ein sehr aufmerksamer, emphatischer Mensch zu sein, hilft zudem. Vater/Eltern zu sein obendrein, das bitterste i-Tüpfelchen. Das Make-up der „lebenden Toten“ schweißt sich ins Gedächtnis ein. Das Ende ist brillant böse. Aber nicht ganz ohne Hoffnungsschimmer. Es gibt immer wieder Gedanken an die Pflege und das Loslassen, die Vergänglichkeit und den Tod, verlorene Seelen und unser aller unumkehrbares Schicksal - und mehr Horror(themen) gehen damit ja kaum! Selbst wenn das hier im Kern mehr Drama ist als alles andere. Aufrüttelnd und entzückend. Sogar ein paar brillante Musikstücke von Kirchenchor bis Chanson. Das ist ein bohrender Brecher, der anecken und sicher auch den ein oder anderen langweilen wird. Mit den richtigen Erwartungen aber: allzu bekanntes Höllenfeuer in den Augen unserer Liebsten, wandelnd auf der matschigen Erde.

Du bist nicht du, wenn du tot bist!

Fazit: Disturbing the Peace … himmelhoch hübsches, tristes, niederschmetterndes und extrem entschleunigtes Horrordrama zwischen nordischer Unterkühltheit und verstörender, brodelnder Totenenergie. Ein Zombiefilm, wie absolut kein zweiter. Tragisch, trostlos, trocken. Gänsehaut, wenn auch massiv langsam.

Herr_Kees * 5.5

Trauerspiel of the Dead

Die Toten kommen zurück. Doch kommen sie hier erstmal nicht als Bedrohung, sondern als eine Möglichkeit für die Hinterbliebenen, noch einmal Abschied zu nehmen, loszulassen – oder eben doch festzuhalten und die Konsequenzen zu tragen. Wie der Titel schon sagt, stehen hier nicht die Untoten im Zentrum, sondern die Lebenden. Anhand von drei Familien werden wir Zeugen, wie individuell Trauer und Abschied gelebt werden.

Das Lauftempo von Romeros original Zombies entspricht dabei in etwa dem Erzähltempo des Films: Wenn der Großvater das Grab seines Enkels aushebt, sehen wir, wie er das komplette Grab aushebt. Wenn ein Mann in eine Bahn steigt, dann wartet die Kamera, bis die Bahn wieder aus dem Bild verschwunden ist. Das macht natürlich was mit einem: Je nach Gemütslage kann man den Film entweder durchweinen – oder durchschlafen.

Denn ergreifend sind die Episoden schon, insbesondere die der beiden alten Liebenden, deren letzter gemeinsamer Abend mit Nina Simones besonders intensiver Version von Brels „Ne me quitte pas“ untermalt wird – in nahezu voller Länge, versteht sich.

guckte im EM, Stuttgart

Alexander * 2.0

Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, wird der Zuschauer im Kino gefoltert

Ich hatte es ja befürchtet und wollte mir den Film zunächst auch nicht ansehen. Merke: Immer schön auf dein Bauchgefühl hören.

„Handling The Undead“ ist genauso furchtbar wie der vor 20 Jahren auf dem Filmfest gezeigte „The Revenants“ (They Came Back), den ich so sehr hasste und der inhaltlich diesem neuen Aufguss fast einer Blaupause gleichkommt. Da „Handling The Undead“ eine nordische Produktion ist, hatte ich zunächst die Hoffnung, dass es vielleicht einen neuen, besseren Ansatz geben würde, das zwischenzeitlich sogar in DREI auf dem FFF gezeigten Filmen, dummen und ausgelutschten Themas, filmisch zu interpretieren. Aber leider war dem nicht so.

Was wir ertragen müssen, könnte man fast schon als „geheimes“ Remake des gnadenlosen Langweilers aus 2004 bezeichnen. Unendlich lange und langweilige Kameraeinstellung, blasse Bilder und noch blassere Darsteller, für die das Machwerk sich nicht einmal die Zeit nimmt, sie wenigstens ansatzweise verständlich in die unfassbar öde „Handlung“ einzuführen.

Eine geradezu diktatorisch-insistierend bemühte Tonspur foltert den Zuschauer dazu noch auf die gesamte Laufzeit, um mit Geräuschen und Tönen zu kompensieren, woran es dem Film an inszenatorischer Kraft und Erzählstruktur mangelt.

Ich kann auch in keinster Weise nachvollziehen, woraus man als Zuschauer hier noch Spannung oder Aufmerksamkeit saugen soll, wenn man in den sich wie ein Ei dem anderen gleichenden, unfassbar öden Bildern, irgendwelchen Menschen dabei auf „slow motion“ zusehen muss, wie sie ihren verrottenden, wieder auferstandenen Familienmitgliedern, durch monochrome Szenen in Zeitlupe durch menschliches Elend folgen.

Ein richtiges Ärgernis war dann auch die zwischenzeitlich wohl schon „berühmt-berüchtigte“ Szene mit dem ***SPOILER***Hasen. Eine vollkommen überflüssige, widerliche Tierquälerei, die für die Handlung absolut obsolet ist.

Was für ein zähes, über konstruiertes, unendlich langweiliges und verklebtes Stück Filmkunstquark. Überflüssig, zäh, langweilig und nur ganz schwer zu ertragen. Bitte nicht noch einen vierten Film zu diesem Thema. Es REICHT.

D.S. * 6.0

So ruhet in Frieden … wenn wir euch lassen

HANDLING THE UNDEAD ist die Verfilmung des zweiten Romans von John Ajvide Lindqvist, der in Deutschland 2008 unter dem Titel „So ruhet in Frieden“ veröffentlicht wurde. Was man sicherlich als Versuch interpretieren kann, von der Popularität seines Debüts „Let the Right One in“ zu profitieren – das hatte hierzulande schließlich den Titel „So finster die Nacht“ verpasst bekommen. Es ist viel zu lange her, dass ich das Buch gelesen habe, weshalb mir Details kaum mehr präsent sind. Ich erinnere mich an eine umfassend tieftraurige Stimmung und an die mitunter sehr nahegehende Schilderung der emotionalen Schmerzen, unter denen hier Figuren leiden, die mehr als nur jemanden verloren haben, der ihnen sehr wichtig war: die ihre Liebe, ihre Hoffnung, ihre gesamte Lebensfreude verloren haben.

Ein noch mal deutlich düsterer Roman als der Vorgänger, und das gilt erst recht für seine Verfilmung im Vergleich zu LET THE RIGHT ONE IN. Während letzterer ja bereits an der Oberfläche seiner Handlung die Möglichkeit und Kraft von wahrer Liebe und damit etwas Positives beschwört, muss man als Zuschauer hier wesentlich tiefer schürfen, um irgendwelche Wohlfühlgefühle – oder die Möglichkeit von solchen – ausfindig zu machen. Sie liegen verborgen unter wahren Tonnen von Trauer und filmgewordenem Unglücklichsein.

Ja, HANDLING THE UNDEAD ist deutlich mehr Drama als „irgendwas mit Horror“. Zumindest, wenn man Horror klassisch/physisch versteht und vom letzten Viertel des Films einmal absieht. Es handelt sich hierbei vor allem um eine schwermütige Meditation über das Abschiednehmen und unseren Umgang mit dem Tod. Die sich des Themas mittels der Betrachtung dreier verschiedener Menschen bzw. Familien annimmt, die jeweils eine geliebte Person verloren haben – die kurze Zeit später, ohne weitere Erklärung, wieder vor ihnen steht. Oder auch von ihnen aus dem frischen Grab ausgebuddelt wird. Nicht tot. Aber auch nicht recht lebendig. Etwas unheimlich und abwesend aussehend, aber nicht wie ein typischer furchterregender Zombie. Nicht sprechend, aber doch auf bestimmte Signale oder Erinnerungen reagierend. Mit einem Puls. Aber einem sehr, sehr schwachen.

HANDLING THE UNDEAD beginnt trist und diesig, mit einem Kameraflug über graue Hochhauswohnblöcke in Norwegen, und diese Atmosphäre breitet sich bis zuletzt über das gesamte Geschehen aus. Zusammen mit dem sehr niedrigen Tempo, durchgängig äußerst langen Einstellungen und erst zum Schluss auch vordergründig auftretenden Handlungshöhepunkten präsentiert sich der Film so nicht gerade besonders einladend, hat vor allem wenig zu bieten, was dem meist auf eher kurzweilige Unterhaltung gepolten Festivalpublikum ein befriedigendes Erlebnis verschaffen könnte. Auf seine nachhaltig entfaltete tragische Tiefe muss man sich einlassen wollen, für ein Eintauchen in das Gefühl von Schmerz und eine Reflexion über unsere Neigung, uns ungesund an Verlorengegangenes zu klammern, bereit sein.

Ist man das, reißt einen der Film vielleicht trotzdem nicht automatisch mit. Aber man kann sich zumindest dabei ertappen, dass einem einige Momente brutal ans Herz gehen – wie etwa eine von „Ne me quitte pas“ untermalte, vernichtend traurige Abschiedssequenz zweier langjähriger Liebender.

Zunächst mag man sich hier, speziell der Langsamkeit und Sprödheit wegen, oberflächlich durchaus an den französischen FFF-Beitrag LES REVENANTS von 2004 erinnert fühlen. Jedoch ist nicht nur das Spektrum der Handlung ein vielfach begrenzteres und vor allem intimeres: Kehrten dort über Nacht 70 Millionen Untote in die Welt der Lebenden zurück, geht es hier nur um drei. Insbesondere aber behandelte jener Film dementsprechend auch explizit unseren gesamtgesellschaftlichen Umgang mit dem Tod, unsere unreife, unterkühlte Distanzierung von ihm. Hier stehen dagegen individuelle Schicksale im Vordergrund – und darüber entwickelt HANDLING THE UNDEAD eine weitaus größere emotionale Wucht, da Verlust und Schmerz aus größerer Nähe und wesentlich unmittelbarer erlebbar gemacht werden.

„Der Tod ist nur für die Überlebenden ein Problem“, heißt es an einer Stelle. Das stimmt wohl. Aber es ist ein großes – was hier eindrücklich vermittelt wird. Von mir dennoch nur 6 Punkte, da ich mich selbst offensichtlich nicht ausreichend auf die Schwere und Tiefe des Dargebotenen einlassen konnte. Eine weibliche Hauptfigur wird übrigens, überaus lebensecht, von Renate Reinsve (THE WORST PERSON IN THE WORLD) gespielt – die wir beim Festival auch in A DIFFERENT MAN in einer Hauptrolle zu sehen bekamen.

staunte im Harmonie, Frankfurt

32 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Handling the Undead
  • Score [BETA]: 63
  • f3a.net: 5.4/10 32
  • IMDb: 5.4/10
  • Rotten Tomatoes: 75%
  • Metacritic: 70/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2025-01-23 16:19

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