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Review Hesher

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Motorbreath!
von D.S.

Hesher ist ein durch und durch netter Assi: Ungewaschen, unrasiert, stets mit nacktem Oberkörper hässliche Tattoos präsentierend, seine langen Haare zu Metallica und Motörhead schüttelnd und der Welt ein bekifft fröhliches „Fuck you" entgegenschleudernd.

Es scheint ihm herzlich egal zu sein, wie er seine Zeit totschlägt und wie seine Umwelt das findet. Er macht einfach genau das, worauf er gerade Lust hat - ohne Ausnahmen. Im Erzählzeitraum des Films ist das, warum auch immer: Sich bei einer apathischen Familie einzuquartieren und dafür zu sorgen, dass sie sich nicht von ihrer unverarbeiteten Trauer nach dem Unfalltod der Mutter beerdigen lässt.

Im Zentrum der Geschichte steht dabei der kleine TJ, den das Leben von allen Seiten fertig macht: In der Schule gemobbt und verprügelt, erwartet ihn daheim nur die halbsenile Großmutter und der mit Antidepressiva grundsedierte Vater. Und vor der Haustür die Hoffnungslosigkeit und Leere von Spießer-Suburbia. Von allen Figuren im Film hat er eigentlich am wenigsten Lust auf das Chaos und die Anstrengung, die Hesher repräsentiert - denn sie zwingen ihn dazu, zu handeln. Sich zu entscheiden. Weiterzugehen.

Wenn man ehrlich ist, erzählt HESHER eine sehr plumpe Story und macht das auch noch mit dem Gestus eines Sozialarbeiters. Immerhin eines Sozialarbeiters, der cool sein will und darum auch Drogen und Heavy Metal okay findet. „Stell dich deinen Problemen. Verkriech dich nicht. Geh raus und mach was, und sei wie du bist!"

Da wäre also eine Menge Potenzial für Allgemeinplätze, Kitsch und Peinlichkeit. Die umschifft der Film aber ziemlich gut, was vor allem am grandiosen Hesher-Darsteller Joseph Gordon-Levitt liegt - wie auch an den vielen schrägen Situationen, in die seine Figur sich, TJ und alle anderen bringt (darunter Natalie Portman als Hornbrillenträgerin des Jahres). Diese werden zwar nicht immer mit aller möglichen Konsequenz und Boshaftigkeit ausgespielt. Und im letzten Drittel verliert der Metal-Maniac dann doch einiges von seinem charmanten Quasi-Zynismus.

Aber insgesamt muss man, allem Moral-Holzhammer der Story zum Trotz, HESHER einfach mögen. Sich über seine Direktheit und Respektlosigkeit freuen. Und mit ihm der Enge, Angst und Borniertheit des Spießbürger-Lebens glücklich grinsend den Mittelfinger zeigen.

staunte im Metropolis 8, Frankfurt

65 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Hesher
  • Score [BETA]: 73
  • f3a.net: 7.3/10 65
  • IMDb: 7.2/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 15:44

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