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Review Honeymoon

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Invasion der Flitterwochenfresser
von Leimbacher-Mario

Sehr gute Horrorfilme kann man jedes Jahr an einer Hand abzählen. Ist man allerdings Fan des Genres & etwas großzügig gegenüber solchen, meist Indie-Produktionen, kann man das Feld doch meist auf 10-20 Filme per anno strecken. Zu diesem mit Geheimtipps erweiterten Kreis gehört sicherlich auch "Honeymoon". Emotional, extrem ruhig & atmosphärisch in Szene gesetzt von der vielversprechenden Regisseurin Leigh Janiak. Den femininen Einfluss hätte man sich fast denken können, da die Geschichte um ein junges Ehepaar, das sich in seinen Flitterwochen in einer Waldhütte immer mehr entfremdet & wahrscheinlich übernatürlicher Angriffe erwehren muss, fast mehr Ehedrama als echter Horrorfilm ist. So oder so aber ein verdammt guter Film. Und wenn als Drama eingestuft, dann eines der gruseligsten der letzten Jahre.

Der Film baut sich extrem langsam auf & Schocks oder Gore sucht man fast durchgehend vergeblich - beides lobenswert, heute mehr denn je. Ich mag vor allem die enorm wichtige erste Hälfte, in der eine außergewöhnliche Nähe zu dem netten Paar aufgebaut wird, wie man sie sich in jedem Film wünschen würde, bei dem man um die Personen später noch bangen soll. Bei den beiden läuft’s, die Liebe ist spürbar, das Glück auf dem Höhepunkt - bis zur mysteriösen Nacht, in der Bea nackt im Wald aufwacht & sich fortan seltsam benimmt. Wie das vorher scheinbar starke Paar nun kämpft & auseinander driftet, wie erschreckend es sein kann, wenn die liebste & nahestehendste Person sich auf einmal drastisch verändert, das wurde selten so schockierend dargestellt. All die Sympathie & das Mitgefühl geht voll auf die Kappe der zwei Hauptdarsteller. Nicht nur die Chemie stimmt, auch die Einzelleistungen sind weitaus besser & packender als bei sonstigen Genreproduktionen. Viele Talente hier am Start - Kamera, Darsteller, Regie -, so entsteht ein hübsches Gesamtpaket!

Der Film bietet einige Parallelen zu berühmten Meisterwerken, von "Akte X" über "Die Fliege" bis natürlich "Invasion der Körperfresser", die Macher wussten eindeutig, was sie tun. Die Atmosphäre ist dicht, Flitterwochen habe ich selten spannender & auch trauriger erlebt. Mein Puls flog teilweise, ich musste ihn zu Ende gucken, auch um 3 Uhr nachts. Über das Ende lässt sich streiten, ich persönlich fand es eher schwächer & die ganze Zeit schon etwas zu offensichtlich. Es war halt der einfache Ausweg, der aber immer geht & mir noch oft genug einen Schauer über den Rücken jagt. So delikat & feinfühlig erst recht, ohne je zu plakativ oder billig zu wirken. Die zweite Hälfte bietet dann doch noch ein paar härtere Szenen, Blut & Schocker, wirkt im Konflikt & den Ansätzen zu dessen Lösung aber auch oft repetitiv. Im Grunde ist es ein sich wiederholendes Anschreien & wissen wollen, was los ist. Das ist jedoch spannend & seltsam genug, da es, wie gesagt, krass ist zu sehen, dass die Nähe der Liebenden schwindet, Vertrauen verfliegt & Liebe bröckelt - und das tut weh, egal ob der Grund dafür psychisch, menschlich oder übernatürlich ist.

Fazit: ein sehr sympathisches Paar, wirklich beängstigend & gruselig auseinandergetrieben. Ein kleiner Gruselgeheimtipp, der als wahrer Slowburner Geduld fordert & ebenso Drama wie Horror ist!

60 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Honeymoon
  • Score [BETA]: 77
  • f3a.net: 5.8/10 60
  • IMDb: 7.4/10
  • Rotten Tomatoes: 100%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 02:16

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