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Review The House at the End of Time

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„Amen“ war sein letztes Wort
von D.S.

Sieh an, ein Geisterhausfilm aus Venezuela? Das hatten wir noch nicht, glaube ich. Und als wollte er dafür sorgen, dass die Welt seine Existenz auch auf jeden Fall registriert, geht THE HOUSE AT THE END OF TIME vom Start weg in die Vollen. Äh, auf der Tonspur und vor allem im Score, zumindest. Hier wird gequietscht und geknarrt, finster gegeigt und zum bedrohlich brodelnden Crescendo angesetzt, als gäbe es kein Morgen. Oder kein Gestern? Ist mit Blick auf die Filmhandlung schwer zu sagen...

Wie auch immer: In seiner gesamten Inszenierung benimmt er sich, als hätte es die letzten 30, 40 Jahre Genrefilmgeschichte nicht gegeben. Kein Klischee ist zu ausgereizt, als dass es hier nicht noch mal verbraten werden würde, kein Taschenspielertrick zu plump, um ihn nicht noch mal vorzuführen. Tatsächlich trägt THE HOUSE fast ununterbrochen derart dick auf, wirkt im Verhalten seiner Figuren und im Einsatz von visuellen wie akustischen Symbolen derart theatralisch, dass ich ihn eigentlich nur als eine Art Telenovela mit Horrorthematik bezeichnen kann.

Dabei ist die Storyidee als solche gar nicht schlecht. Zwar auch nicht völlig neu, aber durch das unerklärbar, ja übernatürlich wirkende Mysterium des verfallenen Hauses, das zu Beginn des Films etabliert und erst am Ende gelüftet wird sowie durch geheimnisvolle Geschehnisse, Andeutungen und Hinweise auf unbekannte Mächte, die in seinem Verlauf gestreut werden, entwickelt sie auf jeden Fall ein gewisses Spannungspotential. Und die Auflösung selbst ist auch nicht von den schlechtesten Eltern; recht ambitioniert bis hirnverknotend, da habe ich in diesem Genre schon zahllose deutlich unoriginellere "Antworten" bekommen.

Zudem merkt man den Beteiligten an, dass sie mit viel Liebe dabei waren, und die Hauptfiguren können einem durchaus ans Herz wachsen. Man braucht nur eben ein gewisses Maß an Toleranz für die Unbeholfenheit und Naivität des Ganzen, die sich neben der plumpen Maske und Figurenzeichnung beispielsweise auch im albern lehrbuchgetreuen "Leitmotiv"-Verständnis des Musikverantwortlichen zeigt, der etwa jeden Auftritt baseballspielender Kinder mit derselben euphorisch-luftigen Streichervariation unterlegt.

Das wirkt in seinem Mangel an Subtilität und seiner grenzenlosen Theatralik schon alles des Öfteren unfreiwillig komisch. Richtig böse kann man dem Film dafür aber nicht sein, zudem gleichen seine Idee und sein Aufbau viele Schwächen wieder aus. Er hätte nur definitiv gestrafft werden müssen – im Mittelteil wird’s zu viel des Leerlaufs und der Wiederholungen.

Ãœber die Thematisierung von Religion und die letztendliche Bewertung des Wirkens der katholischen Kirche, die THE HOUSE nebenbei vornimmt, schweige ich an dieser Stelle besser mal. Nur so viel: auch hier braucht man Toleranz.

Insgesamt geht der Streifen aber schon in Ordnung, wenn man mit den genannten Plumpheiten und sonstigen Schwächen leben kann. Deshalb gerade noch 5 Punkte von mir. Weniger kann man einem Film eigentlich auch nicht geben, der mit einem "Amen" endet, oder?

guckte im Cinestar, Frankfurt

32 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The House at the End of Time
  • Score [BETA]: 64
  • f3a.net: 5.9/10 32
  • IMDb: 6.9/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 07:37

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