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Review Howl

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After Eight auf Schienen
von Dr_Schaedel

Es gab mal eine Zeit, da bedeutete "Horrorfilm" nicht zuzuschauen, wie sich Menschen gegenseitig auf möglichst brutale Weise zu Tode foltern, auch keine ironische Gagparade, sondern da war es Nacht, waberten Nebel, schrie der Waldkauz, bewegte sich etwas im Unterholz, und man wusste bis zum Finale des Films nicht, was da eigentlich im Dunkeln lauert und gegen Fenster und Türen hämmert, und fürchtete sich einfach mit den in präziser Taktung weniger werdenden Figuren des Films.

Solche Filme liefen dann am Wochenende auf ZDF oder ORF im Nachtprogramm, und so mancher 12ährige wurde für seine Ausdauer – so war es Gesetz – damit belohnt, dass nach einer Stunde Gruselwusel dann im letzten Drittel endlich die (oft richtig alberne) Kreatur in voller Pracht gezeigt wurde, was natürlich grundsätzlich eine Enttäuschung war, denn man hatte mit weitaus Erschreckenderem gerechnet. Aber man wusste dann Bescheid und konnte zufrieden ins Bett gehen.
Genau in diese Zeit fühlte ich mich bei HOWL zurückversetzt:

Ein müder, einsamer Kontrolleur mit miesen Karriereaussichten (Ed Speeler aus A LONELY PLACE TO DIE) arbeitet eher lustlos in einem Nachtzug einer britischen Eisenbahngesellschaft. Unter kaltem Neonlicht, zusammen mit einer Handvoll nerviger, ekliger und neurotischer Fahrgäste geht es bei strömendem Regen durch die Wälder Dorsets. Als der Zug durch Fremdeinwirkung abrupt zum Halten gebracht wird, entfaltet sich das oben beschriebene Szenario.

Mir gefiel diese trostlose Pendlerzugszenerie, gegen die sogar der nächtliche Wald mit der Farbpalette einer Schachtel After Eight mehr Lebenskraft aufweist. Auch die Passagiere, die in der Tat nicht sympathisch und reichlich schablonenhaft, aber für einen Oldschool-Gruselfilm sehr passend sind. Es gibt keine coolen Helden, und keine wirklich Bösen, alle versuchen zu überleben, sind dabei mal mehr, mal weniger menschlich, sogar die Kreaturen selbst.

Ich schrieb oben, das Erscheinen der Kreatur im Horrorfilm ging meist mit einer gewissen Enttäuschung einher, so ist es auch hier: Die Creatures sind der große Schwachpunkt des Films. Sind das überhaupt Werwölfe? Sie sehen obenherum aus wie Morlocks und untenrum wie CGI-animierte Dinosaurier aus einer N24-Doku. Furchteinflößend ist was anderes. ***SPOILER***Die Metamorphose vom Menschen zur Kreatur wurde dementsprechend vom Publikum auch eher mit Amüsement quittiert, was sehr schade war, aber wohl auch verdient. Damit war’s dann natürlich auch mit der Spannung vorbei.

Fazit: Eigentlich ein netter, straighter Horrorfilm alter Schule, mit Atmosphäre und wohldosierten Kunstblutmengen. Irgendwie imponiert mir der Mut, das im Jahr 2015 noch zu drehen, daher gibt es von mir doch 6,5 Punkte.

war im Cinemaxx, München

54 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Howl
  • Score [BETA]: 52
  • f3a.net: 5.2/10 54
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 23:28

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