Reviewer
Alexander * 6.0
Männer, allein im Wald
Alex fühlt sich privilegiert, denn zum ersten Mal darf er, zusammen mit seinem Boss Greger und dessen guten Freund Henrik, gemeinsam auf die Jagd.
In einem tief in den Wäldern Schwedens einsam gelegenen Jagdhaus werden Männer dann wieder zu großen Buben, alle Rituale inbegriffen. Man macht dumme Späße, neckt sich gegenseitig, säuft sich die Hucke voll, philosophiert über den Sinn des Lebens und holt sich vor dem Schlafen halt schnell noch mal einen runter.
Am frühen Morgen geht es dann gemeinsam auf die Jagd, denn dies war schließlich eigentlicher Sinn des Männerausflugs.
An dieser Stelle eine kleine Warnung am Rande: Tierfreunde haben es in diesem Jahr schwer auf dem Filmfest. Denn auch bei „Jakd“ bleibt uns die ein oder andere unschöne Szene leidender Tiere nicht erspart. In diesem Film werden sie allerdings bedeutungsschwanger ausgeschlachtet und sind letzten Endes das Epizentrum der Stimmung, die diesen Film ausmacht.
Über noch im Frühnebel liegenden Seen werden Wildenten vom Himmel geschossen; auf der Lichtung des Waldes haucht ein Hirsch grunzend und langsam sein Leben aus. Männer ergötzen sich am Anblick der von ihnen erlegten Tiere, weiden diese genauso genussvoll aus, wie sie sie anschließend verspeisen.
Das alles ist zugegebenermaßen sehr atmosphärisch in Szene gesetzt, bleibt aber über weite Strecken des Films relativ unspektakulär. Natürlich schwebt über all den Bildern immer ein wenig Unbehagen mit. Denn die beiden erfahrenen und sich offensichtlich auch nach Grenzerfahrungen sehnenden, von Magnus Krepper und Jens Hultén, sehr charismatisch gespielten Jäger, sind unberechenbar in ihren manchmal bizarren Aktionen und seltsamen Andeutungen.
Als dann eines Tages plötzlich alle Tiere aus dem Wald verschwunden zu sein scheinen, kippt die zuvor schon gereizte Stimmung endgültig, und die frustrierten Jäger entscheiden sich, ihren Aufenthalt mit zusätzlichen Spielchen zu würzen…
„Hunters on a White Field“ ist einer dieser etwas merkwürdig-bizarren Filme, die man mitunter nachts auf Tele-5 auf einem der hinteren, versteckten Programmplätze sehen kann. Weder besonders brutal, noch wirklich richtig spannend, als psychologische Studie und für Freunde kleiner „Mystery“ Filmchen jedoch durchaus interessant.
Die Absicht von Regisseurin Sarah Gyllenstierna war vielleicht, in einem etwas überspitzt dargestellten Szenario, den Machismo vieler Männer zu entlarven, und diese als das hinzustellen, was wir häufig ja auch sind: einfach nur große Kinder.
In einem tief in den Wäldern Schwedens einsam gelegenen Jagdhaus werden Männer dann wieder zu großen Buben, alle Rituale inbegriffen. Man macht dumme Späße, neckt sich gegenseitig, säuft sich die Hucke voll, philosophiert über den Sinn des Lebens und holt sich vor dem Schlafen halt schnell noch mal einen runter.
Am frühen Morgen geht es dann gemeinsam auf die Jagd, denn dies war schließlich eigentlicher Sinn des Männerausflugs.
An dieser Stelle eine kleine Warnung am Rande: Tierfreunde haben es in diesem Jahr schwer auf dem Filmfest. Denn auch bei „Jakd“ bleibt uns die ein oder andere unschöne Szene leidender Tiere nicht erspart. In diesem Film werden sie allerdings bedeutungsschwanger ausgeschlachtet und sind letzten Endes das Epizentrum der Stimmung, die diesen Film ausmacht.
Über noch im Frühnebel liegenden Seen werden Wildenten vom Himmel geschossen; auf der Lichtung des Waldes haucht ein Hirsch grunzend und langsam sein Leben aus. Männer ergötzen sich am Anblick der von ihnen erlegten Tiere, weiden diese genauso genussvoll aus, wie sie sie anschließend verspeisen.
Das alles ist zugegebenermaßen sehr atmosphärisch in Szene gesetzt, bleibt aber über weite Strecken des Films relativ unspektakulär. Natürlich schwebt über all den Bildern immer ein wenig Unbehagen mit. Denn die beiden erfahrenen und sich offensichtlich auch nach Grenzerfahrungen sehnenden, von Magnus Krepper und Jens Hultén, sehr charismatisch gespielten Jäger, sind unberechenbar in ihren manchmal bizarren Aktionen und seltsamen Andeutungen.
Als dann eines Tages plötzlich alle Tiere aus dem Wald verschwunden zu sein scheinen, kippt die zuvor schon gereizte Stimmung endgültig, und die frustrierten Jäger entscheiden sich, ihren Aufenthalt mit zusätzlichen Spielchen zu würzen…
„Hunters on a White Field“ ist einer dieser etwas merkwürdig-bizarren Filme, die man mitunter nachts auf Tele-5 auf einem der hinteren, versteckten Programmplätze sehen kann. Weder besonders brutal, noch wirklich richtig spannend, als psychologische Studie und für Freunde kleiner „Mystery“ Filmchen jedoch durchaus interessant.
Die Absicht von Regisseurin Sarah Gyllenstierna war vielleicht, in einem etwas überspitzt dargestellten Szenario, den Machismo vieler Männer zu entlarven, und diese als das hinzustellen, was wir häufig ja auch sind: einfach nur große Kinder.
goutierte im Harmonie, Frankfurt
Leimbacher-Mario * 3.5
Jagdszenen mit Niedereiern
Drei Männer gehen abgeschieden im Wald jagen. Zwei scheinen erfahrener in dem Metier zu sein, einer ist ein Neuling. Zwei sind „echte“ Schweden, einer hat eindeutig Migrationshintergründe. Enten, Rehe, alle müssen sich in Acht nehmen vor diesem klischeehaften Trio maskuliner Hilferufe…
Alphalämmchen
Wenn Frauen Filme über Männer machen … kann das klappen. Fragt mal Kathryn Bigelow. „Jakt“ aka „Hunters on a White Field“ aus Schweden ist aber leider kein gutes Beispiel dafür. Eher das Gegenteil davon. Die eigentlichen Jagdszenen sind noch einigermaßen okay inszeniert, manchmal kommt ein Hauch von Spannung auf und die natürlichen Sonnenuntergänge, Verwesungsvorgänge, Rehfamilien, Nebelschwaden vor blutenden Bäumen - all das ist visuell nicht schlecht eingefangen. Akustisch werden Wald und See ebenfalls teils gut zum Leben erweckt. Leider hakt’s dann gewaltig an den zwei dicksten Stellschrauben, die jeder Film innehat: die Figuren und die Geschichte selbst. Der Protagonist ist im besten Fall blass, im schlechteren ist selbst er passend zum Titel ein weißes Blatt oder gar passiv, unsympathisch, langweilig. Und von seinen beiden leicht durchgeknallten Kompagnons will ich gar nicht erst anfangen - Steinzeitmännlein nah an der Parodie und mitsamt aller Klischees. So, und wenn man dann über eineinhalb Stunden diesen drei Lullies dabei zuguckt, wie sie im Wald rumlaufen, jagen, umknicken, jammern, schwitzen, labern und ihre Instinkte wecken, dann kommt man sich als Zuschauer (erst recht als vernünftiger Mann!) schon etwas verarscht vor. Selbst wenn vieles satirisch angehaucht ist. Es ist einfach eine schwache Vision und Version.
Drei Männer und ein Rehbaby
Fazit: Schlappe Schwanzvergleiche, solide Survivalszenen, magere Männlichkeitsrituale… Zumindest wie sie sich eine Frau vorstellt. Schwach.
Alphalämmchen
Wenn Frauen Filme über Männer machen … kann das klappen. Fragt mal Kathryn Bigelow. „Jakt“ aka „Hunters on a White Field“ aus Schweden ist aber leider kein gutes Beispiel dafür. Eher das Gegenteil davon. Die eigentlichen Jagdszenen sind noch einigermaßen okay inszeniert, manchmal kommt ein Hauch von Spannung auf und die natürlichen Sonnenuntergänge, Verwesungsvorgänge, Rehfamilien, Nebelschwaden vor blutenden Bäumen - all das ist visuell nicht schlecht eingefangen. Akustisch werden Wald und See ebenfalls teils gut zum Leben erweckt. Leider hakt’s dann gewaltig an den zwei dicksten Stellschrauben, die jeder Film innehat: die Figuren und die Geschichte selbst. Der Protagonist ist im besten Fall blass, im schlechteren ist selbst er passend zum Titel ein weißes Blatt oder gar passiv, unsympathisch, langweilig. Und von seinen beiden leicht durchgeknallten Kompagnons will ich gar nicht erst anfangen - Steinzeitmännlein nah an der Parodie und mitsamt aller Klischees. So, und wenn man dann über eineinhalb Stunden diesen drei Lullies dabei zuguckt, wie sie im Wald rumlaufen, jagen, umknicken, jammern, schwitzen, labern und ihre Instinkte wecken, dann kommt man sich als Zuschauer (erst recht als vernünftiger Mann!) schon etwas verarscht vor. Selbst wenn vieles satirisch angehaucht ist. Es ist einfach eine schwache Vision und Version.
Drei Männer und ein Rehbaby
Fazit: Schlappe Schwanzvergleiche, solide Survivalszenen, magere Männlichkeitsrituale… Zumindest wie sie sich eine Frau vorstellt. Schwach.
war im Residenz, Köln
D.S. * 3.5
Jäger des verlorenen Spaßes
Gerade einmal knackig kurze 97 Minuten ist dieser Debütspielfilm der bislang vor allem im Kurzfilmsegment erfahrenen schwedischen Regisseurin Sarah Gyllenstierna. Ich muss das hier extra noch mal betonen, denn wenn man sich nach dem Ende des Abspanns aus dem Kino schleift, hat man viel eher das Gefühl, hier einem dreistündigen Mammutwerk beigewohnt zu haben. So energiegeladen, temporeich, spannend und spaßig ist JAKT.
Aber gut, zumindest spaßig will er ja auch nicht sein. Sondern stattdessen? Schwer zu sagen. Eine bittere Allegorie auf toxische Männlichkeit (inklusive überkommenem Rollenverhalten) und wie sie nicht nur Frauen, sondern auch Männern selbst schadet – sicherlich. Zum Teil. Allerdings kann man hier auch andere Motive herauslesen. Zum Beispiel die Angst vor dem Altwerden, vor Bedeutungs-, Macht-, Prestigeverlust – und vor den Jüngeren, die einem die eigene Position im Leben samt der Privilegien, an die man sich gewöhnt hat, streitig machen. In erweitertem Sinne sogar das Thema Generationenkonflikt. Die Traditionen, an die sich die Alten klammern, gegen das Neue, Fremde, Gefährliche; den Wandel, den die Jungen verkörpern. Wobei Wandel nicht unbedingt Fortschritt bedeuten muss, wie man aus dem hier Gezeigten herauslesen kann.
Das sind per se keine uninteressanten Inhalte. Sie sind in diesem Film nur leider alles andere als interessant inszeniert. So werden unsere drei Protagonisten, der junge Alex (mit Migrationshintergrund), sein Chef Greger und dessen alter Freund (und GF-Kollege?) Henrik, von Anfang an unglaublich unsympathisch gezeichnet, und zwar alle gleichermaßen. Ob sie nun in dumpf blubbernder Nostalgie schwelgen oder ganz heiß darauf sind, endlich auch in die Ränge der sich – im übertragenen Sinne – permanent auf die Schulter klopfenden Silberrücken aufzusteigen: Keinen dieser Typen will man auch nur in die Nähe seines Schreibtischs, geschweige denn seines Kinosessels lassen. Dabei treten sie jedoch viel mehr als Archetypen denn als glaubwürdige Charaktere auf. Zudem hat keiner von ihnen irgendwelche Züge, die ihn interessant machen würden.
Dass es solche Typen sind, die sich lustvoll damit brüsten, wehrlose Tiere brutal abschlachten zu können und das hier dann auch in epischer Breite zelebrieren, passt natürlich einerseits durchaus sehr genau. Falls dies allerdings von der Filmemacherin als Kritik an nach wie vor weit verbreiteten archaischen Denkstrukturen, an einem Macho-Weltbild oder allgemein an männlicher Herrschsucht gemeint gewesen sein sollte, erzielt es nicht die wohl gewünschte Wirkung. Denn es erweitert den Eindruck, den wir bis dahin von den Protagonisten gewonnen haben, nicht im Geringsten. Wirkt im schon durch die Dialoge gezeichneten Gesamtbild zu unspektakulär „normal“. Und entwickelt deshalb keine satirisch-spitze Kraft, sondern sorgt nur für Ekel ob der überflüssigen Mord- und Ausweidungsszenen.
Dann kippt die bis dahin immerhin noch einigermaßen dicht inszenierte und atmosphärisch eingefangene Handlung an einem gewissen Punkt komplett. All das, was bislang nur eine unspektakuläre Abbildung des leider allzu Normalen war, verwandelt sich in ein vollkommen unglaubwürdiges Szenario – was (entgegen der von mir vermuteten Intention) erneut nicht als bösartige Satire funktioniert, da Tonfall und Tempo genauso heruntergefahren bleiben, wie sie es vorher waren. Was die Männers auf einmal zu treiben beginnen, ist vollkommen unrealistisch. Verbleibt in seiner Darstellung aber so müde alltäglich und adrenalinfrei, wie man sich das Leben in Schweden eben gemeinhin vorstellt.
Kein Wumms, keine Spannung, keine Sympathien, keine wirklich interessanten Erkenntnisse: HUNTERS ON A WHITE FIELD hat wenig, was für ihn spricht. Der zunächst immerhin noch einigermaßen subtil eingestreuten Hinweise auf die unter der Oberfläche lauernden Konflikte zwischen den Protagonisten sowie der gelungenen Kameraarbeit wegen gerade noch 3,5 Punkte. Für mich persönlich aber ein absolutes Lowlight beim FFF 2024.
Aber gut, zumindest spaßig will er ja auch nicht sein. Sondern stattdessen? Schwer zu sagen. Eine bittere Allegorie auf toxische Männlichkeit (inklusive überkommenem Rollenverhalten) und wie sie nicht nur Frauen, sondern auch Männern selbst schadet – sicherlich. Zum Teil. Allerdings kann man hier auch andere Motive herauslesen. Zum Beispiel die Angst vor dem Altwerden, vor Bedeutungs-, Macht-, Prestigeverlust – und vor den Jüngeren, die einem die eigene Position im Leben samt der Privilegien, an die man sich gewöhnt hat, streitig machen. In erweitertem Sinne sogar das Thema Generationenkonflikt. Die Traditionen, an die sich die Alten klammern, gegen das Neue, Fremde, Gefährliche; den Wandel, den die Jungen verkörpern. Wobei Wandel nicht unbedingt Fortschritt bedeuten muss, wie man aus dem hier Gezeigten herauslesen kann.
Das sind per se keine uninteressanten Inhalte. Sie sind in diesem Film nur leider alles andere als interessant inszeniert. So werden unsere drei Protagonisten, der junge Alex (mit Migrationshintergrund), sein Chef Greger und dessen alter Freund (und GF-Kollege?) Henrik, von Anfang an unglaublich unsympathisch gezeichnet, und zwar alle gleichermaßen. Ob sie nun in dumpf blubbernder Nostalgie schwelgen oder ganz heiß darauf sind, endlich auch in die Ränge der sich – im übertragenen Sinne – permanent auf die Schulter klopfenden Silberrücken aufzusteigen: Keinen dieser Typen will man auch nur in die Nähe seines Schreibtischs, geschweige denn seines Kinosessels lassen. Dabei treten sie jedoch viel mehr als Archetypen denn als glaubwürdige Charaktere auf. Zudem hat keiner von ihnen irgendwelche Züge, die ihn interessant machen würden.
Dass es solche Typen sind, die sich lustvoll damit brüsten, wehrlose Tiere brutal abschlachten zu können und das hier dann auch in epischer Breite zelebrieren, passt natürlich einerseits durchaus sehr genau. Falls dies allerdings von der Filmemacherin als Kritik an nach wie vor weit verbreiteten archaischen Denkstrukturen, an einem Macho-Weltbild oder allgemein an männlicher Herrschsucht gemeint gewesen sein sollte, erzielt es nicht die wohl gewünschte Wirkung. Denn es erweitert den Eindruck, den wir bis dahin von den Protagonisten gewonnen haben, nicht im Geringsten. Wirkt im schon durch die Dialoge gezeichneten Gesamtbild zu unspektakulär „normal“. Und entwickelt deshalb keine satirisch-spitze Kraft, sondern sorgt nur für Ekel ob der überflüssigen Mord- und Ausweidungsszenen.
Dann kippt die bis dahin immerhin noch einigermaßen dicht inszenierte und atmosphärisch eingefangene Handlung an einem gewissen Punkt komplett. All das, was bislang nur eine unspektakuläre Abbildung des leider allzu Normalen war, verwandelt sich in ein vollkommen unglaubwürdiges Szenario – was (entgegen der von mir vermuteten Intention) erneut nicht als bösartige Satire funktioniert, da Tonfall und Tempo genauso heruntergefahren bleiben, wie sie es vorher waren. Was die Männers auf einmal zu treiben beginnen, ist vollkommen unrealistisch. Verbleibt in seiner Darstellung aber so müde alltäglich und adrenalinfrei, wie man sich das Leben in Schweden eben gemeinhin vorstellt.
Kein Wumms, keine Spannung, keine Sympathien, keine wirklich interessanten Erkenntnisse: HUNTERS ON A WHITE FIELD hat wenig, was für ihn spricht. Der zunächst immerhin noch einigermaßen subtil eingestreuten Hinweise auf die unter der Oberfläche lauernden Konflikte zwischen den Protagonisten sowie der gelungenen Kameraarbeit wegen gerade noch 3,5 Punkte. Für mich persönlich aber ein absolutes Lowlight beim FFF 2024.
war im Harmonie, Frankfurt
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Bewertungen
Hunters on a White Field
- Score [BETA]: 69
- f3a.net: 4.3/10 21
- IMDb: 6.3/10
- Rotten Tomatoes: 100%