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Review Identity

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"Kommt, wir machen mal einen so richtig überraschenden Film!"
von D.S.

Es ist wohl langsam wirklich zur Tradition geworden: der Eröffnungsfilm des FFF ist ein mainstreamiger Streifen, den sich auch der hier zuhauf im Saal vorhandene Durchschnittskinogänger ansehen kann, ohne überfordert zu werden. Sicherlich gut gemacht, aber locker konsumierbar und ohne echte Tiefen - all das trifft auch auf IDENTITY zu. Dabei wäre der Film so gerne etwas ganz besonderes, hätte so gerne eine wirklich neue Idee, will mit aller Macht überraschen - und verendet als ein Retortenbaby, das bei all seiner Cleverness vergessen hat, daß Filme den Zuschauer in irgendeiner Weise auch berühren müssen, um zu funktionieren.

Zunächst verfolgen wir in IDENTITY ein leidlich spannend inszeniertes Slasher-Wer ist der Mörder-10 kleine Negerlein-Kammerspiel. Einleitend mit ein paar hübschen visuellen und dramaturgischen Einfällen versehen (Freezeframes, anti-chronologisches Erzählen, teils sehr unvermitteltes Einführen von Charakteren), erleben wir, wie 10 sehr unterschiedliche Figuren bei sintflutartigen Regenfällen in einem schäbigen Motel in der Mitte von nirgendwo stranden und einander bald näher kennenlernen, als es ihnen lieb ist... In einem anderen Handlungsstrang geht es um die letzte Anhörung eines schon zum Tode verurteilten Serienmörders - neue Indizien sind aufgetaucht. Aber der Gefangenentransport trifft und trifft nicht beim Gerichtsgebäude ein... Derweil wird die Zahl der im Motel Eingeschlossenen nach und nach dezimiert - und fast jeder der Verbliebenen scheint verdächtig. Wer ist der Mörder? Und welches Spiel spielt er?

Die Auflösung ist dann je nach Gusto und Genre-Erfahrung überraschend oder relativ vorhersehbar; in jedem Fall aber ist sie in ihrer Wirkung auf das zuvor Gesehene ziemlich brutal - ja, sie zerreißt den Film fast. Und führt dann leider dazu, daß man den Rest des Films nur mehr mit einem gewissen Interesse zur Kenntnis nimmt - ohne jedoch so involviert oder auch nur gespannt zu sein wie in den vorherigen zwei Dritteln. Auf mich persönlich wirkte das ganze so fast wie eine Art filmisches Experiment - nicht von der technischen oder inhaltlichen, sondern der dramaturgischen Seite her. Und Experimente erzeugen nun mal eher wenig Leidenschaft im Betrachter.

Zwar ist die Auflösung der Geschichte eher ungewöhnlich (wenn auch nicht ganz neu; zumindest in abgewandelter Form hat es das schon oft gegeben), jedoch reicht dies nicht, auch einen in sich ungewöhnlichen Film entstehen zu lassen. Vielmehr wirkt vieles unentschlossen, zwischen gewöhnlichem Slasher-Thriller und einem gewissen oberflächlichen Psycho-Kick hin und her chargierend. Dabei jedoch niemals wirklich berührend. Leicht zu genießen eben, und insofern für mich eher enttäuschend. Aber souverän gespielt, vor allem - natürlich - von John Cusack, und zumindest zeitweise dicht inszeniert, darum: 7 Punkte.

war im Cinemaxx, Berlin

54 Bewertungen auf f3a.net

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Identity
  • f3a.net: 7.5/10 54
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 22:51

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