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von MarxBrother81
Ich fand den TV-Film, die Erstverfilmung von 1990 als Kind sehr erschreckend und einprägsam. An der deutschen Erstausstrahlung auf Sat 1 kam damals eigentlich niemand vorbei. Heute ist das natürlich anders, da sich die Zeiten des Horrorfilms, der Kinounterhaltung und der Wahrnehmung natürlich verändert haben, und man für heutige Neuinterpretationen nun keine Ausnahmen mehr macht, sondern handwerklich hochwertigen, teuren Kommerz vor unabhängiger Kunst produzieren lässt. Will heißen: Pennywise, der damals kongenial von dem brillanten Tim Curry gespielt wurde, wird nun wie eine Art alienartiger Freddy Krueger in Szene gesetzt, der durch schnelle Schnitte und Jump Scares weniger durch seine physische Ausstrahlung in Erscheinung tritt. In einigen Passagen wirkt der verjüngte Killerclown wie eine Bugs Bunny-Figur mit abstehenden Augen und niedlicher Fistelstimme, die nur dann bedrohlich wird, wenn sie durch- und abdreht. Seine roten Ballons, die Vorboten zur Hölle, tauchen anfangs fast minütlich auf und stimmen den neugierigen Zuschauer auf die Mixtur aus leider vorhersehbaren Teendrama und brutaler FX-Orgie ein. Im stetigen Wechsel erleben die durchwachsen spielenden Teens den alltäglichen Horror des Lebens und das unbekannte Grauen als phantastische Grenzerfahrung. So streunen sie in der Gegend herum, werden von kaum Älteren gejagt, haben mit ihren Eltern eigene interne Probleme und immer wieder taucht der Clown auf, der sich an ihren frischen Leibern ergötzen will. Wo der erste Film in 180 Minuten ausufernd, toll besetzt aber behäbig daher kommt, weil TV-Filme damals noch nicht die Möglichkeiten hatten drastische Gewalt in all ihren Einzelheiten zu zeigen, so geht die neue Version den Schritt der effektiven Konfrontation in Form einer schnellen, pausenlosen Erzählung. Das dabei die dramaturgischen Tiefen einzelner Figuren zugunsten eines Geisterhaus-Spektakels verloren gehen, muss man einfach in Kauf nehmen und akzeptieren. Das Buch von Stephen King wird filmisch natürlich nicht so dargestellt, wie es der Autor schildert, sondern die besten Passagen werden hier ausgesucht, aneinandergereiht und weitergesponnen. Der Zeitgeist nimmt sich zudem das CGI und einige optische Verweise, die aus dem Mainstream nicht mehr wegzudenken sind. So ist z. B. die Badezimmerszene (auch Blutbad) nun dem RING-Kosmos sehr ähnlich, wobei "Der Blob" auch grüßen lässt. Oder die Projektorszene in der Garage, die schon sehr trashig geworden ist. Man kann Andrés Muschietti nicht vorwerfen, dass er einen schlechten Film gemacht hat, nein, das hat er natürlich nicht. Als Konzeptfilm funktioniert sein künstlicher Schocker, der unterhaltsam und einwandfrei inszeniert ist, sehr gut. Ein Meisterwerk ist er dennoch nicht. Dafür fehlt es an Seele bei den jungen Protagonisten, Mut zu mehr Intensität anstatt dem reinen Abhandeln von Reißbrettsituationen und einer optisch eigenwilligen Handschrift des Argentiniers Muschietti, der sich hier an die strikten Vorgaben von New Line Cinema und Warner richtet bzw. hält. Eine visuelles Gewitter zwischen brachialen Schocks und kindlicher Naivität ist entstanden, welches man zwischen bierernst, unfreiwillig komisch und hochgradig gruselig ansiedeln kann. Ergo: Gute Kost, die einige gute Ideen hat, aber nicht das Non plus Ultra darstellt!

59 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

It
  • Score [BETA]: 81
  • f3a.net: 7.7/10 59
  • IMDb: 8.6/10
  • Rotten Tomatoes: 89%
  • Metacritic: 70/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 00:32

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