Der feuchte Traum eines alten weißen Mannes
von D.S.
Gestatten? John. Das labbrige Toastbrot aller labbrigen Toastbrote, die Langeweile in Person, ein ambitionsloser Buchhalter einer Mittelklassebank, der verklemmte Halbneffe von Adam Sandler. Gar keine Frage, dass eine hübsche wilde junge Frau sich sofort in einen wie ihn verliebt, wenn sie ihn nur durchs Fenster der U-Bahn erblickt. Denn er hat ja bestimmt eine traumhaft schöne Seele, die sich nur trauen muss, ans Licht zu kommen … und auf einen wie ihn hat eine jede Frau letztendlich natürlich nur gewartet (da sie ganz offensichtlich keinerlei Selbstwertgefühl hat).
Nee, ist klar. Ich will Luc Besson nicht unterstellen, dass er das mit Absicht tut, aber sein JUNE AND JOHN bedient das Incel-Narrativ des von der Frauenwelt ungerechtfertigterweise immer übersehenen, eigentlich doch aber total tollen Typen bis ins Detail. Ein Typ, den ein massiv naives, geistig mehr oder weniger ein Kind gebliebenes Mädchen nur endlich mal entdecken muss, damit er ihr beweisen kann, was für ein wahrer Hengst er doch ist. Dass die Figur der June hier die vordergründig aktivere, dominantere, selbstbewusstere ist, ist kein Widerspruch: sehen sich doch die meisten Incels selbst als „Frauenfreunde“ und -bewunderer, die „das Weibliche“ vergöttern und sich ihm gern unterordnen – so lange es halt genau sie als ihren Helden auserwählt. Wichtigste Voraussetzung: immer sexy, immer doof, immer auf ihren Master-Mann fixiert sein. So wie June hier, in diesem studentenfilmartigen Erguss des aktuell mal wieder mit (Kindes-) Missbrauchsvorwürfen konfrontierten ehemaligen Starregisseurs Besson. Dass deren Darstellerin Matilda Price im Filmverlauf, anders als ihr Partner Luke Stanton Eddie (THE ALTO KNIGHTS), mehrfach nackt zu sehen ist, ist bestimmt nur ein Zufall.
Sieht man von der fragwürdigen Figurenzeichnung sowie der grundlegenden Handlungskonstellation einmal ab, bleiben dennoch zahlreiche Kritikpunkte, die man genüsslich zerpflücken kann. Oder über die man sich ärgern kann, wenn man Geld für die Sichtung des Films ausgegeben hat. Da wäre zuvorderst die mangelnde Originalität der Story: Offensichtlich fühlt man sich bei dieser Möchtegern-Amour-Fou-Erzählung natürlich an Werke wie BONNIE AND CLYDE und THELMA & LUISE erinnert, wobei die Eröffnung der Handlung (braver Mittelstandstyp wird nach Feierabend mit der Schattenseite seiner Stadt konfrontiert) auch Scorseses grandiosem AFTER HOURS Reverenz erweist. Wenn man genauer hinsieht – und die nicht allzu populäre Vorlage kennt –, erscheint JUNE AND JOHN aber tatsächlich vor allem als nahezu 1:1-Kopie des Pulp-Films MAD LOVE von 1995, mit Drew Barrymore und Chris O‘Donnell. Der größte Unterschied: dessen Protagonist*innen haben eine enorme Chemie untereinander. Man nimmt ihnen sofort und jederzeit ab, dass sie füreinander brennen. Und bereit sind, selbst das Abseitigste für den/die andere/n zu tun. Bei JUNE AND JOHN hingegen … nun ja. So unwahrscheinlich es scheint, dass diese beiden so unterschiedlichen Charaktere zusammenfinden, so distanziert voneinander wirken sie über den gesamten Film hinweg. Für ihre Sexszenen gibt es nur ein Wort: Cringe. Genau wie für das Konzept eines „Manic Pixie Dream Girl“-Movies im Jahre 2025 als solches.
Über all diese Schwächen kann leider auch die Umsetzung nicht hinwegtäuschen, im Gegenteil. Der Streifen wurde wohl zum größten Teil, so liest man, während der Corona-Lockdowns mit iPhones gefilmt, zudem kamen aber ebenfalls Drohnen zum Einsatz, in mindestens einer Szene zusätzlich eine „reguläre“ Kamera. Wie dem auch sei: Die Bilder wirken flach und unnatürlich bunt, die Kontraste sind viel zu stark, die abgefilmten Locations in vielen Fällen einfach nur schäbig. Ich schrieb oben vom „Studentenfilm“. Rein technisch erscheint JUNE AND JOHN absolut als solcher.
Aber hey, vielleicht bin ich ja auch einfach nur ein zynisches altes Arschloch? Das die Magie junger, freier Liebe nicht mehr erkennen kann und sie kleinreden will? Könnte sein. Falls sich junge, freie Liebe in Dialogen mit der Kalenderspruchqualität von „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!“ erschöpft. Was weiß ich schon. Nur, dass JUNE AND JOHN sich wie eine erbärmliche filmische Beleidigung anfühlt. Knappe 3 von 10 Punkten.
Nee, ist klar. Ich will Luc Besson nicht unterstellen, dass er das mit Absicht tut, aber sein JUNE AND JOHN bedient das Incel-Narrativ des von der Frauenwelt ungerechtfertigterweise immer übersehenen, eigentlich doch aber total tollen Typen bis ins Detail. Ein Typ, den ein massiv naives, geistig mehr oder weniger ein Kind gebliebenes Mädchen nur endlich mal entdecken muss, damit er ihr beweisen kann, was für ein wahrer Hengst er doch ist. Dass die Figur der June hier die vordergründig aktivere, dominantere, selbstbewusstere ist, ist kein Widerspruch: sehen sich doch die meisten Incels selbst als „Frauenfreunde“ und -bewunderer, die „das Weibliche“ vergöttern und sich ihm gern unterordnen – so lange es halt genau sie als ihren Helden auserwählt. Wichtigste Voraussetzung: immer sexy, immer doof, immer auf ihren Master-Mann fixiert sein. So wie June hier, in diesem studentenfilmartigen Erguss des aktuell mal wieder mit (Kindes-) Missbrauchsvorwürfen konfrontierten ehemaligen Starregisseurs Besson. Dass deren Darstellerin Matilda Price im Filmverlauf, anders als ihr Partner Luke Stanton Eddie (THE ALTO KNIGHTS), mehrfach nackt zu sehen ist, ist bestimmt nur ein Zufall.
Sieht man von der fragwürdigen Figurenzeichnung sowie der grundlegenden Handlungskonstellation einmal ab, bleiben dennoch zahlreiche Kritikpunkte, die man genüsslich zerpflücken kann. Oder über die man sich ärgern kann, wenn man Geld für die Sichtung des Films ausgegeben hat. Da wäre zuvorderst die mangelnde Originalität der Story: Offensichtlich fühlt man sich bei dieser Möchtegern-Amour-Fou-Erzählung natürlich an Werke wie BONNIE AND CLYDE und THELMA & LUISE erinnert, wobei die Eröffnung der Handlung (braver Mittelstandstyp wird nach Feierabend mit der Schattenseite seiner Stadt konfrontiert) auch Scorseses grandiosem AFTER HOURS Reverenz erweist. Wenn man genauer hinsieht – und die nicht allzu populäre Vorlage kennt –, erscheint JUNE AND JOHN aber tatsächlich vor allem als nahezu 1:1-Kopie des Pulp-Films MAD LOVE von 1995, mit Drew Barrymore und Chris O‘Donnell. Der größte Unterschied: dessen Protagonist*innen haben eine enorme Chemie untereinander. Man nimmt ihnen sofort und jederzeit ab, dass sie füreinander brennen. Und bereit sind, selbst das Abseitigste für den/die andere/n zu tun. Bei JUNE AND JOHN hingegen … nun ja. So unwahrscheinlich es scheint, dass diese beiden so unterschiedlichen Charaktere zusammenfinden, so distanziert voneinander wirken sie über den gesamten Film hinweg. Für ihre Sexszenen gibt es nur ein Wort: Cringe. Genau wie für das Konzept eines „Manic Pixie Dream Girl“-Movies im Jahre 2025 als solches.
Über all diese Schwächen kann leider auch die Umsetzung nicht hinwegtäuschen, im Gegenteil. Der Streifen wurde wohl zum größten Teil, so liest man, während der Corona-Lockdowns mit iPhones gefilmt, zudem kamen aber ebenfalls Drohnen zum Einsatz, in mindestens einer Szene zusätzlich eine „reguläre“ Kamera. Wie dem auch sei: Die Bilder wirken flach und unnatürlich bunt, die Kontraste sind viel zu stark, die abgefilmten Locations in vielen Fällen einfach nur schäbig. Ich schrieb oben vom „Studentenfilm“. Rein technisch erscheint JUNE AND JOHN absolut als solcher.
Aber hey, vielleicht bin ich ja auch einfach nur ein zynisches altes Arschloch? Das die Magie junger, freier Liebe nicht mehr erkennen kann und sie kleinreden will? Könnte sein. Falls sich junge, freie Liebe in Dialogen mit der Kalenderspruchqualität von „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!“ erschöpft. Was weiß ich schon. Nur, dass JUNE AND JOHN sich wie eine erbärmliche filmische Beleidigung anfühlt. Knappe 3 von 10 Punkten.
verweste im Harmonie, Frankfurt
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June and John
- Score [BETA]: 55
- f3a.net: 5.5/10 18