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Review Jungle

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Die grüne Hölle
von Frank

JUNGLE war für mich eines der Highlights dieses Jahr, jedoch keine Liebe auf den ersten Blick. Nach anfangs schönen Bildern von Südamerika wo wir Daniel Radcliffe’s Charakter Yossi Ghinsberg posend zu einem Abenteuertrip aufbrechen sehen, hat mich der Film mit seinem etwas eigenartigen Zusammentreffen der Figuren irritiert. Die Ausarbeitung der Figurenkonstellation ist mit Mängeln behaftet, da man als Zuschauer ein recht oberflächliches, lückenhaftes Bild von den Beziehungen der Protagonisten untereinander erhält. Thomas Kretschmanns Performance hatte mich nicht gleich überzeugt. Ich musste mich erst einmal damit abfinden, dass seine Figur doch ein weniger komplexer Charakter ist, als ich es sonst von seinen Rollen kenne. ***SPOILER***Seine plötzliche Wandlung kam dann allerdings überraschend.

Auch die simplen Dialoge empfand ich nicht gerade als eine Stärke von JUNGLE. Gewöhnungsbedürftig ist hier das nicht native oder australische Englisch der Schauspieler, die im Film Personen israelischer und österreichischer Herkunft spielen. Doch die Dialoge entpuppen sich ohnehin schnell als Nebensache, wenn JUNGLE seinen eingeschlagenen Pfad verlässt, um gänzlich andere zu betreten. Und soviel kann ich versichern, die haben es in sich. Was sich hier für ein grandioses Survival-Drama entfaltet, habe ich in dieser Wucht und rauschhaften Intensität lange nicht, wenn überhaupt jemals gesehen.

Sind schon die überwältigenden Landschaftsaufnahmen (u. a. imposante Luftaufnahmen) des weitläufigen Amazonas Regenwaldes ein absoluter Hochgenuss, der einem gebannt auf die Bilder starren lässt und zwingender Grund ist, sich den Film im Kino auf der größten verfügbaren Leinwand anzuschauen, so ist ein absolutes Highlight des Films genau die Sequenz, mit dem das Abenteuer zum wahren Survival Fiasko-Trip wird. Nämlich die ***SPOILER***Wildwasser "Wir sind am Arsch" Sequenz. Ab hier geht es immer tiefer hinein und JUNGLE wird für Radcliffe’s Charakter Yossi zum sprichwörtlichem Kampf ums nackte Überleben. Dabei entwickelt sich JUNGLE zu einem halluzinatorischen Trip erster Güte, wird immer dichter und lässt Grenzen der Wahrnehmung verschwimmen. Einige Bilder haben mich wegen ihrer Fantasy Elemente (technische Aufarbeitung) oder sogar kosmologischem Bezug kurz an Terence Malick’s TREE OF LIFE denken lassen (Sternen Szene, tanzende Frau). Dies nur als Randbemerkung, denn auch wenn dazu bei mir noch vereinzelt Assoziationen im Raum liegen, unterscheidet sich der Film ansonsten deutlich in Stil, Dramaturgie und Emotion.

Wer sich im Übrigen einmal richtig ekeln möchte, braucht sich nicht RAW oder KUSO anzuschauen. Schaut Euch JUNGLE an. Hier kann man sehen wie eine einzelne Szene, sich aus der Handlung heraus bildend, viel wirkungsvoller sein kann.

JUNGLE ist eine Extremrolle für Daniel Radcliffe, in der er wieder einmal seine großartigen darstellerischen Fähigkeiten unter Beweis stellt und sicher auch einige Kilos für die Rolle geopfert hat. Das dabei die anderen Darsteller durch das Drehbuch allesamt ***SPOILER***zu Nebenfiguren degradiert werden, entpuppt sich als Segen für den Film und ist seitens der Autoren eine mutige, hervorragende dramaturgische Entscheidung gewesen, die es überhaupt erst möglich macht, dass sich JUNGLE zu einem derart intensiven und soghaft hypnotischen Survival-Drama entwickelt. Denn die Geschichte auf der Grundlage einer wahren Begebenheit hätte als solche auch anders erzählt werden können. Gott sei Dank wird darauf verzichtet den Fluss der Geschichte durch viele Wechsel zwischen den Schauplätzen zu unterbrechen.

Habt ein wenig Geduld mit diesem Film. Nach etwas behäbiger Einführung wird JUNGLE zu einem fiebrig halluzinatorischen Dschungel Survival-Trip, in fantastischen Bildern erzählt und mit einem aufopfernd spielenden Daniel Radcliffe. Und fesselnd bis zum Schluss. Ohne ein weiteres Wort erinnert JUNGLE daran das diese großartige, ein wenig einschüchternde Landschaft, es wert ist, geschützt und erhalten zu werden.

Vielleicht ist es für manche wichtig zu wissen: Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Die Geschichte wurde bereits als Buch veröffentlicht.
Meine Wertung entspricht der euphorischen Begeisterung bei Verlassen des Kinos. Für die Mängel zu Beginn müsste ich eigentlich noch mindestens einen halben Punkt abziehen. Mache ich aber nicht. :))

war im Savoy, Hamburg

44 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Jungle
  • Score [BETA]: 72
  • f3a.net: 7.3/10 44
  • Rotten Tomatoes: 71%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 11:41

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