Eine Gruppe Teenager fährt mit dem Wohnwagen in ein verlassenes Waldgebiet, hört nicht auf die Warnungen des Sheriffs und wird von einer Gruppe furchteinflößender Hinterwäldler angegriffen - was klingt wie ein vollkommen generischer Slasher, ein banaler Mix aus "Wrong Turn" und "The Hills Have Eyes", entpuppt sich als atmosphärisch dichte und insgesamt ziemlich fesselnde Entdeckung. Ein liebevoller Geheimtipp seiner Wald-und-Wiesen-Gattung, den man ohne Ängste für die nächste Horrornacht mit Gleichgesinnten vorschlagen kann. Erst recht, wenn man die üblichen Verdächtigen wie Jason, Freddy oder Michael schon (mehrfach) durch hat. Es lohnt sich, ihn kennenzulernen.

Jeff Liebermans urwüchsiger und gewiefter Slasher ist nicht außerordentlich blutig, der Bodycount ist überschaubar und noch dazu lässt er sich viel Zeit und hat durchaus Leerlauf - warum bin ich trotzdem recht begeistert? Wo soll ich anfangen... "Just Before Dawn" durchweht einfach eine Aura. Die des Waldes, die der Gefahr, die der Emanzipation. Vom bedrohlichen Pfeifen über die glaubhafte Gruppendynamik oder die hübschen Drehorte bis zu den gnadenlos fiesen Killer-Zwillingen - an jeder Ecke sind kleine und große Details versteckt, die ihn aus der Masse herausheben. "Just Before Dawn" spielt den üblichen Schnetzelstiefel souverän runter, bietet darüber hinaus aber noch Extras, Mehrwert, im Gedächtnis Bleibendes. Spätestens wenn der Sonnenaufgang nach dem Massaker anbricht und der Wald zirpt, als sei nichts gewesen, zeigt dieser Killerstreifen seine wahre Größe. Erhaben und fein!

Fazit: Ein mehr als veritabler Slasher-Gem, der sich jahrelang ungerechtfertigt hinten anstellen musste. "Just Before Dawn" punktet durch eine realistisch und recht sympathisch agierende Opfergruppe, wirklich angsteinflößende Inzucht-Psychos und eine erhaben-morbide Atmosphäre, durchzogen von der Unvergänglichkeit und Kraft der Natur. Eine Wiederentdeckung wert, vor allem für Slasher-Aficionados!