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Review The Killer Inside Me

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Dieser Review enthält SPOILER!

Out here you’re either a man or a gentleman or nothing at all
von Alan Smithee

"The Killer Inside Me", Michael Winterbottoms neuester Film (Noir), war für mich der nachgelagerte Eröffnungsfilm des diesjährigen Fantasy Filmfests. Die Hauptfigur ist Lou Ford (grandios gespielt von Casey Affleck), ein äußerlich sehr sympathisch wirkender und von seinen Mitbürgern geschätzter Deputy Sheriff in einer texanischen Kleinstadt Mitte der 50er Jahre. Der Zuschauer lernt schnell die Abgründe seines Charakters kennen, denn als Lou den Auftrag erhält gegen die Prostituierte Joyce zu ermitteln, kommt es zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung, aus der die beiden als heimliches Paar hervorgehen, das von nun an regelmäßig seine brutalen Vorlieben miteinander auslebt. Heimlich, weil Lou eigentlich mit Amy zusammen ist, die von Hollywood-Sunshine Kate Hudson gespielt wird (und über deren Auftritte ich mich seit "Almost Famous" immer wieder freue, obwohl sie in ihren größeren Rollen leider auf Romanzen und Komödien festgelegt zu sein scheint). Lou und Joyce erpressen Elmer Conway, den Sohn eines lokalen Bauunternehmers, den Lou für den Unfalltod seines Bruders Mike verantwortlich macht (und mit dem ihn ein dunkles Geheimnis verbindet..). Die heimliche Liebe zwischen Lou und Joyce ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn Lou, sofern er überhaupt zu tieferen Gefühlen fähig ist, kann nichts dauerhaft lieben, ohne es zerstören zu wollen, und so beginnt eine Serie gewalttätiger Akte, an deren Ende mehr als nur eine Leiche Lous Weg pflastern wird.

"The Killer Inside Me" ließ mich insgesamt etwas gespalten zurück, auch wenn ich ihn insgesamt empfehlenswert finde. Positiv ins Auge fielen das wunderbar eingefangene Flair der 50er Jahre, der interessante Plot und durchweg überzeugende Darstellerleistungen, allen voran Casey Affleck und Elias Koteas als scharfsinniger Gewerkschaftsboss (seit Malicks Antikriegsepos "The Thin Red Line" für mich einer der interessantesten Nebendarsteller überhaupt). Allerdings war es sehr schwer mich auf einer emotionalen Ebene in das Szenario des Films hineinzuversetzen, da er derart distanziert erzählt ist, dass man fast den Eindruck hat, Winterbottom verneigt sich im Geiste vor einigen Autorenfilmern der 70er Jahre, die das Credo verfolgten, dass eine emotionale Distanz zu den Figuren nötig sei, um ihre Handlungen angemessen bewerten zu können. Alles in allem bleibt Lou als Charakter rätselhaft. Seine gewalttätige Neigung wird in Rückblenden mit entsprechenden Kindheitserfahrungen und einem gewalttätigen Vater erklärt, nicht aber, wie er zu dem eiskalten Killer wurde, der Frauen gegenüber eine so exzessive Gewalt an den Tag legt, dass eine besonders brutale und in ihrer Ausführlichkeit beinahe voyeuristische Szene des Films für mich allein schon schmerzhaft ist, wenn ich nur an sie zurückdenke... Vermutlich war es eine bewusste Entscheidung Lou mit einem Mangel an psychologischer Durchdringung noch erschreckender wirken zu lassen. Aus diesem und den vorher angeführten Gründen wird der Film aber wohl leider kein größeres Publikum erreichen können.

war im Metropolis 6, Frankfurt

44 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Killer Inside Me
  • Score [BETA]: 59
  • f3a.net: 5/10 44
  • IMDb: 6.7/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-18 08:29

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