Reviewer
Lovecraft * 8.0
KFC statt Sushi
Diese Familie ist white trash at it’s best: Chris hält sich, eher schlecht als recht, als Drogendealer über Wasser, sein tumber Vater kann nicht lesen, Stiefmutter Sharla ist ein durchtriebenes Miststück und Schwester Dottie ist in jeder Hinsicht speziell. In dieses Bioptop der besonderen Art platzt "Killer Joe" Cooper, welcher der getrennt lebenden Mama das Lebenslicht auspusten soll, um an die 50.000 Dollar ihrer Versicherung zu kommen. Oder waren es doch 100.000 Dollar...
Dieser Film ist ein Kammerspiel at it’s best: Das bitterböse Theaterstück von Tracy Letts ("Bug") wird von Altmeister William Friedkin ungemein packend umgesetzt. Schauspielerisch ist das durchweg toll, es gibt messerscharfe, teils urkomische Dialoge, hochspannend und vor schwarzem Humor triefend ist der Film über die komplette Laufzeit. Der gestrige "Sushi Girl" sieht da als Vergleich so richtig alt aus. Thomas Haden Church spielt umwerfend, der restliche Cast steht dem nichts nach.
Ein bitterböses, galliges Vergnügen
Dieser Film ist ein Kammerspiel at it’s best: Das bitterböse Theaterstück von Tracy Letts ("Bug") wird von Altmeister William Friedkin ungemein packend umgesetzt. Schauspielerisch ist das durchweg toll, es gibt messerscharfe, teils urkomische Dialoge, hochspannend und vor schwarzem Humor triefend ist der Film über die komplette Laufzeit. Der gestrige "Sushi Girl" sieht da als Vergleich so richtig alt aus. Thomas Haden Church spielt umwerfend, der restliche Cast steht dem nichts nach.
Ein bitterböses, galliges Vergnügen
war im Cinemaxx 7, Berlin
dasmetall * 8.0
Matthew McConaughey bietet hier eine sehr überzeugende Performance. Diesen coolen und fiesen Psychopathen nimmt man ihm wirklich ab und so schafft er es den Film auch in der eher ruhigen ersten Hälfte zu tragen. Aber auch die anderen Darsteller können ihren Assi-Rollen voll und ganz überzeugen und machen einfach Spaß.
In den ersten 45 min. war ich mir noch nicht so ganz sicher, was ich von dem Film eigentlich halten sollte, baut er doch kaum Spannung auf und die Story empfand ich auch nicht als sonderlich packend. Lediglich die Darsteller halten einen bei der Stange. Doch dann nimmt Killer Joe so langsam Fahrt auf, sowohl der Film als auch der Charakter und es kommt immer mehr schwarzer Humor ins Spiel, der für einige Lacher gut ist.
Die Story entwickelt sich und hält noch die ein oder andere kleine Überraschung parat und führt auf ein skurriles, brutales Finale zu, dessen äußerst gewalttätige Szenen sich mit tiefschwarzen Humor kreuzen. Das plötzliche Ende fand ich sehr gelungen und wertet den Film in meinen Augen noch mal um einen Punkt auf.
In den ersten 45 min. war ich mir noch nicht so ganz sicher, was ich von dem Film eigentlich halten sollte, baut er doch kaum Spannung auf und die Story empfand ich auch nicht als sonderlich packend. Lediglich die Darsteller halten einen bei der Stange. Doch dann nimmt Killer Joe so langsam Fahrt auf, sowohl der Film als auch der Charakter und es kommt immer mehr schwarzer Humor ins Spiel, der für einige Lacher gut ist.
Die Story entwickelt sich und hält noch die ein oder andere kleine Überraschung parat und führt auf ein skurriles, brutales Finale zu, dessen äußerst gewalttätige Szenen sich mit tiefschwarzen Humor kreuzen. Das plötzliche Ende fand ich sehr gelungen und wertet den Film in meinen Augen noch mal um einen Punkt auf.
guckte im Cinemaxx 7, Berlin
Francis * 10.0
The Killer Inside Matthew McConaughey
Killer Joe hat mich sehr an den letzten wirklich guten Neo-Noir-Thriller erinnert: The Killer Inside Me. Doch Killer Joe ist doch irgendwie anders.
Joe Cooper alias Matthew McConaughey gibt die Rolle seines Lebens als hauptamtlicher texanischer Detective und nebenberuflicher Auftragskiller. So hat man ihn zuvor noch nie gesehen und schon deshalb ist der Film sehenswert.
Joe wird von Chris, einem in den Tag hinein lebenden kleinen Drogendealer angeheuert, um seine Mutter umzubringen. mit der erwarteten Auszahlung aus der Lebensversicherung will Chris seine Schulden und Joe bezahlen. Als Pfand dient bis dahin Chris Schwester Dottie (die schon in Kaboom eine super Performance gab). Natürlich wird das nicht gutgehen - für keinen der Beteiligten. Doch das schaut sich der interessierte Zuschauer besser selbst an.
Joe Cooper alias Matthew McConaughey gibt die Rolle seines Lebens als hauptamtlicher texanischer Detective und nebenberuflicher Auftragskiller. So hat man ihn zuvor noch nie gesehen und schon deshalb ist der Film sehenswert.
Joe wird von Chris, einem in den Tag hinein lebenden kleinen Drogendealer angeheuert, um seine Mutter umzubringen. mit der erwarteten Auszahlung aus der Lebensversicherung will Chris seine Schulden und Joe bezahlen. Als Pfand dient bis dahin Chris Schwester Dottie (die schon in Kaboom eine super Performance gab). Natürlich wird das nicht gutgehen - für keinen der Beteiligten. Doch das schaut sich der interessierte Zuschauer besser selbst an.
war im Cinemaxx 7, Berlin
Smotti * 8.5
Endlich nie wieder KFC!
Toll erzählte ... ähm... Tragödie mit interessanten und glaubwürdigen Charakteren. Der Film bringt einen klasse Soundtrack, derben Humor und ein erstaunlich gepfeffertes Ende.
Ein Film, bei dem Hähnchenschenkel und Tischgebet endlich Spaß machen.
Ein Film, bei dem Hähnchenschenkel und Tischgebet endlich Spaß machen.
war im Cinemaxx 8, Hamburg
kao * 4.0
Vorsicht, Theater!
Warnung: Killer Joe ist keine leichte Kost, sondern thematisch eher so etwas wie ein BLUE VELVET reloaded.
Der Film basiert auf einem modernen Theaterstück, und als solcher muss er natürlich alles bringen, was das gehobene Kultur-Publikum provoziert und worüber es sich danach bei einem Prosecco so herrlich das Maul zerreissen kann: Sex, Gewalt, Perversion, der Zerfall der Gesellschaft, die Abgründe der menschlichen Seele, blah blah.
Die Handlung ist nüchtern betrachtet nichts Besonderes, halt ein geeignetes Vehikel für die provokativen Elemente. Natürlich braucht es zum Transfer dann brillante schauspielerische Leistungen, um das Ganze nicht völlig unglaubwürdig rüberkommen zu lassen, und zumindest damit kann der Film richtig punkten.
Doch auch wenn Killer Joe sicherlich seine guten Momente hatte, ging er mir in der Summe einfach nur massiv gegen den Strich.
Der Film basiert auf einem modernen Theaterstück, und als solcher muss er natürlich alles bringen, was das gehobene Kultur-Publikum provoziert und worüber es sich danach bei einem Prosecco so herrlich das Maul zerreissen kann: Sex, Gewalt, Perversion, der Zerfall der Gesellschaft, die Abgründe der menschlichen Seele, blah blah.
Die Handlung ist nüchtern betrachtet nichts Besonderes, halt ein geeignetes Vehikel für die provokativen Elemente. Natürlich braucht es zum Transfer dann brillante schauspielerische Leistungen, um das Ganze nicht völlig unglaubwürdig rüberkommen zu lassen, und zumindest damit kann der Film richtig punkten.
Doch auch wenn Killer Joe sicherlich seine guten Momente hatte, ging er mir in der Summe einfach nur massiv gegen den Strich.
staunte im Cinemaxx 7, Berlin
Christian * 9.0
Is that your dick, Ansel?
Der Altmeister hat zugeschlagen. Mit einer anscheinend tollen Buchvorlage und einem sensationellen Cast konnte Friedkin mal wieder ein Ausrufungszeichen setzen. Eine simple Story: Killer anheuern und Versicherungssumme kassieren. Doch erst ein "Retainer" bringt die nötige Würze in die Suppe.
Killer Joe liefert sicher den besten Sex des Festivals. Zumindest für uns Freunde mit besonderem Geschmack und außergewöhnlichen Vorlieben. Gute 100 Minuten staudreckige Phantasie mit einem total bekloppten, diabolischen, langsam alternden Beau. So lasse ich mir Film Noir gefallen.
Killer Joe liefert sicher den besten Sex des Festivals. Zumindest für uns Freunde mit besonderem Geschmack und außergewöhnlichen Vorlieben. Gute 100 Minuten staudreckige Phantasie mit einem total bekloppten, diabolischen, langsam alternden Beau. So lasse ich mir Film Noir gefallen.
MrHenke * 10.0
...No exceptions...
Was Neues vom Altmeister? KILLER JOE? Okay...gebucht!!
Wer diesen Gedanken ausführt, liegt auf jeden Fall richtig!
Was Friedkin mit diesem Streifen abliefert, ist ziemlich großartig. Sicherlich ist das Erlebnis auch der sauguten Performance der Schauspieler zuzuschreiben, denn storymäßig wird da nix neu erfunden. Aber alles ist halt rund und macht Spaß.
KILLER JOE ist dreckig, unangenehm witzig mit toller Performance und avanciert somit zum klaren Festivaltipp.
Wer diesen Gedanken ausführt, liegt auf jeden Fall richtig!
Was Friedkin mit diesem Streifen abliefert, ist ziemlich großartig. Sicherlich ist das Erlebnis auch der sauguten Performance der Schauspieler zuzuschreiben, denn storymäßig wird da nix neu erfunden. Aber alles ist halt rund und macht Spaß.
KILLER JOE ist dreckig, unangenehm witzig mit toller Performance und avanciert somit zum klaren Festivaltipp.
guckte im Cinemaxx 8, Hamburg
Herr_Kees * 8.5
White Trash / Dark Man
Böse Theateradaption, trotz Dialoglastigkeit sehr intensiv, mit mutigem Spiel von Juno Temple und einem etwas hysterischen aber auch absurd-lustigen Ende.
war im Metropol 1, Stuttgart
BuzzG
Für den vollen Text bitte auf den Link klicken:
Hätte Chris seinen Verstand schon vor Planung der Tat eingeschaltet, wäre der Schlamassel in dieser Form wohl nicht entstanden. Aber dann hätten auch wir auf diese kantige wie amüsante Kinoperle verzichten müssen, die neben den erwähnten Gemeinheiten vor allem von den Leistungen seiner bestens aufgelegten Darsteller lebt. Altmeister Friedkin hat während seiner über vierzigjährigen Karriere gute und auch schlechte Arbeiten abgeliefert. Der zügellose „Killer Joe" gehört zu seinen Gewinnern.
Hätte Chris seinen Verstand schon vor Planung der Tat eingeschaltet, wäre der Schlamassel in dieser Form wohl nicht entstanden. Aber dann hätten auch wir auf diese kantige wie amüsante Kinoperle verzichten müssen, die neben den erwähnten Gemeinheiten vor allem von den Leistungen seiner bestens aufgelegten Darsteller lebt. Altmeister Friedkin hat während seiner über vierzigjährigen Karriere gute und auch schlechte Arbeiten abgeliefert. Der zügellose „Killer Joe" gehört zu seinen Gewinnern.
Lord_Haelmchen * 9.0
Noir as Noir can
Wow, was für ein Brett! Schön, wenn vermeintliche Nur-Schönlinge wie Matthew McConaughey immer mal wieder so ein Ding raushauen wie hier...und wenn die Film-Academy mehrheitlich nicht aus so greisen Weicheiern bestehen würde, müsste dieser besonders coole Man in Black auf die Liste für 2013.
Ein Auftragskiller soll die Exfrau und Mutter einer Familie aus dem Weg räumen, um an die Versicherungssumme zu kommen. Weil aber Vati tumb und Sohnemann noch tumber ist und das Geld für den Vorschuss nicht aufbringen kann, sucht sich Killer Joe die hübsche jungfräuliche Tochter als Pfand aus...
Ein Neo-Noir-Thriller, der das Zeug zum modernen Klassiker hat. Altmeister Friedkin zeigt, dass er noch genug Exorzisten-Blut in sich hat, unter dessen Regie sich die Darsteller den Teufel aus dem Leib spielen und dabei noch Spaß haben...
Wunderbar, neben Mr. M, einem endlich mal überzeugenden Emile Hirsch und einem hervorragenden Thomas Haden Church auch mal wieder Gina Gershon in ihrer Paraderolle als diese Schlampe zu sehen...
Highlight: der leicht abseitige Gebrauch einer Hühnerkeule
Fazit: Ein Drecksack von einem Film
Ein Auftragskiller soll die Exfrau und Mutter einer Familie aus dem Weg räumen, um an die Versicherungssumme zu kommen. Weil aber Vati tumb und Sohnemann noch tumber ist und das Geld für den Vorschuss nicht aufbringen kann, sucht sich Killer Joe die hübsche jungfräuliche Tochter als Pfand aus...
Ein Neo-Noir-Thriller, der das Zeug zum modernen Klassiker hat. Altmeister Friedkin zeigt, dass er noch genug Exorzisten-Blut in sich hat, unter dessen Regie sich die Darsteller den Teufel aus dem Leib spielen und dabei noch Spaß haben...
Wunderbar, neben Mr. M, einem endlich mal überzeugenden Emile Hirsch und einem hervorragenden Thomas Haden Church auch mal wieder Gina Gershon in ihrer Paraderolle als diese Schlampe zu sehen...
Highlight: der leicht abseitige Gebrauch einer Hühnerkeule
Fazit: Ein Drecksack von einem Film
war im Cinecitta', Nürnberg
FFFler * 8.5
Was ein Spaß ... und so richtig schön böse ...
Was wurde nicht im Vorfeld über diesen Skandalfilm alles geschrieben. In Amerika ein NC-17 Rating, hierzulande wurde dem Film ungekürzt die FSK 18 verweigert ... und das alles nur wegen einem Chicken Wing. Aber von vorn: Killer Joe ist eine über weite Strecken überaus gelungene schwarze Komödie mit absolut überdrehten Charakteren. Der Film handelt von einem Vater-Sohn-Gespann, das die Ex-Frau/Mutter von einem Killer umbringen lassen möchte um das Versicherungsgeld abzukassieren. Dieser verlangt als Bezahlung die Jungfräulichkeit der Tochter/Schwester. So beginnt eine mit vielen Haken gespickte Geschichte, die vor allen Dingen aufgrund ihrer hervorragend geschriebenen Charaktere und zweier Darstellerleistungen beeindrucken kann. Juno Temple ist einmal mehr klasse in einer überaus herausfordernden Rolle und was Matthew McConaughey in den letzten 20 Minuten des Filmes für eine Show abzieht ist einfach nur grandios. Sicherlich werden sich viele gerade an diesem Finale stören ... in meinen Augen hätte es besser kaum sein können ... gleiches gilt für die Schlusssequenz. Sollte man nicht verpassen. Toller kleiner Film.
Leimbacher-Mario * 6.5
Perverser White-Trash-Noir
Was macht man im White-Trash-Trailer-Park-Milieu, wenn man Geld braucht? Klar, man lässt für die Lebensversicherung die eigene Mutter killen... am besten vom ansässigen Dorf-Detektiv/Auftragskiller Joe... Doch als ob das nicht schon genug menschliche Abgründe wären, steuert die mehr als asoziale Familie geradezu Richtung sozialer Hölle... und der Zuschauer hat irgendwie Spaß dabei. Zumindest wenn man einen perversen, dunklen & abgefahrenen Humor hat. Dass ein alter Hase wie William Friedkin nach all den Jahrzehnten mit seinem vorerst/wahrscheinlich letzten Film, noch so am Rande des schlechten Geschmacks & des sozialen Schocks entlang schlittern kann, zeugt von einer ganz besonderen Klasse.
"Killer Joe" ist ein unangenehmer Film. Ein spaßiger Film. Ein unangenehm spaßiger Film. Mit dem richtigen Geschmack, vielleicht ein paar Bier & bitterbösem Humor, kann man die Spirale einer White-Trash-Familie in den Abgrund, eigentlich nur mögen. Es dauert jedoch ein ganzes Stück, bis man den Film einordnen kann. Wenn man dies überhaupt vermag. Mal ist er dreckig brutal, mal abstrus witzig & eigentlich immer clever geschrieben - kein Wunder, dass er auf einem Theaterstück basiert. Sowohl auf der Leinwand als auch auf der Bühne ein Brocken. Ein kleiner, kranker Kotzbrocken von Film, der vor allem durch die starken Darsteller punktet. Matthew McConaughey hatte man zuvor noch nicht so beängstigend & böse gesehen, Juno Temple spielt die wie eine Sache weitergereichte Tochter der Familie perfekt zwischen hohler Fritte & missbrauchter, verlorener, treu-doofer Seele. Mit ihr hat man wahrscheinlich noch am meisten Mitleid & das Frauenbild bzw. der Umgang mit ihnen ist hier echt nicht zimperlich. Dazu komplettieren die vollkommen abgefuckte Familie Gina Gershon, Emile Hirsch & Thomas Haden Church, einer tiefer in der Scheiße als der nächste. Der Film lebt von seinen Schauspielern & diese liefern sichtbar gefordert ab.
Das Finale dreht dann nochmal richtig auf & riss für mich Einiges raus - und vermieste mir erstmal den nächsten KFC-Besuch ;). Vor diesem späten Höhepunkt mäandert der Film teilweise etwas vor sich hin, entscheidet sich tonal nie & bleibt unberechenbar, auch durch einen oft verworrenen, mit Auslassungen spielenden Storyaufbau. Für Lebenspessimisten & depressive Noir-Fans sicher ein Schmankerl, mit weitaus weniger Massenappeal als in den Hochzeiten des Regisseurs. Doch seine Kanten & Skandalträchtigkeit waren ja schon immer eines seiner Markenzeichen. Selbst wenn hier bei "Killer Joe" der Schock, Ekel & die Menschenverachtung nicht immer natürlich & unaufgesetzt wirken. Schade, dass Friedkin sich hier nach zur Ruhe gesetzt hat, doch seine Rente hat sich der radikale Opa nun auch verdient!
Fazit: Nicht wirklich eines Friedkin’schen Abschieds würdig, doch welcher Film wäre das schon... Zumindest in Sachen Darsteller, Atmosphäre & Chicken Wings punktet der pervers spaßige & abgrundtief böse Trailer-Park-Krimi bei mir nachhaltig.
"Killer Joe" ist ein unangenehmer Film. Ein spaßiger Film. Ein unangenehm spaßiger Film. Mit dem richtigen Geschmack, vielleicht ein paar Bier & bitterbösem Humor, kann man die Spirale einer White-Trash-Familie in den Abgrund, eigentlich nur mögen. Es dauert jedoch ein ganzes Stück, bis man den Film einordnen kann. Wenn man dies überhaupt vermag. Mal ist er dreckig brutal, mal abstrus witzig & eigentlich immer clever geschrieben - kein Wunder, dass er auf einem Theaterstück basiert. Sowohl auf der Leinwand als auch auf der Bühne ein Brocken. Ein kleiner, kranker Kotzbrocken von Film, der vor allem durch die starken Darsteller punktet. Matthew McConaughey hatte man zuvor noch nicht so beängstigend & böse gesehen, Juno Temple spielt die wie eine Sache weitergereichte Tochter der Familie perfekt zwischen hohler Fritte & missbrauchter, verlorener, treu-doofer Seele. Mit ihr hat man wahrscheinlich noch am meisten Mitleid & das Frauenbild bzw. der Umgang mit ihnen ist hier echt nicht zimperlich. Dazu komplettieren die vollkommen abgefuckte Familie Gina Gershon, Emile Hirsch & Thomas Haden Church, einer tiefer in der Scheiße als der nächste. Der Film lebt von seinen Schauspielern & diese liefern sichtbar gefordert ab.
Das Finale dreht dann nochmal richtig auf & riss für mich Einiges raus - und vermieste mir erstmal den nächsten KFC-Besuch ;). Vor diesem späten Höhepunkt mäandert der Film teilweise etwas vor sich hin, entscheidet sich tonal nie & bleibt unberechenbar, auch durch einen oft verworrenen, mit Auslassungen spielenden Storyaufbau. Für Lebenspessimisten & depressive Noir-Fans sicher ein Schmankerl, mit weitaus weniger Massenappeal als in den Hochzeiten des Regisseurs. Doch seine Kanten & Skandalträchtigkeit waren ja schon immer eines seiner Markenzeichen. Selbst wenn hier bei "Killer Joe" der Schock, Ekel & die Menschenverachtung nicht immer natürlich & unaufgesetzt wirken. Schade, dass Friedkin sich hier nach zur Ruhe gesetzt hat, doch seine Rente hat sich der radikale Opa nun auch verdient!
Fazit: Nicht wirklich eines Friedkin’schen Abschieds würdig, doch welcher Film wäre das schon... Zumindest in Sachen Darsteller, Atmosphäre & Chicken Wings punktet der pervers spaßige & abgrundtief böse Trailer-Park-Krimi bei mir nachhaltig.
verweste im Cinedom, Köln
74 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Killer Joe
- Score [BETA]: 73
- f3a.net: 7.8/10 74
- IMDb: 7.5/10
- Rotten Tomatoes: 76%
- Metacritic: 62/100