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Review Kingsglaive: Final Fantasy XV

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Fan-Service in grellbunt und kitschig
von D.S.

Wenn bei der Vorführung des WATCHEVER-Trailers das halbe Kino ungläubig lacht, weil seine Antwort auf die Frage "Weißt du noch, wovor du dich in den letzten 30 Jahren gefürchtet hast?" ein lautstarkes "30 Jahre? Ich bin ja ewig noch nicht mal so lange auf der Welt!" ist und die Mädels neben dir nach den sonstigen Vorschauen dann beim FFF-Trailer aufstöhnen "Ihhh, das sind ja lauter Horrorfilme, gibt’s ja nicht!" – dann weißt du, dass du eigentlich im falschen Film gelandet bist.

Gut, das wusste ich de facto auch schon vorher – ich habe kein großes Herz für Animationsfilme und ich hatte noch nie irgendeinen Bezug zu FINAL FANTASY, die Trailer für den Film und erst recht für das Spiel gingen mir schon beim ersten Sehen ziemlich auf die Nerven. Entsprechend sollte man mein Review bewerten: Ich bin kein Fan, und (nur?) für die wurde der Film offensichtlich gemacht. Alle anderen sind ggf. schon beim Vorspann aus der Story raus, spätestens aber beim Finale: Die Figuren und ihre Hintergründe werden dem unwissenden Betrachter null nahegebracht, ihre interessanten Fähigkeiten auch nicht, wer hier mit wem warum genau eigentlich gegen wen kämpft und welche Intrige welche nicht gezeigte Figur in welcher Hinsicht umfasst... mhh, man kann raten.

Oder sich vom Geschehen einfach blenden lassen. Denn das ist zumindest exzessiv bunt, laut und edel gerendert. Tja, die Optik. Die ist ja für viele Nicht-Fans der Game-Welt das zentrale Argument pro KINGSGLAIVE. Die Landschaften, die Monster, die Schlachten: Das sieht schon alles wirklich gut aus und hier werden teilweise Bilder kreiert, die computeranimierten Filmen überhaupt erst eine Existenzberechtigung geben. Eine atemberaubende SciFi-/Fantasy-Welt – deren Bewohner allerdings eher wie Fremdkörper wirken. Die leichte Steifheit in den Bewegungen von Figuren ist dabei zu verschmerzen. Die nicht vorhandene Mimik sämtlicher Protagonisten jedoch nicht. Alle Gesichter wirken, als seien sie komplett von Botox aufgeblasen. Künstlich. Kühl. Lebensfern.

Dazu passen dann die maximal klischeehaft gestelzten Dialoge, die den HERRN DER RINGE wie einen KiKa-Beitrag wirken lassen, immer mal wieder ergänzt um so fragwürdig pathetische Sätze wie „My duty is my destiny!“. Apropos fragwürdig, die Rolle der Frau in diesem Geschehen wäre vielleicht eine gesonderte Betrachtung wert, denn es gibt sie fast nicht – und wenn, dann nahezu ausschließlich als Damsel in Distress.

Was es dafür gibt, ist ein Audi R8 mit reichhaltigem Perlmutt-Besatz – eine einzige Geschmacksverirrung, die uns mit schöner Regelmäßigkeit vor die ermüdeten Augen geführt wird. Ein paar Insider-Witze scheinen zudem auch vorhanden, an ein paar Stellen wurde aus mir nicht ersichtlichen Gründen von Teilen des Publikums jedenfalls fröhlich gelacht.

Noch mal zurück zu den Dialogen: Am auffälligsten ist für Nicht-FF-Fans vermutlich der Einsatz einiger namhafter Schauspieler als Sprecher, darunter Aaron Paul in der Hauptrolle. Dessen Figur darf in all dem Mittelalter-Sprachgehabe auch mal ein paar lässige Sprüche reißen. Und die sitzen zum Teil sehr gut. Aber sie passen in keiner Hinsicht zu seiner Figur. Wenn er dann allerdings ähnlich pomadig pompöses Geschwurbel von sich geben muss wie alle anderen, passt das noch viel weniger. Es ist eben Aaron Paul, und man sieht hier Jesse Pinkman vor seinem inneren Auge. Nicht jedoch einen Kämpfer eines Ritterheeres.

Für Fans vermutlich trotz aller Makel ein echt tolles Spektakel. Für mich ein auf Dauer anstrengendes Kitsch-Melodram im bonbonbunt leuchtenden Space-Action-Gewand. Nicht meine Tasse Tee, 4 Punkte.

war im Cinestar, Frankfurt

39 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Kingsglaive: Final Fantasy XV
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 5.4/10 39
  • IMDb: 8.4/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 18:12

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