Reviewer
Herr_Kees * 5.5
Was klopft denn da im Oberstübchen?
Wenn im neuen Wohnhaus schon „Help“ an der Aufzugwand steht, ist das nicht gerade eine optimale Voraussetzung für einen entspannten Neustart. Vor allem nicht für Molly, die gerade erst aus der Geschlossenen kommt, wo sie den tragischen Verlust ihrer Lebensgefährtin verarbeiten musste. Oder?
Der Wahrheitsgehalt von Mollys Backstory ist genauso fraglich wie die Existenz des nächtlichen Klopfens aus der Wohnung über ihr. Der Film lässt uns nicht nur an Mollys Verstand zweifeln, sondern grundsätzlich an allem, was sie sieht, hört und erinnert. Sie ist die ultimative unzuverlässige Erzählerin und der Zuschauer darf bis zur letzten Einstellung selbst interpretieren, welcher Geschichte er Glauben schenken mag.
Das klingt nun allerdings alles etwas interessanter, als es tatsächlich umgesetzt ist, denn natürlich kennt man solche Psychogramme schon zur Genüge, Polanskis REPULSION ist hier sicherlich die prominenteste Referenz. Doch so expressiv wird es in Frida Kempffs Feature-Film-Debüt nicht, sie geht das Thema etwas leiser und emotionaler an, was den Film allerdings auch deutlich unscheinbarer – und leider auch uninteressanter – macht.
Der Wahrheitsgehalt von Mollys Backstory ist genauso fraglich wie die Existenz des nächtlichen Klopfens aus der Wohnung über ihr. Der Film lässt uns nicht nur an Mollys Verstand zweifeln, sondern grundsätzlich an allem, was sie sieht, hört und erinnert. Sie ist die ultimative unzuverlässige Erzählerin und der Zuschauer darf bis zur letzten Einstellung selbst interpretieren, welcher Geschichte er Glauben schenken mag.
Das klingt nun allerdings alles etwas interessanter, als es tatsächlich umgesetzt ist, denn natürlich kennt man solche Psychogramme schon zur Genüge, Polanskis REPULSION ist hier sicherlich die prominenteste Referenz. Doch so expressiv wird es in Frida Kempffs Feature-Film-Debüt nicht, sie geht das Thema etwas leiser und emotionaler an, was den Film allerdings auch deutlich unscheinbarer – und leider auch uninteressanter – macht.
staunte im Gloria, Stuttgart
D.S. * 6.0
Home sweet Hell
Nachdem sie ihre Lebensgefährtin auf tragische Weise verlor, erlitt Molly einen mentalen Zusammenbruch und musste ein Jahr in der Psychiatrie verbringen. Bereit, endlich wieder auf eigenen Beinen zu stehen, bezieht sie nun eine kleine Wohnung in einem Hochhaus und bemüht sich auf Anraten ihres Arztes darum, diese zu einem gemütlichen Zuhause zu machen, in dem sie sich wohlfühlen kann. Das will ihr aber nicht so recht gelingen – der Großteil ihrer Kartons bleibt unausgepackt in der Ecke stehen, die Wohnungseinrichtung ist notdürftig und funktional, Abwaschen und Aufräumen ist auch nicht wirklich ihr Ding, nur zwei Monstera-Pflanzen hauchen ihrer Bleibe eine Spur von Freundlichkeit ein. Viel schlimmer aber ist, dass sich ein seltsamer Fleck an der Decke ihres Schlafzimmers ausbreitet – und für Molly unerträglich, dass aus der Wohnung über ihr jede Nacht ein permanentes, lautstarkes Klopfen ertönt.
Da seit knapp zwei Jahren ein Elefant über meiner eigenen Wohnung wohnt, kann ich gut nachvollziehen, wie entnervt die geistig ohnehin noch fragile Molly bald vom ominösen Lärm ist. Vor allem auch, weil ihre komplette Nachbarschaft bestreitet, ihn ebenfalls hören zu können. Doch sie lässt nicht locker, sie muss einfach herausfinden, was es mit dem Klopfen auf sich hat. Auch wenn es ihre geistige Gesundheit und sie selbst in höchste Gefahr bringen könnte …
Als ältere, ganz auf sich allein gestellte Frau, die unter hohem psychischem Druck steht, ist die Figur der Molly im Genrevergleich relativ ungewöhnlich gezeichnet und zudem hervorragend besetzt, was schon mal für ein gewisses Interesse beim Zuschauer sorgen kann. Hinzu kommt, dass sie sich einen Teil der Dinge, die sie sieht und hört, ganz offensichtlich nur einbildet. Weshalb die Frage, ob es das Klopfen (und die von Molly vermuteten Gründe dafür) überhaupt gibt, von uns noch schwerer zu beantworten ist als bei vergleichbaren Filmen bzw. Situationen – was dem Spekulieren freie Bahn eröffnet und zu detektivischer Prüfung unterschiedlichster Clues einlädt. Tatsächlich wartet KNOCKING bis zur allerletzten Szene, um uns endlich einen klaren (?) Hinweis darauf zu geben, inwieweit Mollys Erlebnisse real oder nur eingebildet waren …
Man muss also bereit sein, hier auf lange Sicht mit sehr viel Unsicherheit bezüglich der Handlung umzugehen. Das empfand ich aber nicht als nachteilig, sondern im Gegenteil als ziemlich interessant. Gelungen außerdem, wie uns der fortschreitende psychische Verfall der Hauptfigur vermittelt wird. Wer ein Faible für beklemmende Psychothriller hat, sollte hier deshalb unbedingt einen Blick riskieren. 6 von 10 Punkten.
Da seit knapp zwei Jahren ein Elefant über meiner eigenen Wohnung wohnt, kann ich gut nachvollziehen, wie entnervt die geistig ohnehin noch fragile Molly bald vom ominösen Lärm ist. Vor allem auch, weil ihre komplette Nachbarschaft bestreitet, ihn ebenfalls hören zu können. Doch sie lässt nicht locker, sie muss einfach herausfinden, was es mit dem Klopfen auf sich hat. Auch wenn es ihre geistige Gesundheit und sie selbst in höchste Gefahr bringen könnte …
Als ältere, ganz auf sich allein gestellte Frau, die unter hohem psychischem Druck steht, ist die Figur der Molly im Genrevergleich relativ ungewöhnlich gezeichnet und zudem hervorragend besetzt, was schon mal für ein gewisses Interesse beim Zuschauer sorgen kann. Hinzu kommt, dass sie sich einen Teil der Dinge, die sie sieht und hört, ganz offensichtlich nur einbildet. Weshalb die Frage, ob es das Klopfen (und die von Molly vermuteten Gründe dafür) überhaupt gibt, von uns noch schwerer zu beantworten ist als bei vergleichbaren Filmen bzw. Situationen – was dem Spekulieren freie Bahn eröffnet und zu detektivischer Prüfung unterschiedlichster Clues einlädt. Tatsächlich wartet KNOCKING bis zur allerletzten Szene, um uns endlich einen klaren (?) Hinweis darauf zu geben, inwieweit Mollys Erlebnisse real oder nur eingebildet waren …
Man muss also bereit sein, hier auf lange Sicht mit sehr viel Unsicherheit bezüglich der Handlung umzugehen. Das empfand ich aber nicht als nachteilig, sondern im Gegenteil als ziemlich interessant. Gelungen außerdem, wie uns der fortschreitende psychische Verfall der Hauptfigur vermittelt wird. Wer ein Faible für beklemmende Psychothriller hat, sollte hier deshalb unbedingt einen Blick riskieren. 6 von 10 Punkten.
goutierte im Harmonie, Frankfurt
Leimbacher-Mario * 6.0
Ein Knackpunkt
In „Knocking“ folgen wir einer schwedischen Frau im heißesten Sommer seit langem auf ihren ersten Schritten ins eigene Leben nach einem Trauma und Aufenthalt in der Psychiatrie. Doch schnell scheint sie aus der Decke ihrer neuen Betonbautenwohnung ein eindringliches und unangenehmes Klopfen zu hören. Lockdown? Breakdown? Alptraum? Rückfall oder hält einer ihrer Nachbarn ein dunkles Geheimnis?
In dem schwedischen Kammerspiel zwischen „Repulsion“ und „Observance“, zwischen Psychose und Spürnase, zwischen Zeitgeist und zeitlos, fällt vor allem das richtig heftige Gefühl des Abdriften und Verrücktwerden auf. Unterstützt bzw. ausgelöst durch eine packende Kamera und eine grandiose, aufopferungsvolle Hauptdarstellerin, kann „Knocking“ ein Brummen, ein psychologisches und emotionales Schmerz- und Verloren-sein-Gefühl auslösen, dem man ungern zu lange ausgesetzt ist. Definitiv in Downer-Territorium. Lange Zeit ganz klar in eine Richtung und Schlussfolgerung laufend. Das Ende macht dennoch Sinn und muss genau so. Hätte man weniger redundant und gestreckt auch in einem zwanzigminütigen Kurzfilm durchziehen können. Aber auch so bleibt „Knocking“ ja nicht allzu lange. Und lohnt sich.
Fazit: Intensives „Ich bin/werd verrückt!“-Kammerspiel, von dem man eher tieftraurige Drama-Aspekte als spannenden Horror erwarten sollte. Eine famose Leading Lady, die entfesselte Kamera und kurze Laufzeit helfen für eine milde Empfehlung. Bedrückender Lückenfüller.
In dem schwedischen Kammerspiel zwischen „Repulsion“ und „Observance“, zwischen Psychose und Spürnase, zwischen Zeitgeist und zeitlos, fällt vor allem das richtig heftige Gefühl des Abdriften und Verrücktwerden auf. Unterstützt bzw. ausgelöst durch eine packende Kamera und eine grandiose, aufopferungsvolle Hauptdarstellerin, kann „Knocking“ ein Brummen, ein psychologisches und emotionales Schmerz- und Verloren-sein-Gefühl auslösen, dem man ungern zu lange ausgesetzt ist. Definitiv in Downer-Territorium. Lange Zeit ganz klar in eine Richtung und Schlussfolgerung laufend. Das Ende macht dennoch Sinn und muss genau so. Hätte man weniger redundant und gestreckt auch in einem zwanzigminütigen Kurzfilm durchziehen können. Aber auch so bleibt „Knocking“ ja nicht allzu lange. Und lohnt sich.
Fazit: Intensives „Ich bin/werd verrückt!“-Kammerspiel, von dem man eher tieftraurige Drama-Aspekte als spannenden Horror erwarten sollte. Eine famose Leading Lady, die entfesselte Kamera und kurze Laufzeit helfen für eine milde Empfehlung. Bedrückender Lückenfüller.
war im Residenz, Köln
18 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
Knocking
- Score [BETA]: 60
- f3a.net: 6/10 18
- IMDb: 6/10