Reviewer
Herr_Kees * 7.5
Nature vs. Nurture
Maria und Ingvar führen ein minimalistisches Leben auf ihrem Bauernhof in den Bergen Islands mit Katze, Hund und vielen Schafen. Als eines Tages ein besonderes Lamm geboren wird, nehmen sie es an Kindes statt an, taufen es Ada, lassen es in einem alten Kinderbett schlafen und ziehen es groß – sehr zum Missfallen der Schafmutter. Der Besuch von Ingvars Bruder kompliziert die Sache. Denn „Ada“ ist wirklich ein ganz besonderes Lamm. Mehr von der Geschichte zu verraten, würde ihr den Zauber nehmen, schon der Trailer zeigt eigentlich zu viel.
So wie Ada ist auch LAMB ein ganz besonderer Film, die Aufnahmen der Landschaften, der Tiere und der täglichen Verrichtungen ziehen einen in den Film, man fühlt sich wohl, ist verzückt, dann geschockt, dann fasziniert vom Hergang der Handlung.
LAMB ist sicher kein einfacher, eingängiger Film, jedoch deutlich emotionaler, weniger sperrig und trocken als beispielsweise Dave Eggers VVITCH oder ähnlicher „Folkhorror“, am ehesten vielleicht noch vergleichbar mit dem schwedischen BORDER. Eine gewisse Offenheit fürs Fantastische oder besser Märchenhafte sollte man also mitbringen, denn der Film bietet mindestens zwei Momente, in denen dem Zuschauer die Kinnlade weit offensteht. Eine echte Überraschung.
So wie Ada ist auch LAMB ein ganz besonderer Film, die Aufnahmen der Landschaften, der Tiere und der täglichen Verrichtungen ziehen einen in den Film, man fühlt sich wohl, ist verzückt, dann geschockt, dann fasziniert vom Hergang der Handlung.
LAMB ist sicher kein einfacher, eingängiger Film, jedoch deutlich emotionaler, weniger sperrig und trocken als beispielsweise Dave Eggers VVITCH oder ähnlicher „Folkhorror“, am ehesten vielleicht noch vergleichbar mit dem schwedischen BORDER. Eine gewisse Offenheit fürs Fantastische oder besser Märchenhafte sollte man also mitbringen, denn der Film bietet mindestens zwei Momente, in denen dem Zuschauer die Kinnlade weit offensteht. Eine echte Überraschung.
war im Gloria, Stuttgart
D.S. * 7.5
Määääh!
Wenn es ein Synonym für grenzensprengenden Gegenwartshorror gibt, dann ist es A24. Auch mit LAMB beweist die Produktionsgesellschaft wieder einmal, welch großes, inhaltlich vollkommen offenes, immer berührendes Feld das phantastische Kino auch heute noch eröffnen kann, weit weg von Zielgruppenoptimierungs- und Markterschließungsstrategien.
LAMB ist nämlich in allererster Linie mal ein durch und durch isländischer Film, im Setting karg, rauh und nüchtern, mit einer Noomi Rapace und einer skandinavischen Landschaft in den Hauptrollen, die kaum weiter entfernt vom typischen Hollywoodkino wirken könnten. Mindestens genauso sehr wie der „Star“-Vermarktung verschließt sich der Film aber auch der simplen Genre-Klassifizierung. Als Horrorfilm lässt er sich trotz einiger entsprechender Elemente nicht einordnen, als Thriller genauso wenig, aber selbst seine Berührungspunkte mit dem Fantasy-Kino sind so oberflächlich, letztlich nur formell vorhanden, dass puristisch gesinnte Genrefans mit Sicherheit enttäuscht von ihm sein werden. Tatsächlich lässt er sich, ganz ähnlich wie der nur atmosphärisch verwandte THE GREEN KNIGHT, in überhaupt keine Genre-Schublade stecken.
Warum auch? LAMB erzählt eine vollkommen eigenständige, unvergleichliche Story, die im gewöhnlichsten Alltag beginnen und alles Bekannte verlustfrei hinter sich lassen kann, ohne dafür eines bunten Spektakels zu bedürfen: Ein Ehepaar, dessen Tochter Ada kurz nach (oder bei?) der Geburt verstorben ist, lebt auf einem abgeschiedenen Bauernhof auf Island und betreibt dort vor allem die Schafzucht. Eines Tages wird ein ganz besonderes Schaf geboren, das sie in ihr Leben aufnehmen und das jenes entscheidend verändert. Ein wenig später werden sie vom Bruder des Mannes besucht, der für einige Probleme sorgt. Genau wie die Mutter des besonderen Schafes …
Das war es eigentlich auch schon fast – mehr kann zumindest nicht gesagt werden, ohne zentrale Elemente dieses außergewöhnlichen Filmerlebnisses vorwegzunehmen. LAMB ist anders als alles andere, das du jemals gesehen hast. Er lässt sich nicht einordnen und auch nicht wirklich vergleichen.
Produktions- und Sounddesign, Kamera und Darstellerleistungen sind herausragend, aber das wusstest du bei der Erwähnung von A24 schon. Es gibt hierzu einfach nicht mehr viel zu sagen: Wer Filme wie THE VVITCH oder MIDSOMMAR liebt, sich gerne von Bizzarheiten die Augen öffnen lässt und bereit für wirklich Ungewöhnliches, fundamental Verstörendes ist, wird LAMB lieben. Gute 7,5 von 10 Punkten. Ganz ohne Björk.
LAMB ist nämlich in allererster Linie mal ein durch und durch isländischer Film, im Setting karg, rauh und nüchtern, mit einer Noomi Rapace und einer skandinavischen Landschaft in den Hauptrollen, die kaum weiter entfernt vom typischen Hollywoodkino wirken könnten. Mindestens genauso sehr wie der „Star“-Vermarktung verschließt sich der Film aber auch der simplen Genre-Klassifizierung. Als Horrorfilm lässt er sich trotz einiger entsprechender Elemente nicht einordnen, als Thriller genauso wenig, aber selbst seine Berührungspunkte mit dem Fantasy-Kino sind so oberflächlich, letztlich nur formell vorhanden, dass puristisch gesinnte Genrefans mit Sicherheit enttäuscht von ihm sein werden. Tatsächlich lässt er sich, ganz ähnlich wie der nur atmosphärisch verwandte THE GREEN KNIGHT, in überhaupt keine Genre-Schublade stecken.
Warum auch? LAMB erzählt eine vollkommen eigenständige, unvergleichliche Story, die im gewöhnlichsten Alltag beginnen und alles Bekannte verlustfrei hinter sich lassen kann, ohne dafür eines bunten Spektakels zu bedürfen: Ein Ehepaar, dessen Tochter Ada kurz nach (oder bei?) der Geburt verstorben ist, lebt auf einem abgeschiedenen Bauernhof auf Island und betreibt dort vor allem die Schafzucht. Eines Tages wird ein ganz besonderes Schaf geboren, das sie in ihr Leben aufnehmen und das jenes entscheidend verändert. Ein wenig später werden sie vom Bruder des Mannes besucht, der für einige Probleme sorgt. Genau wie die Mutter des besonderen Schafes …
Das war es eigentlich auch schon fast – mehr kann zumindest nicht gesagt werden, ohne zentrale Elemente dieses außergewöhnlichen Filmerlebnisses vorwegzunehmen. LAMB ist anders als alles andere, das du jemals gesehen hast. Er lässt sich nicht einordnen und auch nicht wirklich vergleichen.
Produktions- und Sounddesign, Kamera und Darstellerleistungen sind herausragend, aber das wusstest du bei der Erwähnung von A24 schon. Es gibt hierzu einfach nicht mehr viel zu sagen: Wer Filme wie THE VVITCH oder MIDSOMMAR liebt, sich gerne von Bizzarheiten die Augen öffnen lässt und bereit für wirklich Ungewöhnliches, fundamental Verstörendes ist, wird LAMB lieben. Gute 7,5 von 10 Punkten. Ganz ohne Björk.
goutierte im Harmonie, Frankfurt
Leimbacher-Mario * 8.0
Lammfromm Hell
Noomi Rapace geht mal wieder einer ihrer filmischen Lieblingsbeschäftigungen nach (siehe z. B. auch „Angel of Mine“). Seit langem Mal wieder in ihrer wunderschönen Heimat Island. Dieses Mal aus dem Schafstall. Richtig gehört. Die süße kleine Ada wird von dem Protagonistenpärchen adoptiert und bereichert ihr Leben ungemein. Aber natürlich auch mit moralischen Fragen und Schattenseiten…
Ich hoffe, dass „Lamb“ von A24 nicht zu sehr Richtung Horror vermarktet wird und somit falsche Erwartungen geschürt werden. Denn dieses ungewöhnliche und brückenbauende Drama ist nur äußerlich spärlich in dem Genre unterwegs. Viel mehr ist es ein intensives Familienporträt über Verlust und Akzeptanz, über Fehler und Furcht, über Glück und Gefahren. Über Liebe und Wut. Famos und intensiv gespielt. Mit einer erhabenen Mystery-Aura, mindestens einer WTF?!-Enthüllung, echten Gefühlen und den epischen Bildern Islands. Ein humanes Kunststück. Ein Landschaftskoloss. Weit, wunderschön und mit wallender Wolle. Der Anti-„Black Sheep“. In sich ruhend und doch zerstörerisch.
Fazit: Sehr emotional, sehr menschlich, sehr stark - „Lamb“ hat mich in seiner ruhigen (am ehesten metaphorischen) Art nachhaltig berührt!
Ich hoffe, dass „Lamb“ von A24 nicht zu sehr Richtung Horror vermarktet wird und somit falsche Erwartungen geschürt werden. Denn dieses ungewöhnliche und brückenbauende Drama ist nur äußerlich spärlich in dem Genre unterwegs. Viel mehr ist es ein intensives Familienporträt über Verlust und Akzeptanz, über Fehler und Furcht, über Glück und Gefahren. Über Liebe und Wut. Famos und intensiv gespielt. Mit einer erhabenen Mystery-Aura, mindestens einer WTF?!-Enthüllung, echten Gefühlen und den epischen Bildern Islands. Ein humanes Kunststück. Ein Landschaftskoloss. Weit, wunderschön und mit wallender Wolle. Der Anti-„Black Sheep“. In sich ruhend und doch zerstörerisch.
Fazit: Sehr emotional, sehr menschlich, sehr stark - „Lamb“ hat mich in seiner ruhigen (am ehesten metaphorischen) Art nachhaltig berührt!
war im Residenz, Köln
splattercheffe * 10.0
Eine Passionsgeschichte der etwas anderen Art
Selten war es so schwer, eine Review zu schreiben, ohne zu spoilern, denn die Handlung von LAMB passt auf einen Bierdeckel:
Ein in rauer Natur lebendes Ehepaar bekommt Zuwachs ungewöhnlicher Art. Jedes weitere Wort nimmt Dinge vorweg oder führt auf eine falsche Fährte.
Noomi Rapace, auch als Produzentin am Start, beweist wieder mal viel Mut bei diesem ungewöhnlichen Stoff, den man natürlich als Allegorie sehen darf, der aber vor allem große Fragen aufwirft - nach dem Umgang mit Verlust, nach dem Verhältnis von Mensch zu Tier, nach Verantwortung für in die Welt gesetztes Leben.
Nun darf man feststellen, dass der Isländer an sich wohl schwer zu beeindrucken ist. Und viele Worte verliert er auch nicht. So öffnet sich ein Raum für Bilder, Gefühle, Blicke, die in einigen Szenen offenlegen, wie sehr der Mensch, dieses vermeintlich hoch entwickelte Tier, die Grenzen zwischen Koexistenz und Übergriffigkeit im Verhältnis zur Natur überschreiten kann, ohne sich zu hinterfragen. Einfach weil er es kann. Vielleicht liegt es daran, dass LAMB - visuell bestechend gefilmt und ausnehmend langsam und bedächtig fortschreitend - deswegen so einen Sog entwickelt, der selbst einen Großstadtmenschen wie mich gleichzeitig völlig vereinnahmt, wie zunehmend besorgt in den Kinosessel presst:
Das alles nimmt kein gutes Ende.
Und das tut es auch nicht. Aber es nimmt das RICHTIGE Ende.
Ein in rauer Natur lebendes Ehepaar bekommt Zuwachs ungewöhnlicher Art. Jedes weitere Wort nimmt Dinge vorweg oder führt auf eine falsche Fährte.
Noomi Rapace, auch als Produzentin am Start, beweist wieder mal viel Mut bei diesem ungewöhnlichen Stoff, den man natürlich als Allegorie sehen darf, der aber vor allem große Fragen aufwirft - nach dem Umgang mit Verlust, nach dem Verhältnis von Mensch zu Tier, nach Verantwortung für in die Welt gesetztes Leben.
Nun darf man feststellen, dass der Isländer an sich wohl schwer zu beeindrucken ist. Und viele Worte verliert er auch nicht. So öffnet sich ein Raum für Bilder, Gefühle, Blicke, die in einigen Szenen offenlegen, wie sehr der Mensch, dieses vermeintlich hoch entwickelte Tier, die Grenzen zwischen Koexistenz und Übergriffigkeit im Verhältnis zur Natur überschreiten kann, ohne sich zu hinterfragen. Einfach weil er es kann. Vielleicht liegt es daran, dass LAMB - visuell bestechend gefilmt und ausnehmend langsam und bedächtig fortschreitend - deswegen so einen Sog entwickelt, der selbst einen Großstadtmenschen wie mich gleichzeitig völlig vereinnahmt, wie zunehmend besorgt in den Kinosessel presst:
Das alles nimmt kein gutes Ende.
Und das tut es auch nicht. Aber es nimmt das RICHTIGE Ende.
staunte im Rio Filmpalast, München
31 Bewertungen auf f3a.net
Zurück
Bewertungen
Lamb
- Score [BETA]: 75
- f3a.net: 7.3/10 31
- IMDb: 6.7/10
- Rotten Tomatoes: 85%