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Review The Last Days

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Agoraphobie
von Frank

Den Typ kennst du doch, dachte ich mir zu Beginn. Und in der Tat, neben Son of Cain und The Body ist es die dritte Produktion des diesjährigen FFF, in der Jose Coronado sein Schauspieltalent unter Beweis stellen kann.

In The Last Days kämpft er sich mit einem jungen Mann auf der Suche nach dessen Freundin durch den Untergrund Barcelonas, der auf Grund einer sich in Agoraphobie äußernden Seuche für viele Menschen zum zentralen Lebensraum geworden ist, während andere ihre Häuser nicht mehr verlassen können. Der Untergrund wird durch die Angst vor öffentlichen Räumen zur einzigen Verbindung zwischen den Häusern Barcelonas.

Während ich den Film sah, überkam mich unterschwellig dieses "Das hab ich mir irgendwie anders vorgestellt"-Gefühl, obwohl ich vorher kaum wusste, worum es geht und unvoreingenommen in den Film hineinging.

Dachte ich noch, ihn schnell vergessen zu haben, fällt mir beim Verfassen dieser Review auf, wie subtil TLD in seiner Gesamtheit wirkt; ich habe das Gefühl, dass ein schwaches Echo des Films noch in mir nachhallt.

The Last Days ist vom Gefühl her kein reinrassiger Endzeitfilm, was mich, wie ich vermute, ein wenig irritiert hat.
Er zeigt eher ein persönliches Abenteuer zweier spanischer Landsleute vor dem Hintergrund einer Katastrophe, also in schwierigen Zeiten.
Seine Stimmung bewegt sich irgendwo zwischen Endzeit und Ausnahmezustand.
Besonders spektakulär ist sein Charakter dabei nicht. Es gibt Action-Szenen, sie dominieren jedoch nicht.

The Last Days ist vorrangig ein psychologischer Film. Die Inszenierung dient der Psychologie, die Kamera bewegt sich nach den Figuren, nur für den zeitweisen Ausblick auf das menschenleere Barcelona oder den Untergrund verlässt sie diese.
Dass hinter The Last Days weit mehr steckt als Endzeitszenario und persönliches Schicksal, erschließt sich nicht auf Anhieb.

Er funktioniert durchaus als Parabel auf die Isolation des Einzelnen in einer global vernetzten Welt. Der Untergrund wird gleichermaßen zum Symbol von Abschottung, Isolation und des Untergangs. Paradox, liegt doch im Untergrund die einzige Möglichkeit zur Verbindung. Was passiert, wenn unsere Vernetzung unterbrochen wird, wenn nicht permanent alles und jeder mit jedem in Wechselwirkung steht?

The Last Days offenbart einen interessanten (weitsichtigen) Ausblick auf eine mögliche, teilweise schon einsetzende Zukunft, die aus einer Gegenwart entstehen kann, wie wir sie im übertragenem Sinne ebenfalls bereits vorfinden.

So neu wie seine zentrale Idee und zum Teil sein Setting ist, so wenig wirklich Außergewöhnliches hat sein Drehbuch zu bieten. Ich möchte nicht behaupten, es war langweilig, aber ich hätte mir ein etwas abgewandeltes Drehbuch gewünscht. So ist zum Beispiel der Versuch, ein Subgenre des Horrors unterzubringen, misslungen, oder besser, er wirkte ein bisschen unbeholfen. Für die Story war die Sequenz nicht nötig, wenngleich ich einräume, das das Szenario solch eine Entwicklung durchaus plausibel erscheinen lässt.

In meinen Augen hätte man auch der schon im Programmheft angepriesenen Schluss-Szenerie mehr Raum geben können. Wahrscheinlich hatte man Angst, es könnte kitschig wirken?

Handwerklich ist TLD solide in blau/grau/grünen Farbtönen umgesetzt.

Fazit

The Last Days legt den Fokus auf die psychologische Seite seines Sujets.
Wie er Zukunftsperspektive ist, spiegelt er auch den Zeitgeist.
Glaube an die Hoffnung und Bereitschaft, den Weg (auch kämpfend) zu beschreiten, sind nur notwendige Grundlagen. Vielmehr weist er auf die Notwendigkeit der Akzeptanz totaler Veränderung hin und erinnert letztendlich an den Wandel an sich als evolutionäres Konzept.
Entwicklungen, bei denen der Einzelne womöglich über seinen Schatten springen muss, aber im Kern er selbst bleiben, sich seines Plans gemäß entwickeln und eine neue Form der Freiheit (wieder)entdecken kann.

guckte im Cinemaxx 8, Hamburg

43 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Last Days
  • Score [BETA]: 59
  • f3a.net: 6/10 43
  • IMDb: 5.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 21:09

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