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Review The Last Days

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Lebbe geht weiter
von D.S.

Nach und nach befällt weltweit alle Menschen eine extreme Form der Agoraphobie - wenn sie ins Freie treten, sterben sie innerhalb kürzester Zeit an Herzversagen. Was diese Seuche herbeigeführt hat, bleibt bis zum Ende des Films unklar: Die Asche eines Vulkanausbruchs wird nur als ein möglicher Grund genannt; ebenso wird die naiv fortschrittsfeindliche These ins Spiel gebracht, der Mensch habe sich zu weit von seinen natürlichen Wurzeln entfernt und sei darum nun zum leichten Opfer irgendwelcher Keime geworden.

Das ist aber für die weitere Story von THE LAST DAYS ohnehin nebensächlich; er konzentriert sich nicht auf die Klärung des Mysteriums, sondern auf das Leben im Angesicht des neuen Status Quo: Man kann seine Behausungen nicht mehr überirdisch verlassen und ist gezwungen, seine Bedürfnisse aufs Geringstmögliche zu reduzieren. Für unsere beiden Hauptfiguren zählt dazu das Wiederfinden ihrer Familienangehörigen, und so machen sie sich auf den beschwerlichen Weg durch die sprichwörtliche Unterwelt Barcelonas, wobei sie sich unterschiedlichsten Gefahren ausgesetzt sehen.

Sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch erinnert der Film mehr als einmal an PERFECT SENSE - hat allerdings wesentlich mehr Action als jener zu bieten, verbleibt stilistisch jedoch gleichzeitig viel unspektakulärer, „gewöhnlicher" als jener. Die veränderte Lebensrealität, die plötzliche Feindseligkeit der Welt wurde für mich deshalb leider nie so unmittelbar vorstellbar wie dort; eine Distanz zum Geschehen blieb wie in CARRIERS stets vorhanden.

Wobei THE LAST DAYS wesentlich fesselnder inszeniert ist als jener, und filmisch ohnehin kaum Schwächen zu benennen sind. Gut gespielt und gefilmt, spannend und abwechslungsreich inszeniert, haben wir es hier fraglos mit einer beeindruckend umgesetzten Endzeitvision zu tun, die aber klar mehr Wert auf Emotionalität als auf Apokalypsentheater legt.

Was die Herren Regisseure dann jedoch beim Ende ihrer Darbietung geritten hat, weiß nur der Teufel. Hier werden gleich drei Extrafässer Kitsch aufgemacht und ertränken alles Gesehene in einem derart widerlich süßen Brei, dass ich es kaum ertragen konnte und mich zu massivem Punktabzug genötigt sehe. Schade, hätte auch ein richtig guter Film werden können.

war im Metropolis 8, Frankfurt

43 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Last Days
  • Score [BETA]: 59
  • f3a.net: 6/10 43
  • IMDb: 5.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 04:45

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