Reviewer
Alexander * 6.0
Nachsitzen beim Torture Teacher
Zwei renitente Teenage-Buben der „Null Bock“ Generation werden von dem frustrierten Lehrer Mr Gale zu „Nachhilfestunden“ in Anglistik gezwungen. Nachdem sich Gale seit nunmehr 20 Jahren damit abplagen musste, gelangweilten und desinteressierten Schülern die von ihm angehimmelte Weltliteratur näher zu bringen, ohne dabei aber jemals auf fruchtbaren Boden zu stoßen, brennen bei ihm ein paar Sicherungen durch, und er versucht seinen Schützlingen das Wissen im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Hammer einzudreschen …
Der überwiegend als Kammerspiel angelegte Film überzeugt nicht unbedingt durch viel Abwechslung und besondere Originalität, vermag aber sowohl zu schockieren als auch zu amüsieren. Der streckenweise nicht sehr stringente Film erinnert in der 2. Hälfte an eine „Torture Porn“ Erzählweise und als schauspielerische Glanzleistung sticht wirklich nur Robert Hands als nervlich ausgelaugter Lehrer heraus.
Insgesamt ein etwas zäher Beitrag, bei dem man als von rüpelhaften, ignoranten Teenies abgenervter Mensch gerne Verständnis für das Psychowrack Mr Gale aufbringen möchte. Mir wollten die beiden gepeinigten Jungs anfänglich jedenfalls nicht so wirklich leid tun und ich kann mir sogar vorstellen, das es irgendwo da draußen doch ein paar Lehrkörper geben könnte, die diesem Film liebend gerne nachfiebern würden.
Dennoch nimmt sich „The Lesson“ Zeit, auch die Gefühle, Ansichten und Denkweisen der Schüler ein wenig in den Fokus zu rücken, um damit vielleicht auch ein kleines bisschen nach Verständnis für die Generation „Fock You!“ beim Publikum zu fischen, wird dabei aber niemals moralinsauer oder oberflächlich.
Insgesamt bleibt der Film mit einigen guten Ansätzen, stellenweisen Längen und wenigen, spannend bis schockierend in Szene gesetzten Stellen, trotzdem etwas unausgegoren und mir mal 6 Punkte wert. Kein Meisterwerk, aber auch keine vergeudete Zeit.
Der überwiegend als Kammerspiel angelegte Film überzeugt nicht unbedingt durch viel Abwechslung und besondere Originalität, vermag aber sowohl zu schockieren als auch zu amüsieren. Der streckenweise nicht sehr stringente Film erinnert in der 2. Hälfte an eine „Torture Porn“ Erzählweise und als schauspielerische Glanzleistung sticht wirklich nur Robert Hands als nervlich ausgelaugter Lehrer heraus.
Insgesamt ein etwas zäher Beitrag, bei dem man als von rüpelhaften, ignoranten Teenies abgenervter Mensch gerne Verständnis für das Psychowrack Mr Gale aufbringen möchte. Mir wollten die beiden gepeinigten Jungs anfänglich jedenfalls nicht so wirklich leid tun und ich kann mir sogar vorstellen, das es irgendwo da draußen doch ein paar Lehrkörper geben könnte, die diesem Film liebend gerne nachfiebern würden.
Dennoch nimmt sich „The Lesson“ Zeit, auch die Gefühle, Ansichten und Denkweisen der Schüler ein wenig in den Fokus zu rücken, um damit vielleicht auch ein kleines bisschen nach Verständnis für die Generation „Fock You!“ beim Publikum zu fischen, wird dabei aber niemals moralinsauer oder oberflächlich.
Insgesamt bleibt der Film mit einigen guten Ansätzen, stellenweisen Längen und wenigen, spannend bis schockierend in Szene gesetzten Stellen, trotzdem etwas unausgegoren und mir mal 6 Punkte wert. Kein Meisterwerk, aber auch keine vergeudete Zeit.
meiklsan * 6.5
Blutige Lektion in Sachen schulischer Nachhilfe
Ich hab mir diesen Film völlig unbedarft und ohne jegliches Hintergrundwissen angeschaut.
Und ich muss sagen, JA, das war tatsächlich diese kleine Fresh-Blood-Überraschung, die ich von dieser Sektion erwarte.
Einerseits war ich zwar ziemlich gelangweilt, andererseits stand mir aber öfters der Mund sperrangelweit offen und zum Schluss war ich dann doch zwiegespalten, musste aber danach doch noch etwas länger über das Thema Schule, Bildung und Erziehung nachdenken!
Es gibt also einen gewissen Nachhaltigkeits-Bonus.
Dieses kleine Indie-Filmdebüt weiß durchwegs zu gefallen und wird die Zuschauer definitiv in seinen Bann ziehen. Die normalen Zufallskinogänger, Lehrer u/o Schüler werden wohl irgendwann vermutlich ihren Walkout machen und die FFF-Hardcore-User werden diesen Film einfach auf einer Arschbacke mitnehmen und für ein Nachmittagsfilmchen aber trotzdem positiv überrascht sein!
Der Inhaltstext vom FFF trifft mal wieder den Kern der kleinen Story sehr gut, wie dieses Jahr übrigens schon öfter der Fall, und übertreibt nicht maßlos, wie es früher leider öfter der Fall war. You get what you read. Auch die Icons „Bloody“ und „Violence“ treffen hier absolut ins Schwarze! Auch wenn ich hier noch das Icon „Emotional“ hinzufügen würde. Und in diesem ganz speziellen Fall auch noch das nicht vorhandene Icon „Literatur“.
Natürlich könnte man hier noch ausufernd die aktuell überall brisanten Themen „Erziehung“, „Schule“, „Liebe“, „Lehrer“, „Familie“, „Lustlosigkeit“, „Gewalt“ usw. anführen, diskutieren und analysieren, aber das würde für diesen kleinen, aber dennoch enthusiastischen und experimentellen Indie, so fresh bloody Film dann doch leider zu weit führen.
Nichtsdestotrotz kann ich jedem Zuschauer empfehlen, auch mal einen Blick in die britische Literatur zu werfen, egal ob per Buch oder DVD. Jane Austen oder Charlotte Brontë sind hier maßgebend. Und der neueste „Kracher“ in dieser Sektion ist „Love & Friendship" mit Kate Beckinsale!
Deshalb mein ernstgemeinter Hinweis. Eher mal einen Brit-Roman lesen oder schauen und etwas Anglistik pauken als einen Nagel in der Hand, hihihi.
Und ich muss sagen, JA, das war tatsächlich diese kleine Fresh-Blood-Überraschung, die ich von dieser Sektion erwarte.
Einerseits war ich zwar ziemlich gelangweilt, andererseits stand mir aber öfters der Mund sperrangelweit offen und zum Schluss war ich dann doch zwiegespalten, musste aber danach doch noch etwas länger über das Thema Schule, Bildung und Erziehung nachdenken!
Es gibt also einen gewissen Nachhaltigkeits-Bonus.
Dieses kleine Indie-Filmdebüt weiß durchwegs zu gefallen und wird die Zuschauer definitiv in seinen Bann ziehen. Die normalen Zufallskinogänger, Lehrer u/o Schüler werden wohl irgendwann vermutlich ihren Walkout machen und die FFF-Hardcore-User werden diesen Film einfach auf einer Arschbacke mitnehmen und für ein Nachmittagsfilmchen aber trotzdem positiv überrascht sein!
Der Inhaltstext vom FFF trifft mal wieder den Kern der kleinen Story sehr gut, wie dieses Jahr übrigens schon öfter der Fall, und übertreibt nicht maßlos, wie es früher leider öfter der Fall war. You get what you read. Auch die Icons „Bloody“ und „Violence“ treffen hier absolut ins Schwarze! Auch wenn ich hier noch das Icon „Emotional“ hinzufügen würde. Und in diesem ganz speziellen Fall auch noch das nicht vorhandene Icon „Literatur“.
Natürlich könnte man hier noch ausufernd die aktuell überall brisanten Themen „Erziehung“, „Schule“, „Liebe“, „Lehrer“, „Familie“, „Lustlosigkeit“, „Gewalt“ usw. anführen, diskutieren und analysieren, aber das würde für diesen kleinen, aber dennoch enthusiastischen und experimentellen Indie, so fresh bloody Film dann doch leider zu weit führen.
Nichtsdestotrotz kann ich jedem Zuschauer empfehlen, auch mal einen Blick in die britische Literatur zu werfen, egal ob per Buch oder DVD. Jane Austen oder Charlotte Brontë sind hier maßgebend. Und der neueste „Kracher“ in dieser Sektion ist „Love & Friendship" mit Kate Beckinsale!
Deshalb mein ernstgemeinter Hinweis. Eher mal einen Brit-Roman lesen oder schauen und etwas Anglistik pauken als einen Nagel in der Hand, hihihi.
PinkyHH * 3.0
Hausaufgabenhefte raus!
Da hätte die Filmcrew und die Regisseurin aber auch etwas Nachsitzen nötig gehabt. Der Film ist schon eine Zumutung aus mehreren Gründen.
Fangen wir mal mit dem Positiven an. Der Soundtrack ist nicht schlecht, dafür gibt es schon mal Punkte. Die Grundidee selbst hat durchaus Potential. Die Schauspieler sind auch nicht ohne Talent. Aber dann wird die Luft schon dünn.
Handwerklich ist der Film auf jeden Fall eine glatte Fünf. Unsaubere Schnitte – diese unsäglichen Jump-Cuts, weil man nicht in der Lage war, mehrere Einstellungsgrößen zu drehen und eine Einstellung sauber aufzulösen. Was lernen die heute eigentlich noch? Ein Phänomen, das in letzter Zeit häufiger zu sehen ist – grässlich.
Die Tonaufnahmen - unterirdisch. Ich kann es mir bildlich am Set vorstellen. „Nein, ich bewege das Mikro nicht mit der Tonangel. Dafür werde ich nicht bezahlte“, sprach der Ton-Assi und stampfte mit seinem Fuss auf. Resultat innerhalb von fünf gesprochenen Sätzen reizen wir beinahe den kompletten Dynamikumfang unseres Dolby Systems aus. Da hätte die Tonmischung noch was machen können?
Tonmischung? Was ist das? Vermutlich durchgeführt von einem, der halb taub ist und ein paar Brüllwürfel-Abhörboxen auf dem heimischen Klo angedübelt hat. Reicht doch heute, oder? Sprünge in der Lautheit etc. pp. Eine Zumutung!
Naja und dann die totale Verschandelung einer eigentlich nicht so schlechten Grundidee. Ich konnte richtig die Zettel sehen, die einfach abgearbeitet wurden. Jetzt drehen wir dies Bild, jetzt das. Und jetzt klatschen wir es aneinander. Übergänge? Igitt. Logische Handlung. Warum? „Oh, das Lied geht noch eine Minute zwanzig – lass uns die Darsteller Händchen haltend die Straße langgehen lassen. Ist voll hip“ - nur nicht zuträglich für die dünne Handlung, um sie auf 90 Minuten aufzupusten. Und wenn keiner da ist, der Musik-Schnitt beherrscht. Egal – versendet sich.
Ne, Leute. Das war ne glatte 5. Wohlwollende 3 Punkte. Mehr ist nicht drin. Und jetzt husch – ne Runde nachsitzen zum Thema Film-Handwerk. Ich wünsche denen einen energischen Lehrer!
Fangen wir mal mit dem Positiven an. Der Soundtrack ist nicht schlecht, dafür gibt es schon mal Punkte. Die Grundidee selbst hat durchaus Potential. Die Schauspieler sind auch nicht ohne Talent. Aber dann wird die Luft schon dünn.
Handwerklich ist der Film auf jeden Fall eine glatte Fünf. Unsaubere Schnitte – diese unsäglichen Jump-Cuts, weil man nicht in der Lage war, mehrere Einstellungsgrößen zu drehen und eine Einstellung sauber aufzulösen. Was lernen die heute eigentlich noch? Ein Phänomen, das in letzter Zeit häufiger zu sehen ist – grässlich.
Die Tonaufnahmen - unterirdisch. Ich kann es mir bildlich am Set vorstellen. „Nein, ich bewege das Mikro nicht mit der Tonangel. Dafür werde ich nicht bezahlte“, sprach der Ton-Assi und stampfte mit seinem Fuss auf. Resultat innerhalb von fünf gesprochenen Sätzen reizen wir beinahe den kompletten Dynamikumfang unseres Dolby Systems aus. Da hätte die Tonmischung noch was machen können?
Tonmischung? Was ist das? Vermutlich durchgeführt von einem, der halb taub ist und ein paar Brüllwürfel-Abhörboxen auf dem heimischen Klo angedübelt hat. Reicht doch heute, oder? Sprünge in der Lautheit etc. pp. Eine Zumutung!
Naja und dann die totale Verschandelung einer eigentlich nicht so schlechten Grundidee. Ich konnte richtig die Zettel sehen, die einfach abgearbeitet wurden. Jetzt drehen wir dies Bild, jetzt das. Und jetzt klatschen wir es aneinander. Übergänge? Igitt. Logische Handlung. Warum? „Oh, das Lied geht noch eine Minute zwanzig – lass uns die Darsteller Händchen haltend die Straße langgehen lassen. Ist voll hip“ - nur nicht zuträglich für die dünne Handlung, um sie auf 90 Minuten aufzupusten. Und wenn keiner da ist, der Musik-Schnitt beherrscht. Egal – versendet sich.
Ne, Leute. Das war ne glatte 5. Wohlwollende 3 Punkte. Mehr ist nicht drin. Und jetzt husch – ne Runde nachsitzen zum Thema Film-Handwerk. Ich wünsche denen einen energischen Lehrer!
Michaela * 2.0
10, 9, 8, ...
Mann, was habe ich gelitten, da war die Folter des Schülers ja Picknick dagegen.
Okay, positiv: der Lehrer, was der Schauspieler da abgeliefert hat, war der Hammer, echt super.
Die Grundidee war ja auch nicht schlecht: Lehrer rächt sich an seinen Schülern.
Nur die Umsetzung, Mann. Mich haben die Endlos-Szenen genervt, wie: die Jungs spielen das Händeklatschspiel, wie lange kann man noch auf einen Pool schauen, ja, der Nagel, auf den die Kamera schon seit gefühlten 5 Minuten draufhält, wird noch in der Geschichte wichtig sein, hab’s kapiert. Die ständige Wiederholung von 10, 9, 8, ... auch das haben wir kapiert. Und warum findet der Film kein Ende. Nein, es waren einige überflüssige Szenen dabei, um auf Spielfilmlänge zu kommen. Auch hat das Mädel genervt, entweder lag die im Gras, oder am Pool oder auf der Couch. Und, ganz ernsthaft, war das, was die Jungs angestellt haben, wirklich so schlimm, dass der Lehrer deswegen so ausrastet? Wahrscheinlich waren sie der besagte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ach ja, ein Vorredner hat den Ton bemängelt. Dem muss ich zustimmen, man hat ja vor lauter Schmerzensgestöhne teilweise nichts vom Lehrer verstanden.
Für mich bis jetzt der schlechteste Fresh-Blood-Beitrag.
Zwei Punkte: einer für den Lehrer, einer für die Grundidee.
Okay, positiv: der Lehrer, was der Schauspieler da abgeliefert hat, war der Hammer, echt super.
Die Grundidee war ja auch nicht schlecht: Lehrer rächt sich an seinen Schülern.
Nur die Umsetzung, Mann. Mich haben die Endlos-Szenen genervt, wie: die Jungs spielen das Händeklatschspiel, wie lange kann man noch auf einen Pool schauen, ja, der Nagel, auf den die Kamera schon seit gefühlten 5 Minuten draufhält, wird noch in der Geschichte wichtig sein, hab’s kapiert. Die ständige Wiederholung von 10, 9, 8, ... auch das haben wir kapiert. Und warum findet der Film kein Ende. Nein, es waren einige überflüssige Szenen dabei, um auf Spielfilmlänge zu kommen. Auch hat das Mädel genervt, entweder lag die im Gras, oder am Pool oder auf der Couch. Und, ganz ernsthaft, war das, was die Jungs angestellt haben, wirklich so schlimm, dass der Lehrer deswegen so ausrastet? Wahrscheinlich waren sie der besagte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ach ja, ein Vorredner hat den Ton bemängelt. Dem muss ich zustimmen, man hat ja vor lauter Schmerzensgestöhne teilweise nichts vom Lehrer verstanden.
Für mich bis jetzt der schlechteste Fresh-Blood-Beitrag.
Zwei Punkte: einer für den Lehrer, einer für die Grundidee.
war im Cinemaxx, München
D.S. * 7.0
Humanismus, inhuman
Offensichtlich ein echter Publikumsspalter, wenn ich mir die bisherigen Reviews bei f3a.net so ansehe. Mir hat er sehr gefallen, und einige der geäußerten Kritikpunkte kann ich nicht ganz nachvollziehen, oder sagen wir es so: Mag sein, dass die Tonmischung an ein paar Stellen nicht ganz optimal ist. Aber das ist mir nicht mal aufgefallen. Da mich das Geschehen zu sehr gefesselt hat – und vor allem seine Implikationen.
THE LESSON ist viel, viel mehr als ein Film über einen Lehrer, der ausrastet und sich an seinen Schülern rächt. Tatsächlich ist diese Handlung nur die Folie, auf der existentielle Fragen des abendländischen Wertekanons abgehandelt werden. Was einerseits auf unmittelbare Weise geschieht – die zentralen Thesen von Rousseau und Hobbes zum Charakter des Menschen werden ebenso "eindringlich" erörtert wie Überlegungen zu den Fesseln menschlicher Vernunft und Fantasie, zu Moral und Entscheidungsfreiheit. Andererseits ist da natürlich eine Metaebene. Auf welcher der in mehrfacher Hinsicht schmerzhafte Film eine ziemlich pessimistische Weltsicht impliziert. Denn die Positionen Rousseaus und Hobbes’ können einander noch so konträr gegenüberstehen: Für die Analyse alltäglichen menschlichen Umgangs miteinander sind sie leider in der Praxis weitgehend bedeutungslos, denn jeder wird in eine bestehende Gesellschaft hineingeboren, deren Werte ihn prägen; fängt niemals wirklich bei Null an – es bleibt also nur zu fragen, was er daraus macht. Das heißt, kurz gesagt: Ideale sind etwas Wunderbares. Aber was wirklich zählt ist, was du machst, um sie zu erreichen. Und da bezieht der Film eben letztlich die Position der mehrfach erwähnten ANIMAL FARM von George Orwell...
THE LESSON gibt einem viel zum Nachdenken – wobei man dabei während des Films schnell (und gut bewandert im Englischen) sein sollte, da uns die verständlich frustrierte Lehrkraft in der zweiten Filmhälfte im Stakkato Themen und Thesen der humanistischen Bildung um die Ohren haut. Dass das Ganze dabei aber nicht nur wie eine große Pädagogikshow wirkt, sondern auch als Film mitreißen kann, liegt vor allem an der durchaus intensiven Inszenierung der Qualen, welche die von ihrem seinerseits über 20 Jahre hinweg von desinteressiertem bis offen feindseligem Nachwuchs gequälten Lehrer zum besonderen "Nachsitzen" verdonnerten Schüler erleiden müssen. Das entwickelt sich zu einer regelrechten Tour de Force und einem für mich in dieser Intensität doch überraschenden Blutbad.
Da sich der Film in seiner ersten Hälfte dankenswerterweise die Zeit genommen hat, uns ausführlich in die Welt dieser Schüler einzuführen, uns über Ihre individuellen Hintergründe und Lebenssituationen ins Bild zu setzen, kann man einerseits extrem mit ihnen mitleiden, andererseits wirken sie so niemals wie eindimensionale Klischeefiguren, wie Arschloch-Abziehbilder. Empathie ist hier also weitaus mehr als nur ein weiteres abstraktes Nomen, das in der Theorie verhandelt wird.
Der Ausgang der Handlung hat mich dann zwar ein wenig enttäuscht, vielleicht habe ich in diesem Fall aber auch einfach die Ironie nicht ganz verstanden. Und in die Entwicklung der Figur des Lehrers wurde leider klar zu wenig Raum investiert. Insgesamt aber ist THE LESSON meiner Meinung nach definitiv eine Sichtung wert – eine Allegorie auf den ewigen Widerstreit zwischen Bildung und Dummheit, Idealen und Idealismus, Humanismus und Menschenverachtung, die (nicht nur) in ihrer Konsequenz wehtut. 7 Punkte von mir.
THE LESSON ist viel, viel mehr als ein Film über einen Lehrer, der ausrastet und sich an seinen Schülern rächt. Tatsächlich ist diese Handlung nur die Folie, auf der existentielle Fragen des abendländischen Wertekanons abgehandelt werden. Was einerseits auf unmittelbare Weise geschieht – die zentralen Thesen von Rousseau und Hobbes zum Charakter des Menschen werden ebenso "eindringlich" erörtert wie Überlegungen zu den Fesseln menschlicher Vernunft und Fantasie, zu Moral und Entscheidungsfreiheit. Andererseits ist da natürlich eine Metaebene. Auf welcher der in mehrfacher Hinsicht schmerzhafte Film eine ziemlich pessimistische Weltsicht impliziert. Denn die Positionen Rousseaus und Hobbes’ können einander noch so konträr gegenüberstehen: Für die Analyse alltäglichen menschlichen Umgangs miteinander sind sie leider in der Praxis weitgehend bedeutungslos, denn jeder wird in eine bestehende Gesellschaft hineingeboren, deren Werte ihn prägen; fängt niemals wirklich bei Null an – es bleibt also nur zu fragen, was er daraus macht. Das heißt, kurz gesagt: Ideale sind etwas Wunderbares. Aber was wirklich zählt ist, was du machst, um sie zu erreichen. Und da bezieht der Film eben letztlich die Position der mehrfach erwähnten ANIMAL FARM von George Orwell...
THE LESSON gibt einem viel zum Nachdenken – wobei man dabei während des Films schnell (und gut bewandert im Englischen) sein sollte, da uns die verständlich frustrierte Lehrkraft in der zweiten Filmhälfte im Stakkato Themen und Thesen der humanistischen Bildung um die Ohren haut. Dass das Ganze dabei aber nicht nur wie eine große Pädagogikshow wirkt, sondern auch als Film mitreißen kann, liegt vor allem an der durchaus intensiven Inszenierung der Qualen, welche die von ihrem seinerseits über 20 Jahre hinweg von desinteressiertem bis offen feindseligem Nachwuchs gequälten Lehrer zum besonderen "Nachsitzen" verdonnerten Schüler erleiden müssen. Das entwickelt sich zu einer regelrechten Tour de Force und einem für mich in dieser Intensität doch überraschenden Blutbad.
Da sich der Film in seiner ersten Hälfte dankenswerterweise die Zeit genommen hat, uns ausführlich in die Welt dieser Schüler einzuführen, uns über Ihre individuellen Hintergründe und Lebenssituationen ins Bild zu setzen, kann man einerseits extrem mit ihnen mitleiden, andererseits wirken sie so niemals wie eindimensionale Klischeefiguren, wie Arschloch-Abziehbilder. Empathie ist hier also weitaus mehr als nur ein weiteres abstraktes Nomen, das in der Theorie verhandelt wird.
Der Ausgang der Handlung hat mich dann zwar ein wenig enttäuscht, vielleicht habe ich in diesem Fall aber auch einfach die Ironie nicht ganz verstanden. Und in die Entwicklung der Figur des Lehrers wurde leider klar zu wenig Raum investiert. Insgesamt aber ist THE LESSON meiner Meinung nach definitiv eine Sichtung wert – eine Allegorie auf den ewigen Widerstreit zwischen Bildung und Dummheit, Idealen und Idealismus, Humanismus und Menschenverachtung, die (nicht nur) in ihrer Konsequenz wehtut. 7 Punkte von mir.
war im Cinestar, Frankfurt
Leimbacher-Mario * 5.5
Hämmern wir den Lehrstoff halt ein
Das United Kingdom hat ein Problem, ja schlicht Angst vor seiner verrohenden Problemjugend - das wissen wir spätestens seit "Eden Lake". Doch "The Lesson" treibt das Thema der nervenden, aussichtslosen & aggressiven Teenager nochmal ungewohnt drastisch an, dreht es auf links, indem gezeigt wird, wie ein jahrelang terrorisierter Lehrer sich auf furchtbar sadistische Weise an zwei seiner Problemfälle rächt, ihnen die schmerzhafteste Schulstunde der Filmgeschichte aufzwingt. Haben es die Halbstarken verdient oder geht das zu weit? Wer ist böser? Und auf welcher Seite stehen wir? Hilft das Einbleuen des Stoffes vielleicht sogar? Fragen über Fragen & nur wenig Multiple Choice ... :/
Das Regiedebüt der Britin Ruth Platt kommt sehr ungefiltert, spontan & naiv rüber, passend zum Thema wie auch zu einer ersten Regiearbeit. Ebenso merkt man durch sensible, ruhige Einschübe zwischen all der Folter & dem Blut, dass eine Frau am Steuer sein könnte. Immer wieder wechseln wir die Seiten in dieser Torture-Porn-Theater-AG & es ist gar nicht so leicht, seinen inneren Kompass korrekt zu justieren. Dabei kann einem sogar mal die Lust vergehen & der Film unser Interesse verlieren. Mit guten Jungdarstellern, zynischen Kommentaren zu Klassikern wie "Herr der Fliegen" oder "Animal Farm" & natürlich reichlich rotem Lebenssaft wird man insgesamt jedoch bei Laune gehalten. Plus ein roher Soundtrack.
Der Film hätte vielleicht 5 Minuten früher enden können & die langen Dialoge der rachsüchtigen Lehrkraft sind etwas zermürbend (nicht für für die zwei Teenager) & redundant, insgesamt verfehlt der Film seine niederschmetternde Wirkung jedoch nicht. Einer der vielen wirklich bösen, depressiven & aussichtslosen Filme auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest. Keiner der Besten dort & auch allgemein kein Paradeschüler von der Insel, doch auch kein unnützer Bengel von der letzten Bank. Solide & mit viel schwarzem Humor, selbst wenn der Tanz auf der Rasierklinge zwischen Hardcore-Gewalt vs. Kritik an Schulsystem, Jugend oder Kulturverdruss nicht immer zu 100% gelingt.
Fazit: heute auf dem Lehrplan: Torture Porn trifft Sozialkritik. In Ordnung & manchmal fies, besteht seine Klausur - jedoch keine Arbeit von wirklich bleibendem Wert. Setzen, 3-.
Das Regiedebüt der Britin Ruth Platt kommt sehr ungefiltert, spontan & naiv rüber, passend zum Thema wie auch zu einer ersten Regiearbeit. Ebenso merkt man durch sensible, ruhige Einschübe zwischen all der Folter & dem Blut, dass eine Frau am Steuer sein könnte. Immer wieder wechseln wir die Seiten in dieser Torture-Porn-Theater-AG & es ist gar nicht so leicht, seinen inneren Kompass korrekt zu justieren. Dabei kann einem sogar mal die Lust vergehen & der Film unser Interesse verlieren. Mit guten Jungdarstellern, zynischen Kommentaren zu Klassikern wie "Herr der Fliegen" oder "Animal Farm" & natürlich reichlich rotem Lebenssaft wird man insgesamt jedoch bei Laune gehalten. Plus ein roher Soundtrack.
Der Film hätte vielleicht 5 Minuten früher enden können & die langen Dialoge der rachsüchtigen Lehrkraft sind etwas zermürbend (nicht für für die zwei Teenager) & redundant, insgesamt verfehlt der Film seine niederschmetternde Wirkung jedoch nicht. Einer der vielen wirklich bösen, depressiven & aussichtslosen Filme auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest. Keiner der Besten dort & auch allgemein kein Paradeschüler von der Insel, doch auch kein unnützer Bengel von der letzten Bank. Solide & mit viel schwarzem Humor, selbst wenn der Tanz auf der Rasierklinge zwischen Hardcore-Gewalt vs. Kritik an Schulsystem, Jugend oder Kulturverdruss nicht immer zu 100% gelingt.
Fazit: heute auf dem Lehrplan: Torture Porn trifft Sozialkritik. In Ordnung & manchmal fies, besteht seine Klausur - jedoch keine Arbeit von wirklich bleibendem Wert. Setzen, 3-.
war im Residenz, Köln
Janina Himmen * 4.5
Nicht für die Schule, sondern für das Foltern lernen wir
Die erste halbe Stunde liefert THE LESSON eine gemächlich inszenierte Studie über britische Problem-Teenies ab. Sie benehmen sich unsagbar assozial, randalieren, klauen und haben nicht einmal vor ihren Lehrern den geringsten Respekt. Aber wir sehen zumindest bei einem von ihnen auch, wie es ihm zuhause ergeht. Nach dem Tod seiner Mutter lebt er bei seinem älteren Bruder, der ihn gerne lieber heute als morgen loswerden würde. Man beginnt zumindest ansatzweise zu verstehen, dass diese Kinder nicht von Natur aus so verroht sind, sondern ihr Umfeld eine wichtige Rolle spielt, in dem sie wenig Positives erfahren.
Schnitt. Plötzlich finden sich zwei der respektlosen Jungs entführt und an Schultische gefesselt in der Gewalt eines Mannes wieder, der ihnen eine Lektion erteilen will. Auch bei ihm stellt man sich die Frage, ob er von Natur aus ein Sadist ist oder ob ihn die Jugendlichen durch ihre jahrelangen Provokationen zu diesem Schritt getrieben haben. Konnte man THE LESSON zu Beginn noch als langatmige Sozialstudie abtun, macht der Film nun eine 180 Grad Drehung zu brutalstem Torture Porn. Wer auf eine hohe Splatterquote aus ist, kommt auf jeden Fall auf seine Kosten, denn hier wird fleißig in Großaufnahme durchbohrt und geblutet.
Noch fleißiger wird geredet. Der Entführer hat eine Schulstunde vorbereitet, in der er seinen unfreiwilligen Schülern wichtige Grundlagen der Philosophie und Literaturgeschichte einhämmern möchte. Wortwörtlich. Dabei geht es natürlich nicht um X-beliebige Themen, sondern um das, was ihn so sehr beschäftigt, dass er dafür bereit ist, über Leichen zu gehen: Erziehung.
So weit so gut, allerdings können die ambitionierten Monologe nicht darüber hinwegtäuschen, dass in dem Film ziemlich wenig Handlung steckt. Viele Szenen sind überflüssig in die Länge gestreckt worden, so als hätte man eigentlich nur Stoff für einen Kurzfilm gehabt. Als solcher hätte THE LESSON denke ich besser funktioniert, denn die Handlung gefiel mir. Selbst die Foltermethoden variieren aber so wenig (im Grunde sogar gar nicht), dass sie mich trotz ihrer Härte schon bald langweilten. Das Finale reißt dann noch mal ein bisschen was raus, aber dieses Tempo hätte ich mir auch für den Rest des Films gewünscht. So bleibt er für mich leider trotz gelungenem Konzept nur unterdurchschnittlich.
Schnitt. Plötzlich finden sich zwei der respektlosen Jungs entführt und an Schultische gefesselt in der Gewalt eines Mannes wieder, der ihnen eine Lektion erteilen will. Auch bei ihm stellt man sich die Frage, ob er von Natur aus ein Sadist ist oder ob ihn die Jugendlichen durch ihre jahrelangen Provokationen zu diesem Schritt getrieben haben. Konnte man THE LESSON zu Beginn noch als langatmige Sozialstudie abtun, macht der Film nun eine 180 Grad Drehung zu brutalstem Torture Porn. Wer auf eine hohe Splatterquote aus ist, kommt auf jeden Fall auf seine Kosten, denn hier wird fleißig in Großaufnahme durchbohrt und geblutet.
Noch fleißiger wird geredet. Der Entführer hat eine Schulstunde vorbereitet, in der er seinen unfreiwilligen Schülern wichtige Grundlagen der Philosophie und Literaturgeschichte einhämmern möchte. Wortwörtlich. Dabei geht es natürlich nicht um X-beliebige Themen, sondern um das, was ihn so sehr beschäftigt, dass er dafür bereit ist, über Leichen zu gehen: Erziehung.
So weit so gut, allerdings können die ambitionierten Monologe nicht darüber hinwegtäuschen, dass in dem Film ziemlich wenig Handlung steckt. Viele Szenen sind überflüssig in die Länge gestreckt worden, so als hätte man eigentlich nur Stoff für einen Kurzfilm gehabt. Als solcher hätte THE LESSON denke ich besser funktioniert, denn die Handlung gefiel mir. Selbst die Foltermethoden variieren aber so wenig (im Grunde sogar gar nicht), dass sie mich trotz ihrer Härte schon bald langweilten. Das Finale reißt dann noch mal ein bisschen was raus, aber dieses Tempo hätte ich mir auch für den Rest des Films gewünscht. So bleibt er für mich leider trotz gelungenem Konzept nur unterdurchschnittlich.
verweste im Cinestar, Frankfurt
Herr_Kees * 2.5
Der dritte Bildungsweg
In Nordrhein-Westfalen wurde kürzlich ein Lehrer wegen Freiheitsberaubung verurteilt. Er ließ die ganze Klasse nachsitzen und versperrte die Tür. Ein Schüler rief mit dem Handy die Polizei.
Dass es einige Lehrer heute u. a. angesichts überbesorgter Eltern, verpönter Autorität und Internetbullying mit Problemschülern oder -klassen noch schwerer haben als früher, ist bekannt. Das hier ist jedoch auch keine Lösung. Würde sich der Film nicht die erste halbe Stunde Zeit nehmen, den Alltag der Jugendlichen so authentisch darzustellen, könnte man ihn einfach als sinnfreien Exploitationfilm abtun. Aber THE LESSON hat eine Botschaft. Und die versucht er mit Gewalt auf uns einzuhämmern. Das geht natürlich nach hinten los – die Lehrerfigur ist ebenso uncharismatisch und penetrant wie der Film selbst, so dass man bei seinen philosophischen und literarischen Ausführungen irgendwann abschaltet. Der Rest des Films wird dadurch zur echten Tortur (und zwar nicht wegen der Folterszenen) und der peinliche Epilog gibt dem Ganzen dann noch den Rest. Dann doch lieber gleich HOSTEL schauen. Fazit: Thema verfehlt und bitte in der Drehbuchschule nochmal eine Runde drehen.
Dass es einige Lehrer heute u. a. angesichts überbesorgter Eltern, verpönter Autorität und Internetbullying mit Problemschülern oder -klassen noch schwerer haben als früher, ist bekannt. Das hier ist jedoch auch keine Lösung. Würde sich der Film nicht die erste halbe Stunde Zeit nehmen, den Alltag der Jugendlichen so authentisch darzustellen, könnte man ihn einfach als sinnfreien Exploitationfilm abtun. Aber THE LESSON hat eine Botschaft. Und die versucht er mit Gewalt auf uns einzuhämmern. Das geht natürlich nach hinten los – die Lehrerfigur ist ebenso uncharismatisch und penetrant wie der Film selbst, so dass man bei seinen philosophischen und literarischen Ausführungen irgendwann abschaltet. Der Rest des Films wird dadurch zur echten Tortur (und zwar nicht wegen der Folterszenen) und der peinliche Epilog gibt dem Ganzen dann noch den Rest. Dann doch lieber gleich HOSTEL schauen. Fazit: Thema verfehlt und bitte in der Drehbuchschule nochmal eine Runde drehen.
war im Metropol, Stuttgart
NakNug * 2.0
Freistunde
Willkommen in der Lehrer-Hölle. Halbstarke Schüler, die gerne kaputtmachen, weil ihr Leben schon kaputt ist. Und ein Lehrer, der austickt. Aber das Austicken passiert erst in der zweiten Hälfte. Bis dahin gibt es Familiendrama, Gesellschaftskritik light und Rückblenden in eine vermeintlich heile Familienwelt. Und Langeweile. Und viele Fragen. ***SPOILER***Warum greift sich der Lehrer nicht alle drei Rabauken, da die doch allesamt nah beinander leben bzw. oft gemeinsam unterwegs sind? Und wie bemerkt er, dass sich Mia in der Nähe befindet? (Nur durch das Gebell?) Und warum flieht Jake aus der Wohnung, wo er sie doch vorher verteidigt? Was sollte die Geschichte mit Mias Mutter? Warum piesackt der Lehrer ausgerechnet Fin, der eher ein Mitläufer ist und nicht der Hauptrabauke? Warum, warum, warum? Unweigerlich ging mir Der Bunker nicht mehr aus dem Kopf. Wie heisst die Hauptstadt von Belgien? Paris?! Der hatte noch wenigstens bisschen Humor. The Lesson hatte eigentlich nichts, ausser zu viel Filmmaterial.
35 Bewertungen auf f3a.net
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Bewertungen
The Lesson
- Score [BETA]: 59
- f3a.net: 4.8/10 35
- IMDb: 4.5/10
- Rotten Tomatoes: 83%