s Live! (2007) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Live!

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Reviewer

Sidschei * 7.0

Es geht um: Kreativer Kopf eines permanent an Zuschauer verlierenden TV-Senders möchte eine Spielshow mit "Russisch Roulette" live im TV ausstrahlen... "Live!" verfolgt diesen Plan von der Idee über die Realisierung bis hin zur Ausstrahlung....

In Sachen Realisation ein irgendwie total nerviger Film, gehen mir diese "Realdokus" - in dessen Stil der Film realisiert ist und die man zu Hauf im TV sehen kann/darf/muss eh mächtig auf den Zeiger - auch wenn der absichtliche "Stil" in dem Film natürlich Qualitativ leicht über den herkömmlichen TV-Niveau zu liegen versteht.

Ebenfalls ging mir die (logisch konsequente) permanente Fokussierung auf Hauptdarstellerin und "Frisur-und-Kleider-Wechsel-Dich-in-jeder-Einstellung" extrem auf die Nerven, zumal ich persönlich die gute Dame sowieso mal überhaupt nicht ab kann und ich ihr permanent gerne das Gesicht zerkratzen würde :D (sowas nennt man wohl persönliche Aversion ;-) ).

Und noch dazu gehöre ich zu denjenigen, die bei Shows wie "Schlag den Raab" diese extrem nervige und langweilige "Vorstellung der Kandidaten" in aller Regel vorspule und ich genau deswegen die Sendungen immer aufnehme.

Hat "Live!" nun unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch ne Chance, was positives von mir abzubekommen? --> JA!

Denn genau die eigentlich von mir (im realen TV-Leben) so verhassten Kandidatenvorstellungen sind mit Abstand eines der absoluten Filmhighlights von "Live!", stehen sie in Punkto Darstellung und Präsentation in perfekter Kino-Film-Präsentation zur Verfügung und heben sich damit von dem (Pseudo-)Doku-Film-Touch des restlichen Filmes nicht nur in Punkto Bild- und Tonqualität deutlich ab. Das erzielt eine grandiose Wirkung für den Film.

Und auch die Show-Realisierung ist in "Live!" gerade ob Ihrer Realisierung enorm gelungen, versteht sie es gekonnt den Irrsinn unserer heutigen TV-Welt (man denke nur an die Nieren-Spenden-Show in Holland!) so gekonnt auf die Schippe zu nehmen, dass einem ob der Realitätsnähe (der Inszenierung) schon fast irgendwie der Kloß im Halse zu explodieren droht.

"Live!" ist in seiner Pseudo-Doku-Präsentation permanent irgendwie nervend, aber eben auch gelungen zugleich.
Ich muss zugeben, dass ich bei der Ansicht der DVD-Version des Filmes nach ca. 50 Minuten wohl zur Fernbedienung gegriffen hätte, um den etwas zu lange geratenen Doku-Style mit permanenter Eva Mendes Fokussierung etwas zu beschleunigen.

Die Show über das russisch Roulette (Live im TV) selbst konnte meine Aufmerksamkeit dann wieder zurückgewinnen und mit ihrem Ende mich total in eine Art Schockzustand versetzen, da Live! es verflucht nochmal schaffte mein sicher geglaubtes Wissen über den Ausgang des Filmes zu zerschlagen. ;-)

Na gut - er setzt dann vielleicht am Ende nochmal einen zuviel drauf und weniger wäre hier dann evtl. mehr gewesen. Dennoch legt uns "Live!" gekonnt einen Spiegel unserer eh schon seltsam genug werdenden TV-Landschaft vor, die durch ihre reale Perversität erreicht, dass einem "Live!" surreal real vorkommt!

Und das ist für mich das schockierendste an dem Film gewesen!

Egal wie man zu dem Film steht - man merkt dass ich nicht nur positiv denke! - auf jeden Fall ein sehenswerter Film, der seinen Platz im FFF meiner Meinung nach zurecht hat und der gekonnt aufzeigt, dass im FFF eben nicht nur Mainstream-Ware, sondern auch kleine (inhaltliche) Perlen noch laufen. :) Selten hat mich ein Film so genervt - wie fasziniert zugleich...

guckte im Metropol 1, Stuttgart

Herr_Kees * 5.0

Ladehemmung

Wie viele Filme des FFF bleibt auch diese Eva Mendes Personality-Show hinter den Möglichkeiten der Prämisse zurück. Das Dokumentarfilmteam, das zunehmend vor die Kamera gerät, kennen wir u.a. schon aus MAN BITES DOG und BEHIND THE MASK und LIVE! ist weder intelligent noch bissig genug, Mediensatiren wie diesen oder gar dem grandiosen SERIES 7 eine individuelle Note hinzuzufügen. Vielmehr sieht man dem Film zu oft seine Mühe an, das Konzept der "authentischen" Dokumentation aufrechtzuerhalten, wenn die Kamera abgestellt wird und ganz unauffällig weiterläuft oder mal wieder durch Glasfenster gefilmt wird, sowie die Drehgenehmigung verweigert wird.
Was bei LIVE! funktioniert, ist, dass er uns in seiner Routiniertheit auch die gut geschmierten Mechanismen der Networks vorführt - eher unglaubwürdig bleibt das etwas moralisierende Ende.

Fazit: Nette, etwas zu glatte Mediensatire, die selbst zu sehr im Mainstream verhaftet ist, um wirklich weh zu tun.

goutierte im Metropol 2, Stuttgart

D.S. * 5.5

Wenn der Zeigefinger zu groß wird

Bis zur letzten Sekunde hatte ich zwischen "Live!" und der Alternative "Counter Investigation" geschwankt. Ich glaube, ich habe mich falsch entschieden: während die Eva Mendes-Personality Show zwar sicher kein schlechter Film war, war sie aber auch alles andere als sonderlich erwähnenswert.

Klar, bei der Ausgangsidee kann man gar nicht anders, als an "Series 7" zu denken. Der Vergleich haut aber nicht hin, denn "Live!" nimmt sich die andere Seite der Medaille vor: der Film beschäftigt sich so gut wie überhaupt nicht mit den Teilnehmern der tödlichen TV-Show, vielmehr geht es hier um die Hintergründe und die Verantwortlichen für eine Sendung, die mit dem Leben echter Menschen spielt. Aus diesem andersartigen Ansatz erklärt sich auch die deutlich unterschiedliche Erzählweise von "Live!"; es ist von vorneherein klar, daß es hier nicht zu so viel Action und Adrenalin-Ausstoß kommen kann. Das kann man dem Film also nicht vorwerfen - anderes schon.

Wir befinden uns in den USA der Gegenwart. Eins der großen Fernseh-Networks leidet an deutlich schwindenden Zuschauerzahlen und es sieht so aus, als müsste die Programmdirektorin die Verantwortung dafür und gleichzeitig ihren Hut nehmen. Dann aber kommt sie mit einer zunächst bizarr wirkenden Idee daher: eine Game-Show-Variante vom "Russischen Roulette"! Mit der realen Chance auf tote Teilnehmer! Live vor der Kamera! Wäre das nicht der einzigartige, publikums-massenträchtige, Werbezeiten-wie-blöd-verkaufende Hit, auf den Amerika nur gewartet hat?!

Unsere Leading Lady hat dann erstmal mit einem ganzen Haufen Schwierigkeiten zu kämpfen. Nicht nur, daß sie den Vorstand ihrer Senderabteilung für die krank scheinende Idee gewinnen muß, sie hat auch mit der Rechtsabteilung, der Fernsehkommission und schließlich mit der Chefetage des Networks selbst zu kämpfen. Kein Wunder, schließlich würde diese Show Fernseh-Geschichte schreiben. Und alles darunter wäre wohl auch eine Stufe zu klein für Mrs. Mendes...

... die für mich der Hauptgrund war, diesen Film teilweise kaum ertragen zu können. Diese Frau ist einfach extrem anstrengend. Aber gut, das ist wohl eine eher subjektive Einschätzung. Was NICHT subjektiv ist: die Überflüssigkeit des Pseudo-Doku-Ansatzes von "Live!". In der nicht nennenswerten Rahmenhandlung werden das Berufsleben von Madame und natürlich vor allem ihre Arbeit an der Show aller Shows nämlich von einem Filmteam begleitet, dessen Regisseur mit dieser Doku den Sprung zum Hollywood-Stardom schaffen will. Seine Figur wird kaum mal näher beleuchtet, der Grund für seinen Doku-Auftrag bleibt unklar. Und vor allem: was unseren tatsächlichen Spielfilm angeht, addiert die angebliche Doku- (und manchmal "versteckte") Kamera absolut nichts hinzu. Man hätte die Story auch komplett als "normalen" Spielfilm inszenieren können, es wäre nichts verloren gegangen. Außer vielleicht ein paar überflüssiger, Zeit schindender Szenen, die uns die Annäherung von Kamera-Subjekt und -Objekt zeigen. Und wenn dieser Handlungsstrang als Metaebene gedacht war... na ja, dann fehlen da eindeutig die über die Film-Story wirklich hinausgehenden Erkenntnisse.

Irgendwo ist "Live!" schon mächtig interessant. Man fragt sich fast automatisch, ob eine solche Show wirklich realisiert werden könnte. Und das Schlimmste: man ist sich fast sicher, daß ja. Es gibt die im Film gezeigten Interessengruppen, sie haben genau die hier dargestellten Beweggründe, sie sind fast sicher skrupellos und zielgesteuert genug unterwegs, um jede Form von Moral knallhart auszublenden - wenn das nur genügend Gewinne verspricht. Dennoch krankt "Live!" vor allem an der Glaubwürdigkeit, und das ist in der Essenz Schuld des Drehbuchs: wir reden hier immerhin von Mord bzw. Auftrags-Selbstmord vor laufender Kamera.

Und auch, wenn wir heutzutage allzu genau wissen, daß sich Menschen für Geld oder Publicity für ALLES hergeben würden - dieser finale Schritt wird von allen Beteiligten viel zu leicht geschluckt. Klar, der Film zeigt auch Bedenkenträger und moralisch Zweifelnde, aber das ist nicht der Punkt: wie zynisch man auch sein mag, ich glaube, man macht es sich zu einfach, wenn man Menschen in bestimmten Positionen als fundamental unmenschlich darstellt. Genau das tut der Film. Der reale Clou unserer institutionalisierten Verachtung für das Leben anderer ist aber, daß sich niemand auch nur eine Sekunde lang verantwortlich fühlen muß. Wir sind alle so eingebunden in ein Netz aus Co-Dependenzen, daß keine Person jemals wirklich Schuld hat an einer Entscheidung, die Andere ihre Zukunft kostet. Jeder macht nur das, was er aufgrund seiner Job-Description und sonstiger Zwänge tun muß - aber wenn es jemals um die Abrechnung ginge, müsste keiner sagen, es wäre seine Idee, sein Antrieb gewesen. Dafür sind die Verantwortlichkeiten viel zu fein verteilt - niemand muß eine unmoralische Entscheidung alleine tragen, ja, niemandem kann man auch nur den Antrieb für eine solche Entscheidung zuschreiben.

In "Live!" ist das anders. Zwar sehen wir auch hier, wie Menschen beeinflußt und überredet und schließlich fast unmerklich bzw. sogar ungewollt Teil des "Systems" werden. Dennoch gibt es hier eindeutige Verantwortliche - Menschen, die schuld sind am Durchbrechen selbst minimalster Moralvorstellungen, am Auflösen auch der letzten Tabus, die zielgerichtet Menschenleben für Publikumserfolg opfern wollen und alle Anderen dazu antreiben. Menschen wie die Figur von Eva Mendes.

Damit macht es sich der Film viel zu leicht. Damit zeigt er uns einen Teufel in Menschengestalt, auf den der brave, seelisch oder politisch noch nicht ganz tote Zuschauer sehr bequem alle Schuld abwälzen und sich sagen kann, daß er selbst ja nicht so verkommen ist. Diese Fernseh-Leute, für einen Quotenerfolg würden die doch alles machen; und die blöden Amis würden das auch alles kaufen. Daß es einen Markt aber nur geben kann, wenn Käufer ein Produkt auch verlangen... das wird hier, wenn überhaupt, nur am Rande thematisiert. Daß es die Zuschauer sind, jeder normale einfache Bürger in den USA und hier und überall, der Unmenschlichkeit überhaupt erst zu einem quotenrelevanten Thema macht, das wird von "Live!" fast komplett ausgeblendet.

Egal, was die Industrie oder der Absender oder das Thema ist: setz den Menschen etwas vor, das sie nicht wollen, und sie werden es nicht kaufen. Gleichgültig, wie toll du es verpackst oder bewirbst. Wenn die in "Live!" vorgestellte Fernsehshow also ein potentieller Riesenhit ist - haben dann wirklich die Macher der Sendung Schuld am Mord von Menschen? Oder nicht vielmehr die Leute, die sich so was ansehen? Oder sogar noch viel mehr - diejenigen, die an der Show teilnehmen?

Spannende Fragen, aber die werden hier eben überhaupt nicht ausreichend thematisiert. Die Schuldigen sind von Anfang an klar erkennbar und werden auch als solche charakterisiert. Das greift leider viel zu kurz und sorgt nur für ein "Schauder-Erlebnis", bei dem man sich als Zuschauer aber auch keine Sekunde lang mitverantwortlich für das nur knapp fiktiv Gezeigte fühlen muß. Daneben hat "Live!" auch noch einige Logikfehler, Inszenierungsschwächen (zu langatmig, zu redundant) und ein extrem armseliges Ende - aber für solche Details ist das Review schon jetzt zu lang.

Sagen wir’s mal so: für Leute aus der Branche auf jeden Fall sehenswert. Für kritische Fernsehzuschauer auch - falls sie nach dem Ende des Films noch weiterdenken. Für Eva Mendes-Hasser hingegen kaum ertragbar. Aber dafür, auch von ihr, insgesamt sehr gut gespielt.

Von mir eigentlich kaum objektiv zu bewerten, aber ich vergebe mal 5,5 Punkte - unterhaltsam war das Ganze schon.

war im Metropolis 6, Frankfurt

FFFler * 6.0

Nett, aber zu harmlos

Die Idee hinter der ganzen Sache ist nicht schlecht, so überlegt eine Produzentin ob sie Russisches Roulette vor laufender Kamera in eine Show umwandeln soll. Der Film beschäftigt sich dabei hauptsächlich mit dem Entstehungsprozess der Sendung, ist dabei recht unterhaltsam, kratzt jedoch zu sehr an der Oberfläche. Dies kann beim Finale jedoch wieder gut gemacht werden, denn der Zuschauer ertappt sich sogar bei Sichtung der Show, dass er mitfiebert und so würde ich trotz ein paar schwachen Momenten im Drehbuch sagen: Mission erfüllt.

war im Metropolis 6, Frankfurt

28 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Live!
  • Score [BETA]: 64
  • f3a.net: 6.4/10 28
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 21:07

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