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Review The Lords of Salem

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Heidi auf der Psycho-Alm
von D.S.

Ich bin vermutlich der letzte, den man bezichtigen könnte, ein Rob-Zombie-Fan zu sein. Für meinen Geschmack wirken seine Werke meist viel zu bemüht. Er scheint sich auf die Fahnen geschrieben zu haben, "cool" zu sein, und deshalb viel mehr Wert auf seine Außenwahrnehmung als auf die inhaltliche Qualität dessen zu legen, was er tut. Was in Filmen resultiert, die Style aber so was von tausendfach wichtiger finden als Substanz.

Herr Zombie ist ein Show-off. Und hat entsprechend mit der Zeit durchaus einige Stärken auf der gestalterischen Ebene entwickelt, kann seit Jahren mit wilden Bildern und knalligen Klängen immer wieder für intensive Filmerlebnisse sorgen. Was er jedoch nach wie vor nicht kann, ist, ganz simpel: Geschichten erzählen. Ausnahmen wie sein HALLOWEEN-Remake bestätigen nur die Regel, nach der alle seine bisherigen Machwerke zwar stilistisch äußerst eindrucksvoll, storyseitig jedoch äußerst dünn, dramaturgisch mangelhaft und spannungsfrei geraten sind.

Das gilt dann leider auch für sein lokalkoloritgeschwängertes Remake von ROSEMARY’S BABY unter dem Namen THE LORDS OF SALEM. Die Geschichte ist winzig, wird jedoch episch ausgewalzt; zu den wenigen Handlungsspitzen schleppt sich der Film eher dahin, als dass er sie sich dramatisch steigernd zielgerichtet aufbaut. Es verbleiben zudem ein paar Fragezeichen hinsichtlich des Geschehens, die jedoch niemanden sonderlich tangieren, weil Inhalt und Aussage hier letztlich ziemlich belanglos sind.

Trotzdem ist LORDS OF SALEM ein verdammt guter Film. Der mich nach einer gewissen Zeit mehr und mehr beeindruckt, fasziniert, gefangengenommen hat. Was, welch Wunder, ausschließlich seinem Style zu verdanken ist. Hier fährt Rob Zombie aber auch einiges auf: einen Soundtrack mit dumpf-hypnotischem Leitmotiv, eine fast schon rauschhafte Farbgebung und unheilsschwanger symbolhafte Bilder in Hülle und Fülle. Spätestens ab dem zweiten Filmdrittel hat er so eine düster-psychotische Atmosphäre aufgebaut, die etwas Sogartiges entwickelt und den Betrachter in ein audiovisuelles Erlebnis eintauchen lässt, über das er die unterentwickelte Story schnell vergisst.

Nicht so ganz vergessen kann man leider die als maximal mäßig zu bezeichnenden Darstellerleistungen, bei denen Sheri Moon Zombies Hintern noch positiv hervorsticht. Schauspielerisch ist der Rest von ihr aber stellenweise arg offensichtlich überfordert, wobei insbesondere der weibliche Cast hier ohnehin zum peinlichen Overacting neigt. Die Hexen, die den Untergang vor allem der Frauen von Salem herbeibeschwören wollen, wirken weder in den Szenen furchterregend, die im 17. Jahrhundert spielen, noch in denen der Gegenwart. Obwohl, doch. Sie erregen Furcht vor dem Laientheaterabend im Seniorenheim, den man eines finsteren Tages vielleicht wird ertragen müssen. Eine echte Schönheit hat der Film aber immerhin zu bieten: den Golden Retriever Troy, der als Mitbewohner unserer Hauptfigur Heidi leider viel zu wenig Screentime abbekommt.

Wenn man von diesen Unzulänglichkeiten sowie jenen in Sachen Handlung und Spannung absehen kann, funktioniert LORDS OF SALEM jedoch durchaus, wenn auch weniger als Horrorfilm denn als psychedelisches Gestaltungsexperiment. Insofern: Kopf ausschalten, Augen und Ohren weit aufsperren, den atmosphärischen Trip genießen.

Bleibt nur noch eine Frage offen: Why the Goat?
6 Punkte.

war im Metropolis 9, Frankfurt

50 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Lords of Salem
  • Score [BETA]: 52
  • f3a.net: 5/10 50
  • IMDb: 5.2/10
  • Rotten Tomatoes: 47%
  • Metacritic: 57/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 06:41

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