Reviewer
Herr_Kees * 7.0
Drive-away Dykes
Die Story ist simpel, aber die Beziehungen sind kompliziert: Lou (stark: Kristen Stewart) verguckt sich in die trampende Bodybuilderin Jackie (Entdeckung: Katy O‘Brian). Jackie hat gerade angefangen, auf dem Schießstand von Lous Vater Lou Sr. (Ed Harris mit Vokuhila XXL) zu jobben. Lou Sr. ist Waffenschmuggler und ein Arschloch. Lous Schwager JJ (schmierig schnauzbärtig: Dave Franco) arbeitet auch dort. JJ ist ein Frauenschläger und ein Arschloch. Als er Lous Schwester Beth erneut krankenhausreif prügelt, wird Jackie zum Hulk.
Von da an wandeln sich die Prioritäten innerhalb des Beziehungsgeflechts: Wer hält zu wem? Wer nutzt wen aus? Ist Blut wirklich dicker als Wasser?
Da so ziemlich alle Beteiligten eine Leiche im Keller – oder sagen wir: noch etwas tiefer – haben, fühlt man sich bald an die 80er/90er-Jahre Filme von John Dahl und den Coens erinnert. Der Film spielt zudem 1989 und verstrahlt mit seiner Bodybuilderwelt, den Klamotten und Frisuren ordentlich Retro-Vibes. Dazu tuckert Clint Mansells Elektrosoundtrack, dass es eine Freude ist.
Doch Regisseurin Rose Glass ist nicht an 80er-Fanservice interessiert und dies ist ein Film der Produktionsschmiede A24. Schon Glasses Debut SAINT MAUD war mehr Psychodrama als Horrorfilm und so nimmt auch dieser Film mehr als einmal eine Abzweigung ins Surreale, insbesondere wenn die illegalen Anabolika Jackies Realitätswahrnehmung trüben.
Fazit: Ein stark inszenierter und erstaunlich freizügiger „Arthouse Noir“ mit einigen überraschenden Szenen und Performances, die immer am Rand des Trashs entlangspazieren, für manche Genrefans sicherlich zu sperrig und für Freunde anspruchsvoller Kost zu brutal, wer das Dazwischen liebt, ist hier genau richtig.
Von da an wandeln sich die Prioritäten innerhalb des Beziehungsgeflechts: Wer hält zu wem? Wer nutzt wen aus? Ist Blut wirklich dicker als Wasser?
Da so ziemlich alle Beteiligten eine Leiche im Keller – oder sagen wir: noch etwas tiefer – haben, fühlt man sich bald an die 80er/90er-Jahre Filme von John Dahl und den Coens erinnert. Der Film spielt zudem 1989 und verstrahlt mit seiner Bodybuilderwelt, den Klamotten und Frisuren ordentlich Retro-Vibes. Dazu tuckert Clint Mansells Elektrosoundtrack, dass es eine Freude ist.
Doch Regisseurin Rose Glass ist nicht an 80er-Fanservice interessiert und dies ist ein Film der Produktionsschmiede A24. Schon Glasses Debut SAINT MAUD war mehr Psychodrama als Horrorfilm und so nimmt auch dieser Film mehr als einmal eine Abzweigung ins Surreale, insbesondere wenn die illegalen Anabolika Jackies Realitätswahrnehmung trüben.
Fazit: Ein stark inszenierter und erstaunlich freizügiger „Arthouse Noir“ mit einigen überraschenden Szenen und Performances, die immer am Rand des Trashs entlangspazieren, für manche Genrefans sicherlich zu sperrig und für Freunde anspruchsvoller Kost zu brutal, wer das Dazwischen liebt, ist hier genau richtig.
war im EM, Stuttgart
Leimbacher-Mario * 7.5
Call Me By Your Protein
Eine junge Landstreicherin und Bodybuilderin kommt in ein abgelegenes US-Kaff und lernt dort die schmale, eher introvertierte Leiterin des örtlichen Fitnessstudios kennen und lieben. Eine körperliche wie seelische Romanze beginnt - doch die Schatten der Familie, der Vergangenheit und dieses scheinbar gesetzleeren Raums holen die beiden in einem ungewöhnlichen Krimi zwischen Eigelb, Auftragsmord und Bizepscurls schnell auf brutalste Weise ein…
Humping Iron
Bei „Love Lies Bleeding“ bin ich durchaus dankbar, dass sich das Duftkino nicht durchgesetzt hat. Hier ist sehr viel schwitzig und stinkig, menschlich und meuchelnd, blutend und pissend, tot und verwesend. Gelbe Zähne und fettige Haare, kaum endende Felsspalten und düstere Schatten (der Seele). White Trash trifft auf Bräunungscreme, familiärer Abschaum auf leidenschaftliche Liebe. Durchaus erotisch, zeigefreudig, kribbelnd. Ungewöhnliche Frauenkörper, ungewöhnlicher Mut. Stewart und vor allem Katy O'Brian spielen das sensationell. Sensibel und stark, aufopferungsvoll und mit Figuren, die liebend gerne dumme, impulsive Entscheidungen treffen. Aber denen man diese abnimmt und verzeiht. Ich zumindest. Wie ein femininerer Coen auf Steroiden. Gewaltexplosionen. Tangierte Expositionen. Natürlich werden auch Gedanken an „Drive“, „Thelma & Louise“ und gar „Mandy“ wach. Die surrealeren Momente und Metaphern können aufstoßen. Aber ist eben auch A24 pur. Audiovisuell ein pulsierender Rausch. Synthies, Sex und saftige Schenkel. Abgefuckt und (positiv) anstößig.
Spalten des Todes
Fazit: Stylisch, sexy, stark - „Love Lies Bleeding“ ist ein blutig-brutaler Neo-Noir-Lesben-Bodybuilding-Alptraum der sinnlich-sensiblen Art. Erstaunlich hoffnungsvoll trotz all der Dunkelheit. Aufregend, aufrichtig und anders!
Humping Iron
Bei „Love Lies Bleeding“ bin ich durchaus dankbar, dass sich das Duftkino nicht durchgesetzt hat. Hier ist sehr viel schwitzig und stinkig, menschlich und meuchelnd, blutend und pissend, tot und verwesend. Gelbe Zähne und fettige Haare, kaum endende Felsspalten und düstere Schatten (der Seele). White Trash trifft auf Bräunungscreme, familiärer Abschaum auf leidenschaftliche Liebe. Durchaus erotisch, zeigefreudig, kribbelnd. Ungewöhnliche Frauenkörper, ungewöhnlicher Mut. Stewart und vor allem Katy O'Brian spielen das sensationell. Sensibel und stark, aufopferungsvoll und mit Figuren, die liebend gerne dumme, impulsive Entscheidungen treffen. Aber denen man diese abnimmt und verzeiht. Ich zumindest. Wie ein femininerer Coen auf Steroiden. Gewaltexplosionen. Tangierte Expositionen. Natürlich werden auch Gedanken an „Drive“, „Thelma & Louise“ und gar „Mandy“ wach. Die surrealeren Momente und Metaphern können aufstoßen. Aber ist eben auch A24 pur. Audiovisuell ein pulsierender Rausch. Synthies, Sex und saftige Schenkel. Abgefuckt und (positiv) anstößig.
Spalten des Todes
Fazit: Stylisch, sexy, stark - „Love Lies Bleeding“ ist ein blutig-brutaler Neo-Noir-Lesben-Bodybuilding-Alptraum der sinnlich-sensiblen Art. Erstaunlich hoffnungsvoll trotz all der Dunkelheit. Aufregend, aufrichtig und anders!
war im Residenz, Köln
Alexander * 7.5
Immer wenn sie Steroide nahm
Bodybuildnerin Jackie will für einen Wettbewerb ihren Körper aufpumpen und greift dafür nur zu gerne zu eigentlich nicht zugelassenen Mittelchen. Diese besorgt sie sich von der in sie verliebten Lou, die aber auch nicht verhindern kann, dass das Zeug bei Jackie mitunter als Aggressionsverstärker wirkt. Dann wird Jackie schnell mal zum Hulk und gibt unhöflichen Männern gerne ein paar aufs Maul. Das ist nicht immer schön anzusehen und führt irgendwann zwangsläufig zu Komplikationen mit den selbst am Arsch der USA immer noch aktiven Gesetzeshütern ...
Ganz in der Tradition von schmutzigen Noir-Thrillern auf noch schmutzigeren Straßen, irgendwo draußen im Midwest, baut der Film fast vollständig auf das überwiegend sehr unschöne Beziehungsgeflecht seiner Hauptdarsteller:Innen. Im Fokus dabei: Lou und ihre bucklige Verwandtschaft, allen voran der kaum wieder zu erkennende, großartige Ed Harris als zotteliger, fieser Platzhirsch. Und wie heißt es noch gleich? „Verwandte sind wie Schuhe - Je enger, umso mehr drücken sie!“
Glücklicherweise wird aus der Story dann aber doch nicht das zähe Familiendrama, das man anfänglich vielleicht noch befürchtet hat, sondern ein veritabler, harter Thriller mit Ecken und Kanten, der dem anspruchsvollen Cineasten genau so entgegenkommen könnte, wie dem Freund harter Krimikost.
Ein trotz aller Gewalt sehr feministischer Film, bei dem die meisten Männer richtig übel wegkommen (sofern sie denn wegkommen). Ganz simpel und auf einen Nenner gebracht ist die Aussage von „Love Lies Bleeding“ dann wohl irgendwas along the lines of: „Männer sind eben Schweine und eklige Käfer werden mitunter zerquetscht.“ Das mag zwar banal klingen, wird am Ende des Films aber wunderbar allegorisch und surreal bebildert, und trifft auch irgendwie den Kern dieser bösen Geschichte.
Ganz in der Tradition von schmutzigen Noir-Thrillern auf noch schmutzigeren Straßen, irgendwo draußen im Midwest, baut der Film fast vollständig auf das überwiegend sehr unschöne Beziehungsgeflecht seiner Hauptdarsteller:Innen. Im Fokus dabei: Lou und ihre bucklige Verwandtschaft, allen voran der kaum wieder zu erkennende, großartige Ed Harris als zotteliger, fieser Platzhirsch. Und wie heißt es noch gleich? „Verwandte sind wie Schuhe - Je enger, umso mehr drücken sie!“
Glücklicherweise wird aus der Story dann aber doch nicht das zähe Familiendrama, das man anfänglich vielleicht noch befürchtet hat, sondern ein veritabler, harter Thriller mit Ecken und Kanten, der dem anspruchsvollen Cineasten genau so entgegenkommen könnte, wie dem Freund harter Krimikost.
Ein trotz aller Gewalt sehr feministischer Film, bei dem die meisten Männer richtig übel wegkommen (sofern sie denn wegkommen). Ganz simpel und auf einen Nenner gebracht ist die Aussage von „Love Lies Bleeding“ dann wohl irgendwas along the lines of: „Männer sind eben Schweine und eklige Käfer werden mitunter zerquetscht.“ Das mag zwar banal klingen, wird am Ende des Films aber wunderbar allegorisch und surreal bebildert, und trifft auch irgendwie den Kern dieser bösen Geschichte.
war im Harmonie, Frankfurt
25 Bewertungen auf f3a.net
Zurück
Bewertungen
Love Lies Bleeding
- Score [BETA]: 76
- f3a.net: 7.1/10 25
- IMDb: 7.3/10
- Rotten Tomatoes: 82%
- Metacritic: 76/100