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Review The Loved Ones

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Zu viel Hype
von D.S.

"The Loved Ones" ist ein netter, fieser Film - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Er ist jedenfalls leider kein ganz großes Highlight, wie es einige Reviews vermuten lassen. Dafür ist seine Story viel zu dünn und das Ganze ist, insgesamt betrachtet, dann doch nicht unterhaltsam genug geraten. Noch viel weniger ist er eine Komödie oder gar der absolute Partyfilm, wie es etwa der Trailer suggeriert. Dafür ist er schlicht zu schmerzhaft brutal und bedrückend, hier wird gelitten. Wo wir gerade beim Trailer sind: wenn irgend möglich, meidet ihn wie der Teufel das Weihwasser. Denn tatsächlich erzählt er bereits 85% der Story und zeigt 95% der besten Szenen. Wer ihn gesehen hat, wird am Film selbst nur noch halb so viel Spaß haben. Leider lief er in Frankfurt mindestens drei Mal, es war kaum möglich, ihm zu entgehen...

Der Streifen ist durchaus sehenswert, das will ich gar nicht bestreiten. Unsere Protagonistin Lola ist ein einzigartig durchgeknalltes, egofixiertes, skrupelloses Biest - "What Lola wants, Lola gets", oh ja. Leider finden sich in den seltensten Fällen die Objekte von Lolas Begierde auch von ihr angezogen, also nimmt sie sich einfach, was sie haben will, mit freundlicher Unterstützung von Papa, der seinem Schatz einfach jeden Wunsch erfüllen muss. Degeneriert, wie man ist, kenn man auch keinerlei Grenzen, wenn es darum geht, dem jeweils idealen Opfer den eigenen Willen aufzuzwingen. Und so wird die ideale Prom Night mit Lolas aktuellem Traumprinz zu einer einzigen Folter-Tortur für den armen, unschuldigen Typ. Denn hinter Lolas lieb-naivem Gesicht steckt mehr Boshaftigkeit, als man glauben mag...

Es kommt zu einigen extrem schmerzhaften Szenen, die auch große Splatterfreunde erfreuen dürften (falls sie den Trailer umgehen konnten, andernfalls kennen sie diese nämlich schon fast alle). Und es herrscht eine angenehm sicke, stellenweise fast surreale Atmosphäre, die "The Loved Ones" deutlich vom durchschnittlichen Genrevertreter unterscheidet. Leider aber keine große Handlungsidee: die Story basiert auf einem einzigen Grundmotiv, das an einem einzigen Ort zu einem einzigen Zeitpunkt abgehandelt wird. Überraschungen oder Ausbrüche aus dem klar definierten Konzept der Geschichte? Fehlanzeige.

Dass die Erzählung nicht genug für einen ganzen Spielfilm hergibt, ist den Verantwortlichen wohl irgendwann auch klar geworden. Aber statt sich dafür zu entscheiden, das Kernthema auszubauen - und zum Beispiel Lola eine umfangreichere Hintergrundgeschichte zu verleihen -, wählte man den Weg, einen Nebenhandlungsstrang einzubauen, der immer mal wieder in den Vordergrund rückt. Der beste Freund unserer Hauptfigur, ein Hardrock-Nerd, führt sein Dreamgirl zur Prom Night aus. Zwar ist jenes Gothic-Mädel definitiv hübsch anzuschauen, und es gibt hier auch ein paar gute Lacher zu vermelden, aber dennoch ist dieses Sujet vollkommen überflüssig für den Film, es bringt die Handlung nicht nur nicht weiter, es spielt sogar überhaupt keine Rolle. Hier ging es offensichtlich nur darum, die Laufzeit zu strecken, und das kostet den Film einige Abzüge.

Kurz gesagt, wäre "The Loved Ones" ein fantastischer Kurzfilm geworden. Als Langfilm macht er zwar dennoch überdurchschnittlich viel Spaß und präsentiert schön kranke Charaktere sowie ein paar charmante Folterideen. Mehr als das hat er jedoch leider nicht zu bieten. 7 Punkte, Erwartungen aber bitte unbedingt etwas niedriger ansetzen. Sonst könnte man ein Stück weit enttäuscht werden.

war im Metropolis 8, Frankfurt

76 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Loved Ones
  • Score [BETA]: 71
  • f3a.net: 6.7/10 76
  • IMDb: 7.4/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 10:45

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