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Review Luz

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Mehr Schatten als Licht
von D.S.

Man möchte LUZ ja gar nicht böse sein. Und man kann seine positiven Aspekte auch nicht leugnen. Er bricht mit konventionellen Erzählstrategien, er erzählt seine Story rund um dämonische Besessenheit auf sehr verschachtelte, mit mehreren Realitäts-, Wahrnehmungs- und Zeitebenen spielende Weise und wirkt dadurch zweifellos sehr frisch und unverbraucht. Das ist in meinem Buch grundsätzlich erst mal ein großes Plus; hinzu kommen noch ein hervorragendes Sounddesign, ein guter Schnitt und eine mindestens sehr passable Hauptdarstellerin.

Leider verblassen diese Stärken aber angesichts der großen Schwächen, die LUZ ebenso aufweist, und die mit fortschreitender Laufzeit immer schwerer zu tolerieren oder gar ignorieren sind. Zum einen ist eine originelle Erzählweise zwar toll – aber ziemlich wertlos, wenn die Erzählung selbst euphemistisch nur als altbekannt beschrieben werden kann. Zum anderen sollte man bei aller Begeisterung für seine eigene Unkonventionalität nicht vergessen, dass es sinnvoll wäre, wenn das Publikum der Erzählung auch folgen kann – zumindest, wenn es sich um ein klassisch narratives Format handelt und nicht etwa um ein rein experimentelles. Als solches kann man LUZ sicher nicht beschreiben, stilistisch ist hier nämlich nur wenig bemerkenswert; den im Programmheft versprochenen „intensiven Bilderrausch“, den „betörenden, sinnlichen, hypnotisierenden Fiebertraum“ kann ich nur verpasst haben, als ich mal kurz meine Augen von der Leinwand abwendete. Im Gegenteil empfand ich den Film als atmosphärisch eher spröde und gerade nicht sehr ästhetisch – bestenfalls alltagsästhetisch.

Mein größtes Problem mit dem Film ist aber wieder einmal seine so extrem „deutsche“ Ausstrahlung. Der Anspruch, keine Unterhaltung abliefern zu wollen, sondern intellektuell wertvolle Kunst, ist überdeutlich. Und er äußert sich für meinen Geschmack weniger dramatisch in der Erzählweise, die man landläufig wohl als „verkopft“ bezeichnet, die aber auch ihre oben erwähnten Vorteile hat. Nein, das wirklich Anstrengende, das tatsächlich hochgradig Peinliche an LUZ sind die Dialoge, die so prätentiös, realitätsfern und unglaubwürdig wirken, wie das in deutschen Filmen – zumal solchen, die von Filmhochschulen kommen – leider die Regel ist. Dieses Problem wird von Nicht-Muttersprachlern wohl kaum als solches wahrgenommen, was die unglaublich positiven Bewertungen des Films durch internationale Kritiker zum Teil erklären könnte. Mir persönlich ist dabei jedoch zum Schreien zumute: DAS IST KEIN GOTTVERDAMMTES THEATERSTÜCK!

So fühlt sich LUZ aber an. Gestelzt. Übertrieben. Affektiert. Seine Figuren sind keine Menschen. Sondern Figuren. Die zudem in manchen Szenen noch zu Aktionen wie im Schauspiel-Erstsemesterkurs oder im Improv-Theater gezwungen werden. Als die Hauptfigur etwa durch Hypnose in ihre letzte Autofahrt hineinversetzt werden soll, nimmt sie auf einem Stuhl hinter einem imaginierten Lenkrad Platz und gibt dann pseudo-pantomimisch alles (und damit viel zu viel). Es hätte nur noch gefehlt, dass sie mit einem lauten „Brumm! Brumm!“ das Fahrgeräusch imitiert.

Kurz gesagt: Hier hat sich jemand deutlich überhoben, ein für sein Erfahrungsniveau, vielleicht auch sein Talent, definitiv aber sein Budget viel zu komplexes Format gewählt – und dabei inszenatorischen Schiffbruch erlitten. Interessante Ansätze sind eindeutig vorhanden, aber dieses Ergebnis ist leider mangelhaft. Freundliche 4 Punkte.

war im Harmonie, Frankfurt

24 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Luz
  • Score [BETA]: 68
  • f3a.net: 3.8/10 24
  • IMDb: 6.5/10
  • Rotten Tomatoes: 100%
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 23:58

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