s M.F.A. (2017) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews M.F.A.

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Reviewer

Herr_Kees * 5.5

I spit on your art

Am Anfang sieht es noch so aus, als würde sich der Film ernsthaft für sein Thema interessieren und sich mit den Gefühlen von Vergewaltigungsopfern und mit ihrer Behandlung durch ihr Umfeld auseinandersetzen. Doch leider wird das Drehbuch seinem Thema überhaupt nicht gerecht.

Nach der extrem unangenehmen Vergewaltigungsszene, die zeigt, was passiert, wenn junge Männer zu viele Pornos schauen, ist man moralisch sofort auf Noelles Seite. Diese Sympathie nutzt der Film, um den Zuschauer zum Komplizen ihrer folgenden Taten zu machen – und ***SPOILER***die Morde zum befriedigenden Befreiungsschlag. Das (und ein paar zu simple Drehbucheinfälle) bringt M.F.A. gefährlich in die Nähe reaktionärer bis trashiger Selbstjustizstreifen wie DEATH WISH. Auch wenn die Taten Noelles nicht ohne Konsequenzen bleiben, überwiegt doch insgesamt das Gefühl erlangter Gerechtigkeit.

Sicher, das Thema bedarf einer anderen aufklärerischen Herangehensweise als es eine der hier kritisierten Awareness-Gruppen leistet. Aber Gewalt war noch nie eine Lösung und sie auf diese Weise zu propagieren (was der Film m. E. durchaus tut), halte ich für problematisch.

Das soll jedoch die Leistung der Hauptdarstellerin nicht schmälern: Francesca Eastwood erinnert mit ihrer düsteren Präsenz an dominante Schauspielkolleginnen wie Asia Argento und Pollyanna McIntosh und spielt unglaublich stark. Man hätte ihr nur einen besseren Film gewünscht.

verweste im Metropol, Stuttgart

D.S. * 7.0

Befriedigend

Wie man M.F.A. bewertet, hängt wohl stark davon ab, wie man zu Gewalt steht – ob man sie als ggf. effektives oder gar legitimes Mittel zur Lösung von Konflikten betrachtet. Oder, konkreter: Ob man es nachvollziehbar oder sogar richtig findet, wenn Vergewaltiger für ihre Taten ultimativ bezahlen müssen. Denn der Film propagiert hier doch ziemlich eindeutig eine bestimmte moralische Stoßrichtung. Mehr noch: Teilweise wirkt M.F.A. eher wie ein verfilmtes Statement als wie ein Spielfilm, was sich in mehrfach höchst unnatürlichen, gestelzten Dialogen äußert, die statt an echte menschliche Rede mehr an Proklamationen erinnern.

Insofern bin ich etwas gespalten. Denn einerseits hüpfte mein Herz angesichts der Konsequenz der Handlung immer wieder vor Freude; ihr Umgang mit den äußerst realitätsnah gezeichneten, frauenverachtenden College-Jocks ist äußerst befriedigend. Andererseits mangelt es dem Film eben an jeder Subtilität und Finesse im Vermitteln seiner Botschaft. Und damit spätestens ab der Hälfte der Laufzeit in gewisser Hinsicht ebenso an Unterhaltsamkeit, so unpassend dieses Wort angesichts der Thematik auch wirken mag.

Zudem wirkt die Korrelation zwischen der Wandlung der Hauptfigur Noelle vom missbrauchten, verhuschten Opfer zur selbstbewussten Rächerin und dem Aufblühen ihrer Fähigkeiten als Malerin doch etwas gezwungen. Aber hier stand wohl die klare Symbolik, also auch wieder die eindeutige Aussage des Films im Vordergrund.

All das kann aber nicht verhindern, dass M.F.A. enorm viel Kraft entfaltet. In seiner Eröffnung, insbesondere mit seinen Vergewaltigungsszenen bedrückt er, in seinem weiteren Verlauf beeindruckt er – durch seine Konsequenz, vor allem aber auch durch die Präsenz seiner Hauptdarstellerin Francesca Eastwood (HEROES REBORN). Hinzu kommen eine gute Kameraarbeit und ein feiner Indie-Soundtrack.

Sowie die Tatsache, dass M.F.A. in seiner Abhandlung des Sujets ziemlich frisch wirkt. Denn der exploitative Charakter von Rape-and-Revenge-Filmen fehlt hier komplett, das Thema wird mit viel mehr Ernsthaftigkeit, Empathie und Realismus angegangen. Vielleicht einzig GIRLS AGAINST BOYS arbeitet in seinem ersten Drittel ähnlich. Bevor er in ärgerliche Psychopathie-Banalität abgleitet.

Wenn der Film auch weiß Gott nicht ohne Schwächen ist: er entfaltet Wirkung. Löst in jedem Fall Reaktionen beim Betrachter aus. Kommt zur Sache. Und bleibt schwer im Magen liegen. Von mir deshalb knappe 7 von 10 Punkten.

war im Cinestar, Frankfurt

Leimbacher-Mario * 8.5

Die letzte Maus links

Rape ’n’ Revenge - es gibt wohl kaum ein verruchteres und schmutzigeres Subgenre im Horrorkino. "M.F.A." lässt das Genre endlich erwachsen werden. Messagefilm, Charakterdrama und Genrefilm in einem. Eine faustdicke, positive Überraschung! Ein zutiefst wichtiger & feministischer Rachefeldzug gegen Männer, die meinen, ihren Schwanz überall reinstecken zu dürfen, nur weil ein kurzer Rock oder ein sexy Blick im Raum steht. Einfach fantastisch, wie das umstrittene Subgenre hier auf ein neues (Diskussions-)Level gehoben wird. Den konnte nur eine Frau schreiben. Es war an der Zeit.

Es geht um eine Kunststudentin, die von einem Date vergewaltigt wird. Beiläufig, routiniert, als wäre es das Normalste der Welt. Während eine Party unten in der WG im Gange ist. Die vielleicht realistischste und dadurch widerlichste und wachrüttelndste Vergewaltigung, die ich je gesehen habe. Da man(n) wirklich zuerst meinen könnte, dass die Dame ja doch irgendwie Anzeichen gemacht hat und wenig Widerstand geleistet hat. Und genau das ist das Problem bzw. der kritische Punkt. Nachdem sich die schüchterne Malerin nun darüber informiert, wie viele Frauen vergewaltigt werden und wie viele Männer damit locker davon kommen, greift sie zu drastischeren Maßnahmen...

"M.F.A." hat mich begeistert. Schauspielerisch & thematisch ein ganz dickes & starkes Ding. Regt Diskussionen an, regt uns Männer zum Nachdenken an. Und die Frauen ebenso. Francesca Eastwood ist nicht nur äußerlich eine Granate. Hier zeigt sie ihr Talent sowas von auf die Zwölf, da staunt sicher nicht nur Daddy, sondern auch ein paar ihrer wesentlich weniger begabten (Halb-)Brüder. Stilistisch ist der Film solide, fast schon eher eine graue Maus. Da hätte noch mehr kommen können. Allerdings unterstreicht dies nur sein ernstes, allzu realistisches und unfilmisches Anliegen. Ein Denkanstoß, der gerade uns Männer eine Weile beschäftigen sollte.

Wann will eine Frau Sex? Wie aufdringlich und egoistisch kann man sein? Wie sehe ich Frauen? Wie umgehen und aufpassen mit der körperlichen Überlegenheit? Wie abgestumpft haben uns Filme und Pornos? Wie habe ich eine Frau zu behandeln? Warum macht die Gesellschaft dafür solche Lücken? Wie kann das fast zu einem Kavaliersdelikt werden? Warum passiert das heute noch so oft oder gar öfter denn je? Auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest haben wir Männer oft genug unser Fett wegbekommen, oft zu Recht, manchmal übertrieben. "M.F.A." war wahrscheinlich die wichtigste Klatsche.

Fazit: Rape&Revenge-Revolution - vielleicht der stilvollste, realistischste und wichtigste Film seines Subgenres seit... Anbeginn dessen?

P.S.: Danke Clint für dieses Geschoss von Tochter!!!

saß im Residenz, Köln

27 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

M.F.A.
  • Score [BETA]: 75
  • f3a.net: 6.8/10 27
  • IMDb: 8.2/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 22:47

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