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Review Macabre

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Blut und Spiele
von D.S.

In MACABRE wird genügend Blut für 30 FFF-Filme vergossen. Das ist ein verdammt guter Grund, sich diesen Exoten anzusehen, zumal in der Mitternachtsvorstellung. Leider aber auch fast der einzige.

Denn es gibt nicht nur viel Blut zu bewundern. Es gibt auch viel Geschreie und Geheule zu ertragen, einen Nullpunkt an Innovation, recht ungelenke Narration und das überdeutliche Gefühl, das alles schon x-mal vorher fesselnder und - allem Gore zum Trotz - intensiver erlebt zu haben. Da fällt die Charakterzeichnung schon gar nicht mehr ins Gewicht (mit stumpfem Bleistift von einem Dreijährigen angefertigt), ebenso wenig der typisch asiatische, typisch unpassende Comic Relief.

Rudimentär ist kein Ausdruck für die Story, aber das ist nebensächlich. Fünf Freunde nehmen eine junge Frau, die vorgibt, ausgeraubt worden zu sein, im strömenden Regen irgendwo jenseits Jakartas im Auto mit und bringen sie zu ihrem Elternhaus. Zum Dank sollen sie ihrer Mutter vorgestellt werden - und da einer unserer Protagonisten sich einige Chancen auf ein intimeres Dankeschön ausrechnet, kommt man eben mit rein. Mama ist hoch erfreut und lädt alsbald zum Dinner mit dem Rest der Familie - smarter Jüngling und grenzdebiler Papa sitzen mit am Tisch, wo nun leckere Fleischgerichte und sedierender Rotwein gereicht werden. Es kommt, wie es kommen muss: man findet sich gefesselt und geschunden auf den nackten Fliesen eines dunklen, stinkenden Raums wieder und muss um sein Überleben kämpfen... sowie um das des noch ungeborenen Babys eines Mitglieds unserer Reisegruppe. Papa packt die Werkzeuge aus - die Spiele können beginnen!

Es dauert für meinen Geschmack ein wenig zu lange, bis das Gemetzel beginnt, und auch im weiteren Verlauf des dünnen Geschehens kommt es immer wieder zu Leerlauf. Selbst zum Ende hin, als man schon knöcheltief im Blut watet, ertappt man sich als Zuschauer beim immer wieder mal auf die Uhr schauen: energievoll inszeniert ist anders. Dafür muss man MACABRE zugute halten, dass er immerhin versucht, seiner bösen Familie halbwegs originelle Antriebsgründe für ihr Verhalten zuzuschreiben - wenn wir auch mit dem Holzhammer immer und immer wieder auf sie aufmerksam gemacht werden, bevor sie dann auch noch ausgesprochen werden.

Womit der Film allerdings neben den offensichtlichen Schauwerten wirklich noch punkten kann, ist die Präsenz einiger seiner Figuren. Insbesondere die beiden Frauen im Haus haben eine beeindruckende, tatsächlich ziemlich dämonische Ausstrahlung. Apropos Frauen: zeitweise ist man fast versucht, in MACABRE so etwas wie einen feministischen Splatterfilm zu sehen. Denn über weite Strecken fokussiert sich der Großteil aktiven, entscheidenden Handelns auf die insgesamt vier Frauen im Film - sämtliche Männer scheinen vorübergehend nur Erfüllungsgehilfen oder billige Opfer zu sein. Bei Lichte betrachtet, ist das aber wohl nur dem Inspirationsquell A L’INTERIEUR geschuldet und wird nicht konsequent durchgezogen.

Also, die Überraschungen sind rar gesät, und echte Härte ist auch nur in Ansätzen vorhanden, dafür gibt’s eine Menge Überflüssiges und Ausgekautes. Dennoch ist MACABRE ein okayer Midnight-Madness-Vertreter, mit dem man gehirnfrei eine gute Zeit haben kann - und den Blutvorrat wieder auf Vordermann bringt. Deshalb 5,5 Punkte. Es ist angerichtet.

war im Metropolis 8, Frankfurt

38 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Macabre
  • Score [BETA]: 57
  • f3a.net: 5.7/10 38
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 21:01

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