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Review Makkhi

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Mach die Fliege
von D.S.

Ich hätte es wissen müssen. Bollywood-Kino ist einfach nix für mich, ganz egal wie bunt, wild und wahnwitzig es sich gebärdet.
Das tut MAKKHI fraglos ohne Ende, als er zur Story der Rache an einem Bösewicht mutiert, der sich an die Herzdame eines gutherzigen Naivlings heranmachen will und jenen dafür ermordet, worauf selbiger als titelgebende Fliege wiedergeboren wird und bald entdeckt, dass er mit seinen neuen Fähigkeiten weitaus mehr erreichen kann als nur Menschen auf die Nerven zu gehen. Er behält aber auch dann konsequent einen Schwerpunkt auf all jenen Aspekten, die das Genre für mich so schwer verdaulich machen: Ein schwer simplifizierendes Menschenbild, Overacting, schier unerträgliche Süßheit, ach was: Klebrigkeit, und halt Kitsch, Kitsch, KITSCH.

Ich kann jeden verstehen, der in MAKKHI einen fröhlich unbeschwerten, an Irrsinn und Einfallsreichtum überbordenden Partyfilm sieht. So kam er z.B. auch beim Frankfurter Publikum an und wurde frenetisch abgefeiert. Ich persönlich fand jedoch sein Eröffnungsdrittel wahnsinnig zäh, seine Charaktere samt und sonders völlig unsympathisch, die Fliegen-Animation schlicht beschissen, die Story jenseits der abseitigen Grundidee gnadenlos platt und (weiß Gott nicht nur) die Moral von der Geschicht’ eben Kitsch, Kitsch, KITSCH.

Bremsen sind größer und stärker als Fliegen, darum lasse ich mich hier auch gerne als Spaßbremse bezeichnen: MAKKHI ist über weite Strecken enorm anstrengend, mindestens 30-40 Minuten zu lang geraten und profitiert bei vielen FFF-Besuchern vermutlich von einem unbewussten Exotenbonus. Über das im ersten Drittel etablierte Frauenbild, das Stalking als niedliche, absolut entschuldbare und letztlich größten Erfolg versprechende Marotte verharmlost und vielleicht mehr über eine von brutalen Vergewaltigungen geprägte Gesellschaftsstruktur verrät, als einem lieb ist, will ich an dieser Stelle erst gar nicht weiter nachdenken.

All diese Kritik soll aber nicht verleugnen, dass der Film auch enorme Stärken hat. In erster Linie sind hier die phantasievollen Methoden zu nennen, mit denen unsere Fliege den Bösewicht leiden lässt. Dieser versucht alles, um sich von ihr abzuschotten, doch sie findet immer wieder Wege, um zu ihm vorzudringen und für heilloses Chaos, teils erstaunlich fies und brutal angelegte Bestrafungsaktionen sowie generell Zerstörung, Panik, Blutbad zu sorgen. Wie hier aus Alltagsgegenständen tödliche Fallen werden, das gewinnt den FINAL-DESTINATION-Gedächtnis-Award und macht Laune.

Die zweite Hälfte des Films ist so auch abwechslungsreich, schräg und geschwindigkeitsgeladen genug gehalten, um für den furchtbaren Anfang und den inhärenten, ähem, KITSCH zumindest teilweise zu entschädigen. Popkulturelle Zitate etwa aus THE MATRIX im unwahrscheinlichsten Umfeld, bizarre Einfälle en masse und bonbonbunte Bilder tun ein Übriges: MAKKHI kann immer wieder überraschen und dadurch zeitweise auch ausnehmend gut unterhalten.

Insgesamt betrachtet bleibt er dennoch ein ungemein einfach gestrickter, sein Bizarrheitsversprechen nur teilweise einlösender, typischer Bollywood-Film. Der im Kern eigentlich ein Kinderfilm ist, dafür dann aber doch ein wenig zu brutal daherkommt - und mit äußert fragwürdigen Botschaften alles andere als glänzt. Nicht meine Party: 5,5 Punkte.

war im Metropolis 9, Frankfurt

44 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Makkhi
  • Score [BETA]: 78
  • f3a.net: 8/10 44
  • IMDb: 7.6/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-24 05:17

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