s Mandibles (2020) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Mandibles

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Reviewer

D.S. * 7.0

Toro émotion!

Quentin Dupieux is back! Wer seine Filme, seinen Stil schätzt, wird auch diesen Fliegen-Überflieger ins Herz schließen. Wer dagegen mit dem bisherigen Output von Mr. Oizo nicht allzu viel anfangen konnte, wird auch hier höchstens großzügig die Stirn runzeln.

Dabei ist MANDIBLES insgesamt näher an Beiträgen wie DEERSKIN oder auch WRONG angesiedelt als am ganz großen Wahnsinn à la REALITÉ; sprich, es gibt eine kohärente Handlung, die chronologisch erzählt wird und einem den Kopf nicht komplett verdreht. Diese Handlung ist allerdings durchsetzt vom Markenzeichen-Stilmittel des Vielschaffenden, der mit INCROYABLE MAIS VRAI ganz aktuell schon an seinem nächsten Werk arbeitet: Dupieux baut kontinuierlich vollkommen bizarre Ideen, Geschehnisse, Personen oder Objekte in ganz alltägliche Situationen ein und sorgt durch diese Kombination beim Zuschauer für größtmögliche Irritation.

Die fassungslose Verblüffung des Publikums wird dabei in aller Regel noch dadurch verstärkt, dass sämtliche Filmfiguren die Absurdität der jeweiligen Situation augenscheinlich als „ganz normal“ wahrnehmen; sich so benehmen, als gäbe es gerade gar nichts Ungewöhnliches zu bemerken – man erinnere sich etwa an die heftigen Regenfälle im Büro in WRONG. Dieses Muster variiert Dupieux in MANDIBLES ein wenig (wie in Ansätzen auch schon in DEERSKIN): Manche Figuren reagieren hier auf Abseitiges durchaus mal perplex; zum Beispiel unsere Protagonisten auf eine junge Frau, die ausschließlich brüllend kommunizieren kann. Wobei genau dieselben Gestalten zuvor eine 1-Meter große Fliege als Quasi-Selbstverständlichkeit hingenommen und in Nullkommanichts in ihre Lebensplanung eingebaut haben…

Womit wir bei der Handlung des Films wären bzw. bei dem, was man bei Dupieux eben unter Handlung verstehen kann: Zwei heruntergekommene Vollnichtschecker nehmen einen Auftrag als Kuriere an und entdecken im Kofferraum eines Mercedes’, den sie zu Joberfüllungszwecken gestohlen haben, ein Rieseninsekt. Dieses taufen sie liebevoll „Dominique“ und träumen von einer großen kriminellen Zukunft. Vor der steht allerdings erst mal die Bewältigung des Alltags. Wenn es einen solchen mit Dominique im Schlepptau denn überhaupt geben kann...

Das war’s auch schon, und mehr braucht es nicht. Jedenfalls nicht, wenn es einem Film eben ohnehin nur um möglichst viele möglichst bizarre Momente geht. Die gibt es hier zuhauf, und nicht zuletzt der Superfliege wegen wirken viele davon diesmal ganz besonders charmant.

Zwar würde man sich an ein paar Stellen vom Drehbuch fast noch etwas mehr WTF??-Attitüde wünschen, entsprechend könnte auch das Gesamttempo gerne ein wenig höher sein, aber so herrlich hirnfiebrig befreit wie bei MANDIBLES wird man beim diesjährigen FFF trotzdem bei keinem anderen Beitrag jemals lachen. Dada light mit Superfly – sehr gute 7 Punkte von mir.

PS: MANDIBLES feierte erst am Vortag der FFF-Vorführungen in Frankfurt und Berlin seine Weltpremiere in Venedig. Hier ist unser Lieblingsfestival also tatsächlich mal "state of the art".

staunte im Harmonie, Frankfurt

landscape * 9.0

Sie leben, wie sie sind

Für mich der Überraschungsfilm, denn hier erleben wir einen Haufen Misfits, die in ihrer jeweils eigenen Welt leben und miteinander umgehen, als sei alles eben so, wie es ist. Nur aus der jeweiligen Charakterperspektive macht das Handeln Sinn, es wirklich verstehen zu wollen lohnt die Mühe nicht. Einfach zugucken, wie sich die Story entwickelt und wie sich die Erwartungen eben nicht unbedingt erfüllen. Beginnen wir mit dem Titel, Kauwerkzeuge, der etwas Splatter erwarten läßt. Ich habe darauf gewartet, denn so eine große Fliege ist ja schon recht angsteinflößend und nicht unbedingt ein zähmbares Haustier.
Und wo zwei Männer von ein paar Mädels eingeladen werden, in ihre Hütte mitzukommen, sind wilde Poolparties keine Seltenheit, aber eben nicht so.
Der Auftrag, einen Koffer ohne Fragen abzuliefern, wird normalerweise schnell ausgeführt, um es hinter sich zu haben und die Belohnung abzugreifen. Wenn das nicht läuft, gibt es "normalerweise" ordentlich Stress.
Hier sind die Regeln anders, nicht surreal, nicht irreal, einfach anders. Und das paßt gut zum Fantasy Filmfest.

goutierte im Savoy, Hamburg

Leimbacher-Mario * 7.5

Eine Fliege mit Zwei, die einen an der Klatsche haben

Jetzt kann man sich schon auf einen Quentin Dupieux einigen?! Wahnsinn. Geil. Die Zeiten ändern sich... Früher waren Dinger wie „Steak“ oder „Rubber“ selbst unter Genrenerds umstritten und polarisierend. Entweder man liebte sie oder man konnte gar nichts mit ihnen anfangen. Oder sie wuchsen eben mit der Zeit auf einen, wie bei mir. Aber mit seinem neuen Werk „Mandibles“, über zwei grenzdebile Kumpels und natürliche Sympathieträger, die eine riesige Fliege im Kofferraum vorfinden und planen mit ihr nun die große Kohle zu machen, geht er nun wesentlich massentauglichere und unkomplizierte, straightere Wege – ohne dabei sein ganz spezielles Flair und Feeling zu verlieren!

„Mandibles“ ist eine Buddy-Komödie, ein Slackerfilm mit Insektenalarm, ein durch und durch liebenswerter „Monsterfilm“. Geradeaus und manchmal fast wie eine Pilotepisode für eine Außenseiterserie wirkend – auch weil man mit den zwei Hohlies sehr gerne Zeit verbringt und mehr von ihnen und ihrem neuen „Haustier“, ihrer insektoiden Cashcow, sehen will. Ein Film wie ein sehr guter Freund. Der Score dudelt sich chillig, sommerlich und gemein ins Ohr. Der leichte Weichzeichner und die Pastelltöne passen. Die Nebenfiguren und Dialoge sind bizarr und skurril genug. Die Pointe ist genial und sitzt. Einfach auf den Punkt gegart und sowohl für Dupieux-Fans als auch Neuankömmlinge. Ganz entspannt, stoisch und relaxed. Das kann der grummeligste Filmgucker meiner Meinung nach nicht mehr haten. Anders als bei einem „Wrong“ oder einem „Reality“, bei denen man verstehen kann, dass sich nicht alle sofort verlieb(t)en. Aber hier kann man ganz leicht sein Herz verlieren. Selbst wenn das Ganze natürlich keinen Punkt oder tiefen Hintergedanken hat. Aber tiefenentspanntes Abschalten geht kaum stilvoller. Beiläufig, aber das Gegenteil von beliebig.

Fazit: Wunderschöne, locker leichte Nonsense-Buddy-Komödie. Der mit Abstand zugänglichste Dupieux und der neue Startpunkt für alle Interessierten. Sympathiebombe. Knackig. Kurz. Gar nicht allzu viel Surreales. Toll. Ein Aperitif. Mit den zwei Chaoten will man aber sowas von mehr Zeit verbringen. Toro!

saß im Residenz, Köln

Herr_Kees * 6.5

Fliegenzähmen leicht gemacht

Zwei reichlich kindische und nicht besonders helle Tagediebe finden eine Riesenfliege und beschließen, sie zum Bankraub abzurichten. Das ist dann dieses Mal im Prinzip auch schon die Story.

Ach, der Herr Dupieux! Seit zehn Jahren produziert er nun schon Filme, die eigentlich ihr eigenes Genre sind. Auch wenn nicht jedes Werk durchgehend gelungen ist, so finden sich doch in jedem ausreichend absurde Situationen, surreale Komik und durchbrochene Metaebenen, um für Fans seines Humors zumindest interessant zu sein.

Und auch wenn in MANDIBULES nicht wirklich viel passiert, amüsiert vor allem der debile Charme dieses Double Acts, eine Art französischer Bill & Ted Variante, mit ihrem „Toro!“-Running Gag. Und natürlich die "schreiend" komische Cécile.

Ansonsten zieht sich der Film etwas, vieles wirkt improvisiert und ziellos, aber da auch dieser Dupieux dankbar kurz ist, freut man sich schon auf die nächsten abgefahrenen Ideen des Franzosen. Dann dürfen es auch gerne mal wieder ein paar mehr sein.

war im Metropol, Stuttgart

37 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Mandibles
  • Score [BETA]: 69
  • f3a.net: 7/10 37
  • IMDb: 6.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-29 05:47

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