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Review Mayhem

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Misery loves Company
von D.S.

Ein Film der verpaßten Chancen, der im Wettbewerb "Wer erzählt die konstruierteste und unglaubwürdigste Story?" ganz weit vorne dabei ist - und der trotzdem insgesamt gut unterhalten würde, wenn er denn nicht so deutlich zu lang wäre. Aber auch so kann man ihn sich durchaus noch ansehen, ohne sich tot zu ärgern, denn er hat einige positive Aspekte.

Das fängt damit an, daß er eine eigentlich ganz interessante Story erzählt. Natürlich, die Ausgangssituation ist nicht neu: Medien-Celebrity gerät in der Einsamkeit der winterlichen Wälder in die Fänge zweier dämonischer Schwestern - deren Vorhaben es aber eigentlich nicht ist, sich von ihm ein (Dreh-) Buch auf den Leib schneidern zu lassen. Gegen diese beiden Mädels wirkt der Star von "Misery" tatsächlich fast normal. Kathy Bates ist allerdings die um Längen bessere Schauspielerin, wenn auch diese beiden ebenfalls alles andere als schlecht spielen. Überhaupt sind die Darstellerleistungen insgesamt (abgesehen, ausgerechnet, vom hölzern agierenden Hauptdarsteller, einer Art Möchtegern-Sam Neill) ordentlich. Mit dieser Stärke des Films hängt auch seine andere, größte Stärke zusammen: das Zeichnen interessanter und einiger wirklich grotesker Figuren. Insbesondere die beiden Schwestern wirken tatsächlich sick, und es macht Spaß, sie zu beobachten. Was leider nicht lang genug möglich ist...

Denn einige Wendungen später ist unser "Held" schon wieder zurück in seinem normalen Leben, das aber aufgrund der gemachten Erfahrungen nun alles andere als "normal" ist. Oberflächlich versucht er zwar, mit den kranken Erlebnissen aufzuräumen. Aber je mehr er das tut, desto mehr holen sie ihn zurück in ihre Fänge; desto schwärzer werden die Schatten, die die Vergangenheit auf seine Existenz wirft...

Was dann folgt, ist inhaltlich zwar interessant und auch mit ein paar beeindruckenden Momenten gesegnet (womit nicht etwa Gore gemeint ist, der bleibt weitestgehend aus), wenn es auch diverse Längen gibt. Das Problem ist eben der hanebüchene Storyverlauf. Was hier geschieht, welche Verstrickungen sich ergeben, zu welchen Handlungen sich die Figuren hinreißen lassen... das ist meist einfach unglaubwürdig und oft schlicht lächerlich.

So gesehen, ist "Mayhem" dann eben doch ziemlicher Trash, auch wenn Idee, Look und Schauspielerleistungen anderes versprechen. Und auch die Musik deutet auf Höherwertiges hin: die stammt nämlich von David Lynchs Hauskomponist Angelo Badalamenti! Das Drehbuch allerdings könnte von einem Erstsemester-Studenten einer Filmakademie stammen, und das verhunzt den Film logischerweise extrem.

Hätte er sich auf einen Handlungsteil (die "Misery"-Sequenz) beschränkt oder hätte er nicht versucht, sein eigentlich kleines Thema auf fast epische Größe auszuwalzen, hätte der Film vielleicht funktioniert. Aber auch so hätte er den Zuschauer bei der Stange halten können, wenn der sich nicht ständig an die Stirn würde hauen müssen. So bietet er zwar leidlich viel Unterhaltung, aber nicht genug, um besser als unterer Durchschnitt zu sein. Schade. 5,5 Punkte.

goutierte im Metropolis, Frankfurt

15 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Mayhem
  • f3a.net: 5.3/10 15
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 16:07

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