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Review Megalomaniac

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Der silberne Handschuh
von Leimbacher-Mario

In der Tradition von „Inside“, „Bullhead“, „Menschenfeind“ und „Calvaire“ kommt ein später, neuer Ableger des europäischen Extremkinos über eine moderne Interpretation und Fortführung einer belgischen Serienkillerlegende, dem Butcher, der Ende der 90er mit abgelegten Frauenleichenteilen Angst und Schrecken verbreitete, seinen mörderischen Mythos zementierte. Und nun scheint er zurück zu sein. Oder anders gesagt: eine Familiengeschichte in grau und grau, in Blut geboren, Torture Porn in hübsch und nie herzlich …

Old Belgique Extremity

Wer extremes Kino des Abseitigen mag, wird an „Megalomaniac“ durchaus ein gefundenes, rohes Fressen finden. Zwar gefühlt 10-15 Jahre zu spät dran, aber hey, man kann nicht immer pünktlich sein, oder?! Spaß beiseite. Dieser belgische „Schmutzfilm“ hat Dampf, Dreck und spitze Zähne. Ein oft genug prachtvolles Psychogramm des Bösen, zwischen Wiedergeburt und Höllenheim. In seiner Intensität, einigen unfassbar diabolischen Bildern und seinen aufopferungsvollen Darstellern punktet er heftig bei mir. Der eine Hauptdarsteller erinnert mich an einen böseren Jared Leto, die andere Hauptdarstellerin an eine kantigere Elisabeth Moss. Definitiv ein Film, der derart in den Staaten nicht gemacht wird, der aneckt und aufrüttelt. Einer, nach dem man erstmal duschen will. Der sich jedoch auch brutal wiederholt und auf der Stelle tritt. Seine größte Schwäche, seine Sturheit und sein Hindernis auf dem Weg zu wahrer, bleibender Größe ist aber, dass er nahezu null weitere Ebenen hinter seiner rohen Tapete aus Gewalt und Tod verbirgt. Das leidige Thema der „Wiedergeburt, Weitergabe und Wiederholung des Bösen“ ist mir da viel zu platt und hohl. Und ansonsten ist da leider nichts. Alptraumfutter hätte es werden können. So bleibt's ein Schlag in die Fresse, nachdem man sich aber erstaunlich leicht den Mund abputzen und weitermachen kann. Erst recht, wenn man schon viel gesehen hat. Definitiv eher ein „Frontiers“ als ein „Martyrs“. Zudem wird sowohl mit der optischen Dunkelheit als auch der wackelnden Kamera oft gnadenlos übertrieben. Dafür kommt der Score gefühlt direkt aus dem siebten Teufelskreis. Insgesamt nicht schlecht. Aber kein künftiger Klassiker des abgefuckten Films.

Fazit: Kommt weder aus dem Dreck noch den Puschen - Härte, Dunkelheit, Humorlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Perversität und klare Erinnerungen an moderne Euro-Terrorklassiker helfen aber natürlich zumindest für die angeknockte Magengrube. Aber kommt natürlich drauf an, was für ein eingefleischter Hund man ist. Für Frischlinge kann das sicher harter Tobak sein. Es gibt jedoch in jedem Belang bessere Alternativen ähnlicher Machart.

war im Residenz, Köln

28 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Megalomaniac
  • Score [BETA]: 66
  • f3a.net: 6.4/10 28
  • IMDb: 6.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-27 02:21

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