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Review Megalomaniac

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Moloch Angst
von D.S.

„Wenn wir uns nicht auf die Suche nach der Bestie machen, dann macht sich früher oder später die Bestie auf, um uns zu suchen.“ – In der Dankesliste von Regisseur Karim Ouelhaj zu MEGALOMANIAC ist prominent Clive Barker aufgeführt, und dieses Zitat aus seiner Kurzgeschichte „Moloch Angst“ lässt erahnen, warum.

Belgien ist ein Land voller unverarbeiteter Traumata rund um Mord, Missbrauch und Menschenverachtung, und die Geschichte des (nach wie vor nicht eindeutig identifizierten) „Schlächters von Mons“ ist eins davon. Solche Traumata lassen sich durch Ignoranz und ein unter den Teppich kehren nicht aufarbeiten – durch einen gewöhnlichen Horrorfilm allerdings auch nicht. Deshalb ist MEGALOMANIAC kein gewöhnlicher Horrorfilm. Sondern eine Tour de Force zwischen Stilexzess, Brutalo-Arthouse und finstersten Folter-Niederungen. Maximal fordernd. Definitiv nichts für den Hirnfrei-Exploitation-Spaß nebenbei.

Dreckig, hässlich, deprimierend – die hier gezeigte Welt fühlt sich so schmutzig an, dass man nach Sichtung des Films direkt duschen möchte. Neben all der Hoffnungslosigkeit und Tristesse in dem heruntergekommenen Haus, in dem die von Gewalt gezeugten Kinder des fiktionalisierten Schlächters hausen, und in ihrem freudlosen Alltag, der von Blutvergießen einerseits und Demütigungen andererseits geprägt ist, präsentiert MEGALOMANIAC aber auch ganz andere Bilder. Rauschhafte Sequenzen von großer visueller Kraft, die dem albtraumhaften (realen wie fiktiven) Geschehen einen adäquat monströsen Rahmen verleihen. Und auch unabhängig davon erzeugen Sounddesign und Score über den ganzen Film hinweg eine beklemmende Welt.

Vom brachialen Einstieg und dem apokalyptischen Finale abgesehen, sind jene transformativen Sequenzen allerdings auch das Einzige, was das Publikum unmittelbar überwältigen kann. Über weite Strecken dominiert stattdessen die erwähnte Hoffnungslosigkeit und Tristesse, weshalb man für den Film neben einem starken Magen auch viel Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen benötigt. Beides war mir spätabends beim Festival nicht mehr gegeben, weshalb sich mein Erlebnis insgesamt eher anstrengend als befriedigend anfühlte. Aber vielleicht muss das ja auch gerade so sein. Trotz aller (phasenweisen) Überwältigung kann ich jedenfalls nur 6,5 Punkte vergeben. Dennoch, schwer schmerzhaft und beeindruckend.

guckte im Harmonie, Frankfurt

28 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Megalomaniac
  • Score [BETA]: 66
  • f3a.net: 6.4/10 28
  • IMDb: 6.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-03-28 19:25

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