s Megalomaniac (2022) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Megalomaniac

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Reviewer

Leimbacher-Mario * 6.5

Der silberne Handschuh

In der Tradition von „Inside“, „Bullhead“, „Menschenfeind“ und „Calvaire“ kommt ein später, neuer Ableger des europäischen Extremkinos über eine moderne Interpretation und Fortführung einer belgischen Serienkillerlegende, dem Butcher, der Ende der 90er mit abgelegten Frauenleichenteilen Angst und Schrecken verbreitete, seinen mörderischen Mythos zementierte. Und nun scheint er zurück zu sein. Oder anders gesagt: eine Familiengeschichte in grau und grau, in Blut geboren, Torture Porn in hübsch und nie herzlich …

Old Belgique Extremity

Wer extremes Kino des Abseitigen mag, wird an „Megalomaniac“ durchaus ein gefundenes, rohes Fressen finden. Zwar gefühlt 10-15 Jahre zu spät dran, aber hey, man kann nicht immer pünktlich sein, oder?! Spaß beiseite. Dieser belgische „Schmutzfilm“ hat Dampf, Dreck und spitze Zähne. Ein oft genug prachtvolles Psychogramm des Bösen, zwischen Wiedergeburt und Höllenheim. In seiner Intensität, einigen unfassbar diabolischen Bildern und seinen aufopferungsvollen Darstellern punktet er heftig bei mir. Der eine Hauptdarsteller erinnert mich an einen böseren Jared Leto, die andere Hauptdarstellerin an eine kantigere Elisabeth Moss. Definitiv ein Film, der derart in den Staaten nicht gemacht wird, der aneckt und aufrüttelt. Einer, nach dem man erstmal duschen will. Der sich jedoch auch brutal wiederholt und auf der Stelle tritt. Seine größte Schwäche, seine Sturheit und sein Hindernis auf dem Weg zu wahrer, bleibender Größe ist aber, dass er nahezu null weitere Ebenen hinter seiner rohen Tapete aus Gewalt und Tod verbirgt. Das leidige Thema der „Wiedergeburt, Weitergabe und Wiederholung des Bösen“ ist mir da viel zu platt und hohl. Und ansonsten ist da leider nichts. Alptraumfutter hätte es werden können. So bleibt's ein Schlag in die Fresse, nachdem man sich aber erstaunlich leicht den Mund abputzen und weitermachen kann. Erst recht, wenn man schon viel gesehen hat. Definitiv eher ein „Frontiers“ als ein „Martyrs“. Zudem wird sowohl mit der optischen Dunkelheit als auch der wackelnden Kamera oft gnadenlos übertrieben. Dafür kommt der Score gefühlt direkt aus dem siebten Teufelskreis. Insgesamt nicht schlecht. Aber kein künftiger Klassiker des abgefuckten Films.

Fazit: Kommt weder aus dem Dreck noch den Puschen - Härte, Dunkelheit, Humorlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Perversität und klare Erinnerungen an moderne Euro-Terrorklassiker helfen aber natürlich zumindest für die angeknockte Magengrube. Aber kommt natürlich drauf an, was für ein eingefleischter Hund man ist. Für Frischlinge kann das sicher harter Tobak sein. Es gibt jedoch in jedem Belang bessere Alternativen ähnlicher Machart.

saß im Residenz, Köln

Herr_Kees * 8.0

Schweres Erbe

Felix und Martha sind Abkömmlinge des berüchtigten und nie gefassten „Mons Butchers“, der Ende der 90er zahlreiche Frauen zerstückelte. Während Felix bald das Handwerk seines Vaters fortführt, ahnt Martha weder von der familiären Vorbelastung noch von der nächtlichen Tätigkeit ihres Bruders – bis er ihr eines Tages ein „Geschenk“ mitbringt.

MEGALOMANIAC ist ein echtes filmisches Brett, in seiner Düsternis und Härte durchaus vergleichbar mit den Filmen der French New Wave der 2000er wie HAUTE TENSION, INSIDE und FRONTIERES.

Doch es ist nicht seine Brutalität allein, die MEGALOMANIAC zu einem solch intensiven Filmerlebnis macht. Denn zum einen scheut sich Regisseur Karim Ouelhaj nicht, visuell über die Stränge zu schlagen und seine Tabubrüche mit plakativen, bisweilen pathetischen Bildmetaphern zu illustrieren.

Und zum anderen verfügt er über ein durchweg sehr gutes Schauspielensemble, allen voran die junge, an Elisabeth Moss erinnernde Eline Schumacher. Ihre Szenen – ob alleine mit sich selbst, als Opfer ihrer Kollegen oder mit ihrer „kleinen Katze“ – sind von einer Intensität, die einen in Bann schlägt.

MEGALOMANIAC ist kein genresprengender Beitrag wie MARTYRS, aber auch kein rein provokanter, exploitativer Trash, es ist ein extrem hartes Psychodrama, das sich auszuhalten lohnt.

war im EM, Stuttgart

Ken Kral S * 10.0

Dieser Review enthält SPOILER!

Böse und Grausam!

Und ich werde auf eines eingehen, was bedeutet, dass ich oder besser gesagt wir als Zuschauer hineinlesen können. Ich bin vielleicht allein mit dieser Art von Denken, aber vielleicht bin ich da auch auf etwas gestoßen. Aber der erste Hinweis ist der offensichtliche und auch eine Warnung für potenzielle Zuschauer, die möglicherweise schwache Nerven haben ... die möglicherweise Probleme mit den hier gezeigten oder vorgeschlagenen Dingen haben. Das ist nicht für dich.

Nachdem ich natürlich einen Film wie den serbischen Film und andere gesehen habe, der nicht in eine Fantasiewelt einzutauchen scheint (es gibt Szenen, die aus einer anderen Welt stammen und möglicherweise länger angesehen werden müssen, um ihre Wurzeln zu entschlüsseln oder zu verstehen) - nun, ich würde nicht sagen, dass ich immun gemacht wurde. Hier ist viel Böses im Gange. Und was mit der weiblichen Hauptrolle passiert, ist so verabscheuungswürdig wie es nur geht. Andererseits ist sie selbst kein Mauerblümchen.

Und jetzt zu weiteren Details, Sie wurden gewarnt. Sie wird vergewaltigt, lebt aber mit dieser anderen Person zusammen, die Frauen tötet. Er verachtet diese Frauen. Und wenn man sie nicht mitzählt (wir erfahren nie wirklich viel über sie), gibt es darin keine einlösbaren Charaktere – vielleicht den Sozialarbeiter. Wer stellt zu seinem eigenen Wohl zu viele Fragen ... kein Wortspiel beabsichtigt.

Jetzt, während ich den Film sah und gegen Ende (2/3 vielleicht), dachte ich plötzlich: Moment mal! Was, wenn die männliche Figur nicht wirklich existiert? Was, wenn es alles ihr gehört ... es würde in ihr psychisches Profil passen? Das "Problem" damit ... der Film ist darüber nie wirklich klar. Nicht ein bisschen - aber ich denke, ein Argument kann gemacht werden ... also, während der Film diese Frage vielleicht nicht einmal für Sie aufwirft - ich denke, es ist eine, die Sie selbst stellen könnten ... und dann offensichtlich für sich selbst beantworten.

Böse ... und grausam, das ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht leicht - und mit diesem Wortspiel schließe ich.

war im EM, Stuttgart

D.S. * 6.5

Moloch Angst

„Wenn wir uns nicht auf die Suche nach der Bestie machen, dann macht sich früher oder später die Bestie auf, um uns zu suchen.“ – In der Dankesliste von Regisseur Karim Ouelhaj zu MEGALOMANIAC ist prominent Clive Barker aufgeführt, und dieses Zitat aus seiner Kurzgeschichte „Moloch Angst“ lässt erahnen, warum.

Belgien ist ein Land voller unverarbeiteter Traumata rund um Mord, Missbrauch und Menschenverachtung, und die Geschichte des (nach wie vor nicht eindeutig identifizierten) „Schlächters von Mons“ ist eins davon. Solche Traumata lassen sich durch Ignoranz und ein unter den Teppich kehren nicht aufarbeiten – durch einen gewöhnlichen Horrorfilm allerdings auch nicht. Deshalb ist MEGALOMANIAC kein gewöhnlicher Horrorfilm. Sondern eine Tour de Force zwischen Stilexzess, Brutalo-Arthouse und finstersten Folter-Niederungen. Maximal fordernd. Definitiv nichts für den Hirnfrei-Exploitation-Spaß nebenbei.

Dreckig, hässlich, deprimierend – die hier gezeigte Welt fühlt sich so schmutzig an, dass man nach Sichtung des Films direkt duschen möchte. Neben all der Hoffnungslosigkeit und Tristesse in dem heruntergekommenen Haus, in dem die von Gewalt gezeugten Kinder des fiktionalisierten Schlächters hausen, und in ihrem freudlosen Alltag, der von Blutvergießen einerseits und Demütigungen andererseits geprägt ist, präsentiert MEGALOMANIAC aber auch ganz andere Bilder. Rauschhafte Sequenzen von großer visueller Kraft, die dem albtraumhaften (realen wie fiktiven) Geschehen einen adäquat monströsen Rahmen verleihen. Und auch unabhängig davon erzeugen Sounddesign und Score über den ganzen Film hinweg eine beklemmende Welt.

Vom brachialen Einstieg und dem apokalyptischen Finale abgesehen, sind jene transformativen Sequenzen allerdings auch das Einzige, was das Publikum unmittelbar überwältigen kann. Über weite Strecken dominiert stattdessen die erwähnte Hoffnungslosigkeit und Tristesse, weshalb man für den Film neben einem starken Magen auch viel Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen benötigt. Beides war mir spätabends beim Festival nicht mehr gegeben, weshalb sich mein Erlebnis insgesamt eher anstrengend als befriedigend anfühlte. Aber vielleicht muss das ja auch gerade so sein. Trotz aller (phasenweisen) Überwältigung kann ich jedenfalls nur 6,5 Punkte vergeben. Dennoch, schwer schmerzhaft und beeindruckend.

guckte im Harmonie, Frankfurt

28 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Megalomaniac
  • Score [BETA]: 66
  • f3a.net: 6.4/10 28
  • IMDb: 6.8/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 10:06

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