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Review Metalhead

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Am I evil?
von D.S.

Vor dem METALHEAD kommt der BEHEMOTH: Dem Feature vorangestellt ist ein düsterer s/w-Clip jener polnischen Blackened-Death-Metal-Band, der hinsichtlich des musikalischen Gehalts der isländischen Produktion ein Stück weit auf eine falsche Fährte führt – genau wie das Filmposter, das ein stylisches Corpsepaint-Foto zeigt. Der Großteil des Soundtracks besteht jedoch aus denkbar klassischem Heavy Metal Marke Judas Priest und Diamond Head; den mit dem skandinavischen Kontext sinnfällig zu assoziierenden Black Metal gibt es nur in drei Szenen kurz zu hören, daneben wird – etwas ausführlicher – ein Melodic-Death-Metal-Stück vorgestellt. Das an dieser Stelle reichlich unpassend wirkt, aber dazu gleich mehr.

Den Großteil des "normalen" Publikums wird es zwar vermutlich freuen, dass die musikalische Untermalung über die meiste Zeit hinweg auf einem allgemeinverträglichen Niveau bleibt. Die im Poster angelegte "Irreführung" ist allerdings schon ein Zeichen dafür, dass es METALHEAD mit seinen musikalischen Details nicht immer so genau nimmt – auch wenn er unter anderem durch diverse Dialoge eben gerade so tut, als wisse er bestens Bescheid. Was man von einem Film ja eigentlich auch sollte erwarten können, in dem ausgerechnet eine zur Zeit der Handlung (1992) weitläufig noch als "extrem" und "Underground" betrachtete Musikszene eine entscheidende Rolle spielt.

Das mag jetzt auf den ersten Blick vielleicht wie Erbsenzählerei erscheinen. Wenn man allerdings mit der Entwicklung dieser Szene ein bisschen vertraut ist, wirkt es durchaus störend unglaubwürdig, wenn sich die Hauptfigur mal eben spontan mit Corpsepaint versieht, nur um dann gleich wieder eine Megadeth-Scheibe aufzulegen oder alte Priest-Heuler auszupacken. Oder auch, wenn ein Black-Metal-Bandprojekt auf der Bühne auf die Schnelle beschließt, zu einem Melodic-Death-Metal-Stück überzuwechseln. Nach nur ein paar Tagen gemeinsamen Probens übrigens.

Nicht gerade sehr realistisch, solche Momente. Was schade ist, denn sie nehmen METALHEAD ein Stück seines authentischen Charakters, der das spröde, blasse, bisweilen melancholische Außenseiter-Drama ansonsten auszeichnet. Sehenswert ist es natürlich trotzdem allemal, vor allem aufgrund seiner liebevollen Figurenzeichnung, seiner Klischeefreiheit und Natürlichkeit sowie der darstellerischen Leistungen. Insbesondere die Hauptfigur kann völlig überzeugen und wächst einem sehr ans Herz, die von der Enge und Leere ihres isländischen Heimatdorfes wahnsinnig frustrierte, unverstandene Hera, die auch nach sechs Jahren noch nicht im Geringsten über den Unfalltod ihres von ihr vergötterten großen Bruders hinweggekommen ist. Und über das Zelebrieren ihres Metal-Daseins verzweifelt zu provozieren versucht.

Im Kern erzählt METALHEAD natürlich keine neue Story, seine weitgehend nüchtern-authentische Inszenierung und vor allem seine Musik-Thematik (gerade in ihrer speziellen Ausprägung) machen ihn jedoch grundsätzlich definitiv zu etwas Besonderem. Über die gesamte Laufzeit fesseln konnte er mich allerdings nicht – und dass schließlich für meinen Geschmack komplett deplatzierte kuschlige Wohlfühlpädagogik-Botschaften ausgepackt werden, mindert seine ernsthafte Wirkung beträchtlich. Mehr als 6,5 Punkte sind für mich aus den genannten Gründen so letzten Endes nicht drin. Jugenddramen-Freunden dennoch empfohlen.

verweste im Cinestar, Frankfurt

50 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Metalhead
  • Score [BETA]: 79
  • f3a.net: 8.4/10 50
  • IMDb: 7.4/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 11:34

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