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Review Metalhead

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Dieser Review enthält SPOILER!

von Dr_Schaedel
Schon wieder ein Film, bei dem ich mich frage, warum er ins FFF-Programm aufgenommen wurde. Ein schöner Jugendfilm vor der Kulisse der rauen Natur Islands. Aber sonst…?

Nun gut, es gibt eine drastische Szene, gleich zu Beginn des Films. Aber bei der bleibt es auch (und das ist auch gut so). Und dann gibt es gewisse Schauwerte durch die zahlreichen Referenzen an die Metalszene, inklusive einiger Vertreter, im typischen Habitus. Aber das alleine kann ja doch nicht schon das Exotische ausmachen, das einen Film fürs FFF qualifiziert. Es kann auch nicht Absicht der Festivalkommission gewesen sein, die Szene quasi als Freakshow vorzuführen, das würde nämlich auch die Intention des Films genau ins Gegenteil verkehren.

Aber gut, jetzt lief er nun mal, da kann man ihn auch anschauen. Leider kann man auch wenig mehr dazu sagen als eingangs erwähnt.
Eine isländische Familie muss mit dem Verlust des Sohnes Baldur leben. Jeder leidet, verdrängt, sucht Sinn in seinem Leben. Im Falle der jüngeren Schwester Hera heißt das, dass sie die Leidenschaft ihres verstorbenen Bruders für Heavy Metal absorbiert und sein Leben quasi weiterlebt, Gitarre spielt, seine Bandshirts trägt etc.

Ob sie sich in ihrer subkulturellen Nische wirklich aus Überzeugung einrichtet, das bleibt hingegen ungeklärt. Vom hasserfüllten Metal Chick zur kreuzbraven Strickliesel scheint der Weg nicht weit, und der Vertreter der den Metalheadz so verhassten Institution Kirche bekommt hier auch so viel Zugang zu der armen Seele wie wohl kaum ein anderer auf der Welt. Das ist nicht übermäßig glaubwürdig, vor allem, wenn an anderer Stelle die Kompromisslosigkeit Heras betont wird. Seinen traurigen Höhepunkt findet diese Unentschlossenheit da, wo Hera die Chance bekommt, öffentlich ihre Gefühle hinauszuschreien – und stattdessen in recht gesellschaftsfähige Tonlagen verfällt – schade.

Gar nicht unglaubwürdig finde ich hingegen die Begeisterung der Protagonistin für die diversen, für heutige Metalheadz eventuell etwas angestaubten und eher im Hardrock zu verortenden Bands wie Iron Maiden, Diamond Head und Judas Priest. Zwar ist nicht ganz klar, wann der Film genau spielt (die Shirts und Poster in Heras Zimmer deuten darauf hin, dass Thrash und Black Metal schon Einzug in die Szene gehalten haben, und das Fernsehen berichtet auch schon über brennende Kirchen), aber das spielt auch keine Rolle, denn in Baldurs Zimmer grinst noch Iron Maidens „Eddie“ von den Wänden, - ein Zeichen, dass die Zeit hier zur Zeit der New Wave Of British Heavy Metal stehen geblieben ist. Und so ist es auch nachvollziehbar, das Hera den Idolen ihres Bruders, der Bands wie Dimmu Borgir und Annihilator nicht mehr erlebt hat, weiter huldigt.

Aber zurück zur Handlung: Meine Erwartung war hier vielleicht etwas hoch. Ich rechnete mit einer viel konsequenteren Zuspitzung der Dinge. Was ich bekam, war ein fast zu versöhnliches Generationenporträt, das, hätte man es statt in Island im bayerischen Voralpenland angesiedelt, durchaus als vierter Teil von Marcus H. Rosenmüllers BESTE ZEIT/GEGEND/...- Trilogie hätte durchgehen können. Eine ländliche Tragikomödie mit gefühlvollen Momenten und leisem Witz, aber letztlich nicht das packende Sozialdrama, das es hätte werden können.

goutierte im Cinema, München

50 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Metalhead
  • Score [BETA]: 79
  • f3a.net: 8.4/10 50
  • IMDb: 7.4/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-23 17:04

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