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Review Mr. In-Between

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Wow. Etwas ganz besonderes.
von D.S.

Ich kann den Film jedem uneingeschränkt empfehlen, der gut gezeichnete Charaktere erleben möchte, die sich im Verlauf des Films entwickeln, die nicht eindimensional sind, die hervorragend besetzt sind. Warnen muß man wahrscheinlich die Leute, die einen Actionfilm oder einen Psychothriller erwarten, denn - auch, wenn es hier um einen Killer geht - der Film ist komplett anders gelagert.

Was wir hier erleben, ist ein Ausschnitt aus dem Leben eines Auftragskillers, der mit seiner Welt nicht mehr klarkommt. Spätestens, seit er einen alten Schulkamerad und seine alte Flamme wiedertrifft. Nach und nach wird ihm, der bislang eiskalt und brutalst Leute in den Tod befördert hat, klar, daß seinem Leben Emotionen fehlen. Bindungen. Beziehungen. Andere als die zu seinem obskuren Chef, der sich wie sein Vater benimmt - und leider auch Ansprüche an unseren "Helden" stellt, die nicht rein professioneller Natur sind. Irgendwann muß er sich entscheiden: will er in seiner recht gesicherten Situation verbleiben, Geld und Respekt genießen, oder sich in ein "normales" Leben stürzen, Gefühle, Liebe spüren - auch, wenn das vielfältige Probleme bedeutet?

Das klingt jetzt nicht gerade aufregend. Und "aufregend" ist der Film auch nur bedingt. Er läßt sich viel Zeit. Für eine präzise Zeichnung seiner Figuren und der Situationen, in denen sie sich befinden. Und für das Erzeugen einer absolut stimmigen Atmosphäre, die wahrscheinlich am besten mit "Nick Cave auf Zelluloid" beschrieben werden kann. Melancholisch, beklemmend, ziemlich hoffnungslos. Und natürlich recht düster (dazu scheinen die Engländer im Moment einen Hang zu haben).

Vielleicht läßt er sich zwischendurch manchmal ZU viel Zeit. Braucht manchmal zu lange, um die Story voranzutreiben. Aber das kann man auch anders sehen, meine Begleiter fanden es genau so, wie es war, perfekt. Jedenfalls hat man hier keine Abziehbilder vor sich, sondern bis in die kleinste Nebenrolle vielschichtige Charaktere, deren Verhalten man in jedem Fall nachvollziehen kann - und das einen mitunter ganz schön berührt.

Hervorzuheben ist die erstklassige Besetzung - wiederum bis in die kleinste Nebenrolle. Vor allem die Hauptfigur aber, besetzt mit Andrew Howard, ist phänomenal gut gespielt. Man kann ihre wachsende Verwirrung und Verzweiflung förmlich spüren.

Ein bemerkenswerter, ernster Film, der mich wirklich überrascht hat. "Spaß" sollte man nicht erwarten. Zwar gibt es ein paar witzige Momente, aber insgesamt ist das alles von Anfang an sehr bedrückend, und entwickelt sich mitleidlos und konsequent zu immer bedrückenderen Ergebnissen weiter. Klasse Schauspieler, ein gutes Drehbuch, stimmige Atmosphäre und ein guter Soundtrack: ein echter Tip. Aber man braucht etwas Ruhe, um den Film auf sich wirken zu lassen.

war im Turm-Palast, Frankfurt

8 Bewertungen auf f3a.net

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Mr. In-Between
  • f3a.net: 6.6/10 8
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 19:17

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