s The Mule (2014) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews The Mule

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Reviewer

D.S. * 6.5

Yummy Yummy Yummy I got Junk in my Tummy

Erstaunlich, dass THE MULE bislang so wenig beachtet und/oder gemocht wurde – eigentlich ist er nämlich ideale Festivalware, eine grundsympathische und durchwegs unterhaltsame Mischung aus Thriller und Groteske. Mit einer Handlung, die zwar vorwiegend ruhig inszeniert dargeboten wird, aber niemals langatmig wirkt; mit farbenfrohen Charakteren, guten Darstellern (darunter SAW-Miterfinder Leigh Whannell sowie Hugo Weaving, "Agent Smith" himself) und stellenweise ganz schön perfide daherkommend. Vor allem aber mit der definitiv ekligsten Szene aller Filme des gesamten FFFs ausgestattet!

Wenn auch der Text im Programmheft vielleicht nach einer reinen Komödie klingt, lustig ist THE MULE nur teilweise – dann aber gewaltig, wobei hier vor allem Situationskomik rund um die bizarr anmutende Ausgangslage der Story zum Tragen kommt. Die wohl auf wahren Begebenheiten basiert, so unglaublich das im Detail auch scheint. Mindestens ebenso sehr ist der Film aber spannend und dramatisch bis sogar, stellenweise, düster.

Im Mittelpunkt steht dabei der leicht unterbelichtete Ray Jenkins, der sich widerstrebend bereiterklärt, mit Heroin gefüllte Kondome zu schlucken und sie so von Bangkok nach Melbourne zu schmuggeln – um mit dem Lohn die Schulden seines Vaters bei einem Verbrecherboss tilgen zu können. Leider stellt er sich dabei so dämlich an, wie er wirkt (es ist ziemlich schwer, für diesen Typ Sympathie zu empfinden), und wird am Flughafen prompt als Verdächtiger festgenommen. Da er sich weigert, seinen Magen röntgen zu lassen, wird er zunächst einmal für sieben Tage in ein Hotelzimmer gesperrt, wo die Polizei ihn beharrlich befragt. Sowie seine Körperausscheidungen penibel überwacht...

Was sich nicht nach viel Story anhört, entwickelt eine überraschende Intensität, wenn man mit Ray die Belastungen seines Verdauungstrakts erleidet und mit den Beamten gespannt darauf wartet, ob die Drogengummis denn rechtzeitig zum Vorschein kommen werden oder sich Ray doch irgendwie aus seiner misslichen Lage wird befreien können. Eine der Stärken des Films ist dabei sein Abwechslungsreichtum: Wir sind bei weitem nicht die ganze Zeit ans Hotelzimmer gefesselt, da sich auch immer wieder anderen Charakteren gewidmet wird, die in die Situation verwickelt sind. Und einige von ihnen offenbaren im Laufe der Zeit ganz unerwartete Seiten...

In einigen Momenten kommt das Geschehen zwar wirklich reichlich widerlich daher und man ist verdammt froh, dass "Smell-o-Scope" bis heute keine etablierte Kinotechnik ist. Wer aber Lust auf eine originelle, skurrile, spannende Story hat, die rundum gelungen umgesetzt ist, sollte THE MULE nicht verpassen. Auf die Essenseinnahme zum Film aber vielleicht ausnahmsweise lieber verzichten. 6,5 Punkte.

war im Cinestar, Frankfurt

Lizzie * 3.0

Ein echter Horrorfilm

Eins muss man sagen: Dass die Story unoriginell ist, kann hier wirklich keiner behaupten. Und kalt lässt sie auch keinen - ich habe beim FFF selten so viele Leute gesehen, die sich bei einer gewissen Szene die Hand vor die Augen halten. Und nein, die hatte mit Blut nichts zu tun, sondern mehr mit, äh, anderen Körperprodukten.
Ein sehr schlichter Typ wird von seinem Kumpel überredet, Heroin von Bangkok nach Melbourne zu schmuggeln, verpackt in 20 Kondome, die er geschluckt hat. Am Flughafen schöpft man Verdacht und fischt ihn heraus. Da er sich weigert, sich röntgen zu lassen, wird er in ein Hotelzimmer gesperrt, bewacht von einer Reihe mehr oder weniger brutaler Cops, die darauf warten, dass das Heroin auf natürlichem Wege rauskommt. Der Typ tut alles, um das zu verhindern, während ausserhalb des Hotelzimmers der Kumpel und der zwielichtige lokale Drogenbaron in Aufruhr sind.
Ich hatte aufgrund des Plakates und der Ankündigung mit einer Art schwarzen Komödie gerechnet, aber lustig ist der Film dann doch nur äußerst partiell, weitaus öfter ist er - auf eine tatsächlich bewusst schockierende Art - recht brutal. Vor allem aber ist er wirklich, wirklich, wirklich eklig. Muss man das haben? Bei allem Respekt für die Geschichte an sich, die nicht schlecht ist und durchaus überraschende Drehungen (nicht nur meines Mageninhalts) und Wendungen hat: Nein, ich persönlich muss das nicht haben.
Noch eine Warnung: Der Aussie-Slang, der hier von einigen Protagonisten gesprochen wird, ist eine echte Herausforderung für Nicht-Muttersprachler. Aber selbst, wenn man nicht jeden Satz versteht, bekommt man schon das Wesentliche mit (leider).

war im Cinestar, Berlin

ArthurA * 7.0

Kacken oder nicht kacken - das ist hier die Frage

Auf dem Fantasy Filmfest ist man mittlerweile gewohnt, allerlei unangenehme, (meist im “guten†Sinne) widerliche Szenen zu sehen. Schließlich ist es eine Veranstaltung, die sich nicht vor Filmen scheut, die Tabus brechen und mit ihrem Gewaltfaktor die FSK später auf die Palme treiben. Meist haben diese Szenen, bei denen sogar manch ein hartgesottener Genrefan die Augen kurz abwendet, mit “kreativer†Verstümmelung des menschlichen Körpers zu tun. Abgeschnittene Zungen, herausgerissene Fingernägel, Häutung beim lebendigen Leibe… der kranken Fantasie der Filmemacher wurden hier keine Grenzen gesetzt. All das hat der australische Beitrag The Mule nicht. In der Tat bleibt der Film, bis auf die eine oder andere gelegentliche Gewalteinlage, relativ zahm. Nichtsdestotrotz gibt es in dem Film auch eine Szene, die jetzt schon konkurrenzlos als die ekligste von diesem Jahrgang genannt werden kann. Dabei hat es gar nichts mit Blut oder Gehirnmasse zu tun, verstümmelt wird niemand und eigentlich sieht man nicht einmal besonders viel. Doch das, was man nicht sieht, aber nur zu gut weiß, ist umso schlimmer. Das ist The Mule und im Grunde geht’s hier ums Kacken. Oder viel eher ums Nicht-Kacken.

Was sich nach niederem Trash anhört, ist eigentlich eine gut besetzte pechschwarze Krimikomödie, die von einem weniger hyperaktiven Guy Ritchie stammen könnte. Die Hauptfigur ist Ray Jenkins (Angus Sampson), der von seinem besten Kumpel Gavin (Sampsons Co-Star aus Insidious, Leigh Whannell) überredet wird, für einen Gangsterboss Koks aus Thailand in seinen Eingeweiden zu schmuggeln. Bei der Wiedereinreise ist Ray aber zu nervös, wird von der Polizei mit dringendem Verdacht festgenommen. Röntgen darf man ihn ohne seine Erlaubnis nicht. Die Drogenfahnder (allen voran repräsentiert durch Hugo Weaving als überbordend sexistischer Klischee-Arschloch-Cop) dürfen ihn aber sieben Tage ohne Anklage in einem Hotelzimmer festhalten. Also heißt es für Ray, entweder seinen Kumpel verpfeifen, selbst in den Knast gehen oder die Backen wortwörtlich zusammenkneifen und sieben Tage einhalten. Sieben sehr lange Tage…

Es gab wahrscheinlich noch keinen Film in der Geschichte, der seine Spannung über die nahezu gesamte Laufzeit aus der Fragestellung bezogen hat, ob die Hauptfigur es schafft, tagelang den Stuhlgang zurückzuhalten. Lasst Euch eins sagen: es ist kein angenehmer Anblick und schnell wird es auch dem Zuschauer irgendwie unangenehm – noch bevor die ekligen Szenen kommen. Sampson macht als grundsympathischer loyaler Loser eine gute Figur und man leidet mit ihm (fast zwangsläufig) mit. Der ganze Film ist auf Sampsons Mist (sorry, aber der musste sein) gewachsen – er war außerdem Drehbuchautor und Co-Regisseur. Die Geschichte von Ray wird in Australiens Teilnahme am America’s Cup (einem Segelturnier) gespiegelt. In beiden Fällen ist es ein mühsames Rennen um den Sieg, in Rays Fall wird das Rennen zwischen ihm und seinem Verdauungstrakt ausgetragen. Das klingt zwar alles nach Komödie unter der Gürtellinie, doch der Film bedient sich eigentlich kaum des Fäkalhumors. Stattdessen gibt es einige schwarzhumorige Einlagen, u. a. von Weaving und “Fringeâ€-Veteran John Noble. Leider ist die Gangster- und Mafiageschichte, die sich parallel zum Hauptplot um Rays Klo-Abstinenz abspielt, nicht sonderlich interessant oder spannend, sodass der Film eigentlich am interessantesten ist, wenn er ins Hotelzimmer zurückkehrt. Zwar passiert ausgerechnet in diesen Szenen eigentlich am wenigsten, doch nur in diesen hat man wirklich eine Figur zum Mitfiebern (und Mitekeln).

Erstveröffentlichung

glotzte im Cinedom, Köln

Leimbacher-Mario * 6.5

Ein Arschloch von Format

Verstopfung - keine schöne Sache. Für die Zuschauer noch eher als für die Betroffenen. Doch diese schmutzig-geniale, kleine Crimödie aus Australien treibt das Spiel um die Anti-Diarrhoe auf ein gänzlich neues Level. Hier muss ein sehr sympathischer Loser 7 Tage (mindestens) einhalten zu scheissen - denn die Polizei hält ihn in einem Hotelzimmer fest & geht (zu recht) davon aus, dass er ein Kilo an Drogen kondomverpackt im Darm trägt. Wahre Begebenheit & sicher keine Seltenheit im Drogenschmuggel-Zirkus - doch scheinbar ein so scheiss-ekliges Thema, dass sich meines Wissens noch nie ein Film mit ihm beschäftigt hat. Gut, dass es die Aussies gibt, die neuen Könige des schwarzen, oder hier eher kackbraunen Humors. Mit einem genial-leidenden Hauptdarsteller gesegnet, der sich auch für die Idee des Films auszeichnet, dazu einige berühmte Gesichter in knackig-unverschämten Nebenrollen, Hugo "Agent Smith" Weaving oder John "Fringe" Noble vor allem. Dazu ein furztrockener 80s-Bad-Taste-Look & fertig ist eine Indie-Liebesperle, die sich nicht gewaschen hat. Und ganz tief rein geht, in die Lachmuskeln.

Macht euch bereit für Fäkalhumor mit Stil, ein Kampf Mann gegen Darm. Inklusive korrupten Arschloch-Cops & einer der würgreizendsten Szenen der jüngeren Filmgeschichte. Kein schlechter Geschmack, da wünscht man sich gar keinen Geschmack im Mund. Zuerst braucht der Film etwas, um die Verdauung anzukurbeln, doch sobald er im Hotelzimmer & beim Reizdarm ankommt, ist die Sache gebongt. Witzig, einzigartig, schmerzhaft für jede Körperöffnung. Für unsere Münder wegen dem Lachen & dem Hintern des Protagonisten eh. Gesegnet sei ein gesunder Stuhlgang. Und abgeraten von dieser Art des Drogenschmuggels. Geht nicht gut (r)aus... oder zumindest nur unter erheblichen Schmerzen & Druck. Dieser Film stinkt vielleicht bis zum Himmel, doch wenn’s einmal läuft, dann lässt er es auch laufen. Die Gangster, die Bullen, die Rollkragenpullis. Nur eben nicht das, was laufen soll...

Fazit: witzige Crime-Verstopfung aus Down Under. Wunderbar dunkler Humor & einfach eine skurrile, "wahre" Geschichte. Also Backen zusammenkneifen & durch ;)

glotzte im Cinedom, Köln

Herr_Kees * 4.5

Griff ins Klo

Die Geschichte des ebenso unerfahrenen wie glücklosen Drogenkuriers, der von der Polizei festgehalten wird, bis er seine Schmuggelware ausscheidet, hat eine Menge Potenzial. Beispielsweise für eine groteske Komödie mit Ekelfaktor. Oder für einen fiesen Thriller über Polizeigewalt.

THE MULE, unter anderem mitgescripted von SAW-Autor Leigh Wannell, wäre gerne etwas von allem, langt dabei aber leider ziemlich daneben, springt von unnötiger Brutalität zu unlustiger Comedy zu mehr pubertären als provokanten Ekelszenen.

Die Motivation einzelner Figuren bleibt unklar oder ändert sich unerklärlich, ***SPOILER***Charaktere werden scheinbar ohne Konsequenzen getötet, selbst die Gesetzgebung, die dem Film seine Rahmenhandlung gibt, erscheint unlogisch und willkürlich – der Film ist ein einziges unausgewogenes Chaos.

Der skandinavische Thriller VARGUR (2018) ging – trotz eigener Schwächen – mit einem sehr ähnlichen Thema deutlich gekonnter und intensiver um.

28 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Mule
  • Score [BETA]: 67
  • f3a.net: 5.6/10 28
  • IMDb: 7.7/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-20 09:32

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