Reviewer
Leimbacher-Mario * 6.5
Reise zum Mittelpunkt der Leere
Mittelalter, Fantasie und Gegenwart verschmilzt dieser neuseeländische Geheimtipp, eine Gruppe Männer und einen Jungen von ihrem durch die Pest bedrohten englischen Dorf durch den Planeten bohrend in ihr Schicksal - geführt von einer Vision zwischen hoffnungsvoller Rettung und schwarzem Tod…
Keine Hobbits, dennoch haarige Füße
Einige Gesichter aus „Navigator“ kennt man aus späteren Produktionen aus Neuseeland, etwa von Peter Jackson, und alles erinnert teilweise sehr an Terry Gilliam, Bergmann, Tarkovsky oder solchen kunstvollen Brechern wie „The Painted Bird“ oder „Come & See“ - ohne je deren Intensität oder Wichtigkeit, Tiefe oder Kunst zu erreichen. Ein guter, besonderer Fantasy-Mittelalterfilm ist’s dennoch! Naiv und speziell, süß und unschuldig irgendwie. Der Look bleibt im Gedächtnis und spielt oft weit über dem restlichen Niveau seiner Fertigkeiten. Der Jungdarsteller/unser Protagonist fällt nicht negativ auf, die nahezu ausschließlich nächtliche Beleuchtung kann niedriges Budget kaschieren, die religiösen Untertöne verkneifen sich zum Glück nicht alle kritischen Kanten. Bemängeln kann/muss man fehlende Action (wenn schon eine „Straßenüberquerung“ zu einer solchen Sequenz aufgebauscht werden muss), das etwas cop out'ige Ende und einiges an Wiederholung und Streckung in seinen Mustern, Visionen und Momenten. Da wirken die 90 Minuten gerne mal etwas länger als sie sind. Ein interessant-exotisches und ambitioniertes Kleinod.
Fazit: Ungewöhnliches und meist nächtliches, teils sehr hübsches Mittelalter- und fast schon Endzeit-Kuddelmuddel aus Down Under - „Navigator“ ist eine erstaunliche, ungeschliffene Reise zwischen Gilliam und neuseeländisch-religiöser Anklage!
Keine Hobbits, dennoch haarige Füße
Einige Gesichter aus „Navigator“ kennt man aus späteren Produktionen aus Neuseeland, etwa von Peter Jackson, und alles erinnert teilweise sehr an Terry Gilliam, Bergmann, Tarkovsky oder solchen kunstvollen Brechern wie „The Painted Bird“ oder „Come & See“ - ohne je deren Intensität oder Wichtigkeit, Tiefe oder Kunst zu erreichen. Ein guter, besonderer Fantasy-Mittelalterfilm ist’s dennoch! Naiv und speziell, süß und unschuldig irgendwie. Der Look bleibt im Gedächtnis und spielt oft weit über dem restlichen Niveau seiner Fertigkeiten. Der Jungdarsteller/unser Protagonist fällt nicht negativ auf, die nahezu ausschließlich nächtliche Beleuchtung kann niedriges Budget kaschieren, die religiösen Untertöne verkneifen sich zum Glück nicht alle kritischen Kanten. Bemängeln kann/muss man fehlende Action (wenn schon eine „Straßenüberquerung“ zu einer solchen Sequenz aufgebauscht werden muss), das etwas cop out'ige Ende und einiges an Wiederholung und Streckung in seinen Mustern, Visionen und Momenten. Da wirken die 90 Minuten gerne mal etwas länger als sie sind. Ein interessant-exotisches und ambitioniertes Kleinod.
Fazit: Ungewöhnliches und meist nächtliches, teils sehr hübsches Mittelalter- und fast schon Endzeit-Kuddelmuddel aus Down Under - „Navigator“ ist eine erstaunliche, ungeschliffene Reise zwischen Gilliam und neuseeländisch-religiöser Anklage!
roother82 * 7.0
Vincent Ward dürften den meisten durch den visuell herausragenden HINTER DEM HORIZONT mit Robin Williams ein Begriff sein. Alien-Fans kennen ihn vielleicht auch von seinem extrem ambitionierten Script zu ALIEN 3, in dem Ripley auf einem mittelalterlich angehauchten Mönchsplaneten, auf dem alles aus Holz ist, gegen die Xenomorphen kämpft.
Wards erstaunliches Gespür für eindrucksvolle Bilder hat er zuvor mit DER NAVIGATOR unter Beweis gestellt. In grobkörnigen Schwarz-Weiß entführt uns Ward ins tiefste Mittelalter. Es ist 1348 und der schwarze Tod greift ums sich. Die Pest ist zu einer unbesiegbaren Gefahr für alle Menschen geworden und der Tod lauert an jeder Ecke. Dieses hochkontrastierte S/W-Bild gibt uns ein Gefühl des Verlorenseins. Verloren, da das Weiß des Schnees auf dem Boden nahtlos in den Himmel übergeht. Verloren, weil Ward mit der Kamera ganz nah an seine Protagonisten ran geht und uns den Blick für den Zusammenhang völlig verwehrt. Der Beginn von DER NAVIGATOR ist persönlich, nah und völlig irritierend. Umso mehr als der junge Griffin von Visionen geplagt wird, die der Gemeinschaft den Auszug aus dem vom Pest bedrohten Dorf befehlen. Diese Visionen sind nun in Farbe und teils mit verfremdenden Farbfiltern überlagert.
Mit der Reise ins Innere der Erde verändert Ward auch die Bildkomposition, denn unsere Gemeinschaft kommt nicht an einem fremden Ort raus, sondern in einer fremden Zeit, der Neuzeit. Knallige Farben ersetzen das grobkörnige S/W. Gefangen zwischen Moderne und Tradition versuchen die Zeitreisenden in der Neuen Welt Fuß zu fassen. Ward verzichtet nahezu komplett auf die Irritation, welche typisch für Zeitreisefilme ist. Die Menschen aus dem Mittelalter akzeptieren die Gesetzmäßigkeiten der Neuzeit und sinnieren nicht über das Wundersame, sondern machen sich deren Gesetzmäßigkeiten zu Nutze. Im Zentrum steht daher nicht die Anpassung, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass man in eine Welt gekommen ist, die nicht minder gefährlich zu sein scheint, als die Welt, vor der man geflohen ist.
Vincent Ward erschuf mit DER NAVIGATOR eine visuell eindrucksvolle Zeitreisegeschichte, die sich wohltuend von den anderen Vertretern dieser Thematik abhebt und viele Anknüpfungspunkte liefert….
Wards erstaunliches Gespür für eindrucksvolle Bilder hat er zuvor mit DER NAVIGATOR unter Beweis gestellt. In grobkörnigen Schwarz-Weiß entführt uns Ward ins tiefste Mittelalter. Es ist 1348 und der schwarze Tod greift ums sich. Die Pest ist zu einer unbesiegbaren Gefahr für alle Menschen geworden und der Tod lauert an jeder Ecke. Dieses hochkontrastierte S/W-Bild gibt uns ein Gefühl des Verlorenseins. Verloren, da das Weiß des Schnees auf dem Boden nahtlos in den Himmel übergeht. Verloren, weil Ward mit der Kamera ganz nah an seine Protagonisten ran geht und uns den Blick für den Zusammenhang völlig verwehrt. Der Beginn von DER NAVIGATOR ist persönlich, nah und völlig irritierend. Umso mehr als der junge Griffin von Visionen geplagt wird, die der Gemeinschaft den Auszug aus dem vom Pest bedrohten Dorf befehlen. Diese Visionen sind nun in Farbe und teils mit verfremdenden Farbfiltern überlagert.
Mit der Reise ins Innere der Erde verändert Ward auch die Bildkomposition, denn unsere Gemeinschaft kommt nicht an einem fremden Ort raus, sondern in einer fremden Zeit, der Neuzeit. Knallige Farben ersetzen das grobkörnige S/W. Gefangen zwischen Moderne und Tradition versuchen die Zeitreisenden in der Neuen Welt Fuß zu fassen. Ward verzichtet nahezu komplett auf die Irritation, welche typisch für Zeitreisefilme ist. Die Menschen aus dem Mittelalter akzeptieren die Gesetzmäßigkeiten der Neuzeit und sinnieren nicht über das Wundersame, sondern machen sich deren Gesetzmäßigkeiten zu Nutze. Im Zentrum steht daher nicht die Anpassung, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass man in eine Welt gekommen ist, die nicht minder gefährlich zu sein scheint, als die Welt, vor der man geflohen ist.
Vincent Ward erschuf mit DER NAVIGATOR eine visuell eindrucksvolle Zeitreisegeschichte, die sich wohltuend von den anderen Vertretern dieser Thematik abhebt und viele Anknüpfungspunkte liefert….
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