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Review New World

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Im Osten nichts Neues
von D.S.

Sehr gut gespieltes, groß angelegtes Werk über Loyalität und Verrat, Vertrauen und Intrigen, Macht und Moral im Spannungsfeld Cops vs. Gangsters - der mindestens fünfhundertste Aufguss eines gerade im asiatischen Kino nach wie vor äußerst beliebten Themas also. Der Fairness halber muss aber gesagt werden, dass es von dieser speziellen Variante deutlich weniger Vertreter gibt: Ein Undercover-Detective ermittelt seit vielen Jahren im innersten Zirkel einer Gang, die sich längst eine glänzende Tarnung als florierendes Wirtschaftsunternehmen verliehen hat und mit „offiziellen" Mitteln kaum noch zu knacken ist. Aber während er in diesen Kreisen täglich sein Leben und das Wohlergehen von Frau und ungeborenem Kind riskiert, scheint er sich immer weniger darauf verlassen zu können, dass sein eigentlicher Arbeitgeber auch wirklich sein Freund und Helfer ist...

Klar, solche Doppelagenten-Storys sind schon grundsätzlich sehr reizvoll, zumal, wenn die Konsequenzen einer Enttarnung so drastisch sind, wie es hier gleich in der Eröffnungsszene gezeigt wird. Ohnehin kann man NEW WORLD kaum etwas vorwerfen: Neben der nötigen Grimmigkeit und Härte hält er einige zynische Überraschungen in petto, überzeugt sowohl auf technischer als auch (weitgehend) auf inszenatorischer Ebene und nimmt sich wenig Zeit für gefühlsduselige Abschweifungen.

Er hat allerdings inhaltlich so gut wie gar nichts Neues zu bieten; vor allem aber: Länge und Komplexität zum Trotz erreicht er niemals die „epische" Kraft seines klaren Vorbildes INFERNAL AFFAIRS oder auch der klassischen Heroic-Bloodshed-Dramen. Das ist einerseits seiner teils etwas komplizierten Erzählstruktur geschuldet sowie seinem manchmal seltsamen Fokus - so werden einige höchst bedeutsame, bittere, dramatische Storyinhalte mit gerade einmal zwei, drei Einstellungen abgefertigt. Andererseits aber vor allem einer Drehbuchentscheidung, die man durchaus auch loben kann: Hier gibt es keine klaren Helden. Gut und Böse sind nur Schattierungen von Grau, verlassen kann man sich auf gar nichts.

Das macht das Geschehen grundsätzlich klar interessanter - aber es verringert natürlich gleichzeitig das Identifikationspotential für den Zuschauer deutlich. Für mich war NEW WORLD deshalb insgesamt einfach nicht so fesselnd wie vergleichbare Vorgänger. Schätzungsweise 30 Minuten zu viel an Laufzeit sowie ein Ende, das einfach nicht zum Ende kommen will, sind ein weiteres Problem. Und auch auf der ästhetischen Ebene fehlt hier ein gutes Stück zu Style-Bomben wie etwa A BITTERSWEET LIFE.

Sicherlich ein sehr guter Film und für Genre-Freunde allemal eine Bank. Von mir heute, der genannten Schwächen wegen, aber nur 6,5 Punkte. Gehobene Standard-Kost eben.

war im Metropolis 9, Frankfurt

37 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

New World
  • Score [BETA]: 70
  • f3a.net: 7.4/10 37
  • IMDb: 7.5/10
  • Rotten Tomatoes: 71%
  • Metacritic: 58/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-26 11:33

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