Reviewer
Alexander * 6.5
God is NOWHERE
„Night Of The Hunted“ mutet an wie eine Mischung aus „Downrage“ und „When Strangers Appear“. Das Setting ist minimalistisch, die Stimmung angespannt, die Opfer nahezu schutz- und chancenlos.
Man erkennt die Handschrift von Mit-Produzent Aja, der sicherlich für die ein oder andere kleine Gemeinheit verantwortlich zeichnete. Insgesamt kommt der Blutzoll allerdings nie an Filme wie z. B. Ajas kleines Splatter-Meisterwerk „High Tension“ heran.
Die Motive des Täters bleiben im wahrsten Sinne des Wortes weitestgehend im Dunkeln. Verschiedene Szenarien scheinen möglich, das Rätselraten um die Beweggründe und Identität des Snipers trägt zumindest eine Weile dazu bei, „Night of the Hunted“ nicht ganz im Kugelhagel versanden zu lassen. Denn irgendwann nutzt sich das doch sehr reduzierte Setting ab, verliert sowohl an Spannung, sowie auch an Nachschub neuer Ideen.
Das böse Ende trieft dann nicht nur vor rotem Saft, sondern auch vor Ironie. Der ein oder andere Zuschauer mag davon enttäuscht werden, mir hat es den Film über die 6 Punkte gerettet. God is now here.
Man erkennt die Handschrift von Mit-Produzent Aja, der sicherlich für die ein oder andere kleine Gemeinheit verantwortlich zeichnete. Insgesamt kommt der Blutzoll allerdings nie an Filme wie z. B. Ajas kleines Splatter-Meisterwerk „High Tension“ heran.
Die Motive des Täters bleiben im wahrsten Sinne des Wortes weitestgehend im Dunkeln. Verschiedene Szenarien scheinen möglich, das Rätselraten um die Beweggründe und Identität des Snipers trägt zumindest eine Weile dazu bei, „Night of the Hunted“ nicht ganz im Kugelhagel versanden zu lassen. Denn irgendwann nutzt sich das doch sehr reduzierte Setting ab, verliert sowohl an Spannung, sowie auch an Nachschub neuer Ideen.
Das böse Ende trieft dann nicht nur vor rotem Saft, sondern auch vor Ironie. Der ein oder andere Zuschauer mag davon enttäuscht werden, mir hat es den Film über die 6 Punkte gerettet. God is now here.
war im Harmonie, Frankfurt
D.S. * 5.5
Rollin’ without Rollin
Bei Franck Khalfouns NIGHT OF THE HUNTED handelt es sich nicht etwa um das Remake des (international) gleichnamigen Jean-Rollin-Werks von 1980, sondern um das eines mir unbekannten spanischen Indie-Films namens LA NOCHE DEL RATON von 2015. Das ist in mancher Hinsicht schade: Zum einen hätte ich gerne gesehen, wie Khalfoun in Kooperation mit Produzent Alexandre Aja die wirre Rollin-Story interpretiert hätte. Zum anderen hätten wir bei einem solchen Remake zumindest definitiv irgendeine Art von Story geboten bekommen. Das ist bei diesem Film leider nicht der Fall, oder jedenfalls nur höchst eingeschränkt.
Mit „minimalistisch“ lässt sich die Geschichte dieser äußerst geschwätzigen Variante von Kitamuras DOWNRANGE kaum adäquat beschreiben: Hier gibt es über eine Laufzeit von 95 Minuten derart wenig Bewegung in der Story zu vermelden, dass einem irgendwann schier die Füße einzuschlafen drohen. Dabei ist das Nicht-Geschehen ja anfangs immerhin durchaus spannungsvoll inszeniert, man fiebert mit der Protagonistin mit und wartet gebannt darauf, welchen Ausgang das Ganze nehmen wird – und auch, welche Hintergründe denn hinter den rabiaten Attacken eines gesichts- und namenlosen Scharfschützen auf die Pharma-Marketingmanagerin Alice stecken mögen, die in der Mitte der Nacht in einer einsamen Tankstelle in seinem Geschosshagel gefangen wird. Das verliert sich aber bald im Immergleichen, Bedeutungslosen.
Eine höchst präsente Plakatwand mit der ominösen Aufschrift „GODISNOWHERE“, minutenlanges unwidersprochenes, sogar gänzlich unkommentiertes Gebrabbel eines pseudo-reflektierten Rechtsaußen (ein beliebiges Beispiel: „Ihr pusht den Bill-Gates- und Mikrochip-Schwachsinn, damit ihr alle Impfgegner in die Schublade der Verrückten stecken könnt!“), der allerdings in seinem Handeln ganz und gar nicht mit Ambiguität, sondern eindeutig als skrupelloser, verkommener Killer dargestellt wird – Franck Khalfoun sorgt für zahlreiche Fragezeichen und macht dabei überdeutlich, dass er etwas aussagen möchte. Allerdings macht er überhaupt nicht deutlich, was. Mal abgesehen davon, dass die vor logischen Schwächen nur so strotzende Erzählung ihre Ausgangssituation im Verlauf der Handlung kaum variiert und nirgendwo hinzuführen scheint, nervt das prätentiöse, pseudo-inhaltsschwangere Gehabe ab einem gewissen Punkt enorm, denn dieser überaus simpel gestrickte Film bietet ihm in seinem Geschehen und dessen Auflösung absolut keine Entsprechung. Die Intention des Streifens bleibt damit bis zuletzt völlig unklar.
Zwar ist NIGHT OF THE HUNTED spannender und auch höherwertiger umgesetzt als DOWNRANGE, am Ende gelingt es ihm aber tatsächlich, inhaltlich noch weniger zu bieten als dieser. Das ist eine Leistung. Was die Diffusität der Motive des Killers angeht, fühlte ich mich zeitweise zwar ein Stück weit an Spielbergs DUEL erinnert. Der hatte jedoch enorme inszenatorische Klasse und vor allem auch viel Tempo zu bieten. NIGHT OF THE HUNTED leider nicht. Dem intensiven, adrenalingeladenen ersten Drittel und einiger netter Gewaltspitzen wegen: 5,5 von 10 Punkten. Insgesamt nicht wirklich eine Empfehlung.
Mit „minimalistisch“ lässt sich die Geschichte dieser äußerst geschwätzigen Variante von Kitamuras DOWNRANGE kaum adäquat beschreiben: Hier gibt es über eine Laufzeit von 95 Minuten derart wenig Bewegung in der Story zu vermelden, dass einem irgendwann schier die Füße einzuschlafen drohen. Dabei ist das Nicht-Geschehen ja anfangs immerhin durchaus spannungsvoll inszeniert, man fiebert mit der Protagonistin mit und wartet gebannt darauf, welchen Ausgang das Ganze nehmen wird – und auch, welche Hintergründe denn hinter den rabiaten Attacken eines gesichts- und namenlosen Scharfschützen auf die Pharma-Marketingmanagerin Alice stecken mögen, die in der Mitte der Nacht in einer einsamen Tankstelle in seinem Geschosshagel gefangen wird. Das verliert sich aber bald im Immergleichen, Bedeutungslosen.
Eine höchst präsente Plakatwand mit der ominösen Aufschrift „GODISNOWHERE“, minutenlanges unwidersprochenes, sogar gänzlich unkommentiertes Gebrabbel eines pseudo-reflektierten Rechtsaußen (ein beliebiges Beispiel: „Ihr pusht den Bill-Gates- und Mikrochip-Schwachsinn, damit ihr alle Impfgegner in die Schublade der Verrückten stecken könnt!“), der allerdings in seinem Handeln ganz und gar nicht mit Ambiguität, sondern eindeutig als skrupelloser, verkommener Killer dargestellt wird – Franck Khalfoun sorgt für zahlreiche Fragezeichen und macht dabei überdeutlich, dass er etwas aussagen möchte. Allerdings macht er überhaupt nicht deutlich, was. Mal abgesehen davon, dass die vor logischen Schwächen nur so strotzende Erzählung ihre Ausgangssituation im Verlauf der Handlung kaum variiert und nirgendwo hinzuführen scheint, nervt das prätentiöse, pseudo-inhaltsschwangere Gehabe ab einem gewissen Punkt enorm, denn dieser überaus simpel gestrickte Film bietet ihm in seinem Geschehen und dessen Auflösung absolut keine Entsprechung. Die Intention des Streifens bleibt damit bis zuletzt völlig unklar.
Zwar ist NIGHT OF THE HUNTED spannender und auch höherwertiger umgesetzt als DOWNRANGE, am Ende gelingt es ihm aber tatsächlich, inhaltlich noch weniger zu bieten als dieser. Das ist eine Leistung. Was die Diffusität der Motive des Killers angeht, fühlte ich mich zeitweise zwar ein Stück weit an Spielbergs DUEL erinnert. Der hatte jedoch enorme inszenatorische Klasse und vor allem auch viel Tempo zu bieten. NIGHT OF THE HUNTED leider nicht. Dem intensiven, adrenalingeladenen ersten Drittel und einiger netter Gewaltspitzen wegen: 5,5 von 10 Punkten. Insgesamt nicht wirklich eine Empfehlung.
war im Harmonie, Frankfurt
Herr_Kees * 7.0
God is a bullet
Eine nächtliche Tankstelle, eine Frau und einen Scharfschützen, mehr braucht es nicht für einen spannenden Film.
Regisseur Franck Khalfoun hat Erfahrung mit kompaktem Spannungskino, er hat P2 und das MANIAC Remake gedreht und OXYGEN produziert.
In NIGHT OF THE HUNTED reduziert er die Handlung auf das Wesentliche, die Ausgangssituation lässt an PHONE BOOTH oder DOWNRANGE denken, ähnlich wie in Spielbergs DUEL bleibt der Killer unsichtbar, ist jedoch die ganze Zeit über höchst präsent.
Camille Rowe als Alice ist eine angenehm normale Protagonistin, nicht auf den Kopf gefallen, aber auch nicht mit übernatürlichen Kräften oder überdurchschnittlicher Intelligenz ausgestattet, ein Mensch eben, der überleben will.
Mit Kleinigkeiten wie einem Walkie-Talkie, ein paar nahenden Scheinwerfern oder einigen Regenschirmen erzeugt der Film ausreichend Spannung und Abwechslung, um den Zuschauer bis zum runden Ende in den Sitz gepresst zu lassen.
Es braucht nicht viel, wenn man weiß, wie man es macht.
Regisseur Franck Khalfoun hat Erfahrung mit kompaktem Spannungskino, er hat P2 und das MANIAC Remake gedreht und OXYGEN produziert.
In NIGHT OF THE HUNTED reduziert er die Handlung auf das Wesentliche, die Ausgangssituation lässt an PHONE BOOTH oder DOWNRANGE denken, ähnlich wie in Spielbergs DUEL bleibt der Killer unsichtbar, ist jedoch die ganze Zeit über höchst präsent.
Camille Rowe als Alice ist eine angenehm normale Protagonistin, nicht auf den Kopf gefallen, aber auch nicht mit übernatürlichen Kräften oder überdurchschnittlicher Intelligenz ausgestattet, ein Mensch eben, der überleben will.
Mit Kleinigkeiten wie einem Walkie-Talkie, ein paar nahenden Scheinwerfern oder einigen Regenschirmen erzeugt der Film ausreichend Spannung und Abwechslung, um den Zuschauer bis zum runden Ende in den Sitz gepresst zu lassen.
Es braucht nicht viel, wenn man weiß, wie man es macht.
verweste im EM, Stuttgart
Leimbacher-Mario * 6.0
Solides Scharfschützenscharmützel
Über „Night of the Hunted“ muss man keine Doktorarbeit schreiben. Eine Frau, eine Nacht, eine Tankstelle, ein soziopathischer Scharfschütze. Das ist es was es hier zu sehen gibt, das ist eigentlich alles. Kompetent, erbarmungslos und etwas eintönig durchgezogen. Mit gesellschaftskritisch-metaphorischen Untertönen, einigen Headshots und in einer Reihe mit sowas wie „Phone Booth“, „Downrange“ und Khalfouns eigenem (besseren) „P2“.
Nowhere To Run, Everywhere To Hide
„Night of the Hunted“ spielt seinen fiesen Stiefel routiniert und umweglos runter. Ist schon nicht total unrealistisch der Werdegang dieser tödlichen Nacht, Belagerung, Situation. Allein das lässt die Spannungsschraube anziehen, knacken und gerade zu Beginn sicher nicht von der Leine. Da ändert auch die Tatsache wenig dran, dass man zu den Figuren keine wirkliche Bindung aufbauen kann, echte Charakterisierungen fehlen und wenn, dann geht’s sogar eher in Richtung Antipathie. Vor allem das anhaltende rechtsradikale und politische Geschwafel des Angreifers über das Walkie-Talkie nervt mit der Zeit nur noch. Aber auch unser weibliches Opfer ist jetzt nicht Mutter Teresa oder immerhin einigermaßen Identifikationsfigur. Hinzu kommen eher trockene statt kreative Kills, wirklich nur dieser eine Drehort und eine finale, soziopolitische Metapher mit dem Holzhammer. Vor 40 Jahren hätte John Carpenter diese Handlung ohne Frage 5x cooler und besser auf die Leinwand gebracht. Ich sehe „Asssault on Gas Station 13“ quasi vor meinem inneren Auge. All das ändert jedoch wenig an dem Fakt, dass die mörderische Situation fies, angespannt und brutal bleibt. Ist halt nur etwas schade, dass mir die Figuren am Ende genauso wenig gesagt haben wie zu Beginn und sich die Konfrontation gerade im Mittelteil zu stur und einfallslos im Kreis dreht.
Alice im Wundenland
Fazit: Sniperterrorfilmchen, das trotz/wegen seiner politischen „Rechts gegen Links“-Metapher (gerade am Ende) nicht genug Treibstoff und Ideen und sogar Härte (!) besitzt, um einen durchgängig am Sitzrand zu halten. Für eine intensive „Was würdest du tun?“-Situation und plumpe Feierabendfreitagsspannung reicht’s. Die Figuren sind einem aber reichlich egal. Das kann Khalfoun besser.
Nowhere To Run, Everywhere To Hide
„Night of the Hunted“ spielt seinen fiesen Stiefel routiniert und umweglos runter. Ist schon nicht total unrealistisch der Werdegang dieser tödlichen Nacht, Belagerung, Situation. Allein das lässt die Spannungsschraube anziehen, knacken und gerade zu Beginn sicher nicht von der Leine. Da ändert auch die Tatsache wenig dran, dass man zu den Figuren keine wirkliche Bindung aufbauen kann, echte Charakterisierungen fehlen und wenn, dann geht’s sogar eher in Richtung Antipathie. Vor allem das anhaltende rechtsradikale und politische Geschwafel des Angreifers über das Walkie-Talkie nervt mit der Zeit nur noch. Aber auch unser weibliches Opfer ist jetzt nicht Mutter Teresa oder immerhin einigermaßen Identifikationsfigur. Hinzu kommen eher trockene statt kreative Kills, wirklich nur dieser eine Drehort und eine finale, soziopolitische Metapher mit dem Holzhammer. Vor 40 Jahren hätte John Carpenter diese Handlung ohne Frage 5x cooler und besser auf die Leinwand gebracht. Ich sehe „Asssault on Gas Station 13“ quasi vor meinem inneren Auge. All das ändert jedoch wenig an dem Fakt, dass die mörderische Situation fies, angespannt und brutal bleibt. Ist halt nur etwas schade, dass mir die Figuren am Ende genauso wenig gesagt haben wie zu Beginn und sich die Konfrontation gerade im Mittelteil zu stur und einfallslos im Kreis dreht.
Alice im Wundenland
Fazit: Sniperterrorfilmchen, das trotz/wegen seiner politischen „Rechts gegen Links“-Metapher (gerade am Ende) nicht genug Treibstoff und Ideen und sogar Härte (!) besitzt, um einen durchgängig am Sitzrand zu halten. Für eine intensive „Was würdest du tun?“-Situation und plumpe Feierabendfreitagsspannung reicht’s. Die Figuren sind einem aber reichlich egal. Das kann Khalfoun besser.
war im Residenz, Köln
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Night of the Hunted
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