Reviewer
Alexander * 6.5
In The Shadow Of The Castle Of Doom
Düster, grau und nebelverhangen ragt die alte Burgruine über dem winterlichen Anwesen auf, in das ein Ehepaar einzieht, nachdem die senile Mutter in ein Heim weichen musste. Eine unbehagliche Ausgangssituation in einem für das FFF typischen und etwas sperrigen „Unwohlsein“-Film, wie sie entweder im Früh- oder Spätslot gezeigt werden, und in seltenen Fällen manchmal Jahre später auf „Tele 5“ zu nachtschlafender Zeit zu sehen sind.
Die süße und liebe Ehefrau Alex leidet unter der zunächst nur allmählich wahrzunehmenden Veränderung ihres Mannes Damian, der nachts zu schlafwandeln scheint und auch sonst immer öfters unterschwellig aggressive Züge an den Tag legt.
Noch dazu haben sich auf dem weitläufigen, winterlich-kalten Land einige unangenehme Zeitgenossen eingenistet, mit denen nicht gut Kirschen essen ist.
Die Atmosphäre von „Nightman“ ist mit unterkühlten Bildern von nebligen Wäldern und kargen, farbentleerten Gemäuern ganz wunderbar aufgebaut und unterstreicht in jeder Szene das Unbehagen, das Alex und auch den Zuschauern so ganz allmählich das Blut in den Adern zu gefrieren droht.
Der tiefere Sinn und die Auflösung dieses schaurigen Kammerspiels liegen dann auch weniger in physischen Manifesten, sondern viel tiefer auf einer verstörend psychischen Ebene, zu der Regisseurin Mélanie Delloye in dem im Anschluss in Frankfurt gezeigten Interview tiefe Einblicke gewährte. Das sind diese besonderen Filmfestival-Momente, die der Cineast genießt.
„Nightman“ konfrontiert uns auf unangenehmste Weise damit, dass es manchmal unausweichlich und auch besser ist, unangenehme Wahrheiten zu akzeptieren, als sie weiter zu leugnen. Ein sehr guter „Fresh Blood“-Beitrag.
Die süße und liebe Ehefrau Alex leidet unter der zunächst nur allmählich wahrzunehmenden Veränderung ihres Mannes Damian, der nachts zu schlafwandeln scheint und auch sonst immer öfters unterschwellig aggressive Züge an den Tag legt.
Noch dazu haben sich auf dem weitläufigen, winterlich-kalten Land einige unangenehme Zeitgenossen eingenistet, mit denen nicht gut Kirschen essen ist.
Die Atmosphäre von „Nightman“ ist mit unterkühlten Bildern von nebligen Wäldern und kargen, farbentleerten Gemäuern ganz wunderbar aufgebaut und unterstreicht in jeder Szene das Unbehagen, das Alex und auch den Zuschauern so ganz allmählich das Blut in den Adern zu gefrieren droht.
Der tiefere Sinn und die Auflösung dieses schaurigen Kammerspiels liegen dann auch weniger in physischen Manifesten, sondern viel tiefer auf einer verstörend psychischen Ebene, zu der Regisseurin Mélanie Delloye in dem im Anschluss in Frankfurt gezeigten Interview tiefe Einblicke gewährte. Das sind diese besonderen Filmfestival-Momente, die der Cineast genießt.
„Nightman“ konfrontiert uns auf unangenehmste Weise damit, dass es manchmal unausweichlich und auch besser ist, unangenehme Wahrheiten zu akzeptieren, als sie weiter zu leugnen. Ein sehr guter „Fresh Blood“-Beitrag.
war im Harmonie, Frankfurt
D.S. * 5.5
Böse ist, wer Böses tut
Die Belgien entstammende, in der irischen Provinz spielende Produktion THE NIGHTMAN ist ein klassischer Slow-Burner – und ein Film, wie er typisch für den FFF-Slot am frühen Nachmittag ist. Das heißt, man sollte hier keine großen Schauwerte oder eine actionreiche Geschichte erwarten, sondern sich vielmehr auf ein langsames Abgleiten in herbstlich-beklemmende Atmosphäre einstellen und einlassen.
Etwas ist seltsam an dem Ort, an den Damian (Mark Huberman, A DARK SONG) seine Frau Alex (Zara Devlin, THE OTHER LAMB) gebracht hat; etwas ist seltsam auch an Damian selbst, seit sie hier sind. Möglich, dass Letzteres auch schon vorher der Fall war, der Großstadttrubel sie jedoch abgelenkt und daran gehindert hat, das zu erkennen – hier, im Umfeld, in dem er großgeworden ist, kann allerdings selbst eine so professionelle Red-Flag-Ignorantin wie Alex nicht mehr umhin, sich Sorgen zu machen. Und diese wachsen, je beängstigender sich Damian verhält. Aber Sorgen führen nicht immer zu Konsequenzen, und so tappt die liebevolle Ehefrau schnurstracks immer tiefer in die monströsen Auswüchse einer Beziehung, die mit „toxisch“ noch sehr euphemistisch beschrieben wäre.
Zu den bedrückendsten, unangenehmsten Szenen des Films zählen tatsächlich solche, in denen wir Gaslighting in fiesester Reinkultur erleben können. Allerdings dreht sich THE NIGHTMAN beileibe nicht nur um diese Thematik, er widmet sich in seinem letzten Drittel dann schließlich auch mit größerem Interesse dem oben erwähnten Mysterium um Damian und das, was in der Vergangenheit an diesem Ort geschehen ist. Für meinen Geschmack dauert es aber ein ganzes Stück zu lange, bis der Film in dieser Hinsicht auf den Punkt kommt oder auch seine eigentliche Geschichte verfolgt. Diese entpuppt sich dann leider als nicht besonders originell oder auch glaubwürdig – eindeutig stärker punktet das Werk als atmosphärisches Stilleben.
Zu dessen Wirkung trägt ein sehr gelungener Score bei, auch die darstellerischen Leistungen und die Kameraarbeit sind nicht zu beanstanden. Richtig gepackt hat mich THE NIGHTMAN leider trotzdem nicht, vielleicht war ich einfach nicht in der richtigen Stimmung. Mehr als 5,5 Punkte kann ich nicht vergeben, auch wenn die Regisseurin im aufgezeichneten Interview sehr sympathisch wirkte – und Spannendes zu ihrer persönlichen Verbindung zum FFF erzählte.
Etwas ist seltsam an dem Ort, an den Damian (Mark Huberman, A DARK SONG) seine Frau Alex (Zara Devlin, THE OTHER LAMB) gebracht hat; etwas ist seltsam auch an Damian selbst, seit sie hier sind. Möglich, dass Letzteres auch schon vorher der Fall war, der Großstadttrubel sie jedoch abgelenkt und daran gehindert hat, das zu erkennen – hier, im Umfeld, in dem er großgeworden ist, kann allerdings selbst eine so professionelle Red-Flag-Ignorantin wie Alex nicht mehr umhin, sich Sorgen zu machen. Und diese wachsen, je beängstigender sich Damian verhält. Aber Sorgen führen nicht immer zu Konsequenzen, und so tappt die liebevolle Ehefrau schnurstracks immer tiefer in die monströsen Auswüchse einer Beziehung, die mit „toxisch“ noch sehr euphemistisch beschrieben wäre.
Zu den bedrückendsten, unangenehmsten Szenen des Films zählen tatsächlich solche, in denen wir Gaslighting in fiesester Reinkultur erleben können. Allerdings dreht sich THE NIGHTMAN beileibe nicht nur um diese Thematik, er widmet sich in seinem letzten Drittel dann schließlich auch mit größerem Interesse dem oben erwähnten Mysterium um Damian und das, was in der Vergangenheit an diesem Ort geschehen ist. Für meinen Geschmack dauert es aber ein ganzes Stück zu lange, bis der Film in dieser Hinsicht auf den Punkt kommt oder auch seine eigentliche Geschichte verfolgt. Diese entpuppt sich dann leider als nicht besonders originell oder auch glaubwürdig – eindeutig stärker punktet das Werk als atmosphärisches Stilleben.
Zu dessen Wirkung trägt ein sehr gelungener Score bei, auch die darstellerischen Leistungen und die Kameraarbeit sind nicht zu beanstanden. Richtig gepackt hat mich THE NIGHTMAN leider trotzdem nicht, vielleicht war ich einfach nicht in der richtigen Stimmung. Mehr als 5,5 Punkte kann ich nicht vergeben, auch wenn die Regisseurin im aufgezeichneten Interview sehr sympathisch wirkte – und Spannendes zu ihrer persönlichen Verbindung zum FFF erzählte.
staunte im Harmonie, Frankfurt
traab * 6.0
Come to me.
"Nightman" aus dem Jahr 2023 ist ein belgisches Horror-Drama, das sich durch seine Langsamkeit und eine dichte Atmosphäre auszeichnet. Dabei legt der Film seinen Fokus auf eine äußerst komplizierte Beziehung.
"Alex fühlt sich in dem kleinen irischen Dorf, in das sie mit Damian zieht, fremd. Der nebelverhangene Wald und das Echo von Jagdgewehren machen ihr Angst. Als Damian plötzlich zu schlafwandeln beginnt, gerät sie in einen Strudel aus Sorgen und Schuldzuweisungen. Die abweisenden Dorfbewohner verstärken ihre Ängste, und Damian, der nachts ins Delirium fällt, scheint die Situation zu verschlimmern."
"Nightman" nimmt sich Zeit, um seine düstere Geschichte zu entfalten, und bewegt sich gemächlich durch die nebelverhangenen Wälder, die von den Ruinen eines alten Schlosses überragt werden - ein passendes Bild für die bröckelnde Beziehung von Alex und Damian.
Beide Protagonisten tragen schwerwiegende Traumata aus ihrer Vergangenheit mit sich herum, die unbewusst ihre Beziehung belasten. Der Film zeigt auf eindringliche Weise, wie sich diese Beziehung immer weiter zuspitzt und wie manipulativ Damian gegenüber Alex auftritt.
"Nightman" gelingt es, eine bedrückende und unheimliche Atmosphäre zu schaffen, indem er Themen wie Gaslighting (eine Form psychischer Gewalt, bei der das Opfer systematisch in den Wahnsinn getrieben wird) aufgreift. Der Film zieht den Zuschauer tief in die düsteren Abgründe einer zerrütteten Beziehung hinein und hinterlässt ein beklemmendes Gefühl der Unruhe.
"Come to me."
"Alex fühlt sich in dem kleinen irischen Dorf, in das sie mit Damian zieht, fremd. Der nebelverhangene Wald und das Echo von Jagdgewehren machen ihr Angst. Als Damian plötzlich zu schlafwandeln beginnt, gerät sie in einen Strudel aus Sorgen und Schuldzuweisungen. Die abweisenden Dorfbewohner verstärken ihre Ängste, und Damian, der nachts ins Delirium fällt, scheint die Situation zu verschlimmern."
"Nightman" nimmt sich Zeit, um seine düstere Geschichte zu entfalten, und bewegt sich gemächlich durch die nebelverhangenen Wälder, die von den Ruinen eines alten Schlosses überragt werden - ein passendes Bild für die bröckelnde Beziehung von Alex und Damian.
Beide Protagonisten tragen schwerwiegende Traumata aus ihrer Vergangenheit mit sich herum, die unbewusst ihre Beziehung belasten. Der Film zeigt auf eindringliche Weise, wie sich diese Beziehung immer weiter zuspitzt und wie manipulativ Damian gegenüber Alex auftritt.
"Nightman" gelingt es, eine bedrückende und unheimliche Atmosphäre zu schaffen, indem er Themen wie Gaslighting (eine Form psychischer Gewalt, bei der das Opfer systematisch in den Wahnsinn getrieben wird) aufgreift. Der Film zieht den Zuschauer tief in die düsteren Abgründe einer zerrütteten Beziehung hinein und hinterlässt ein beklemmendes Gefühl der Unruhe.
"Come to me."
war im Harmonie, Frankfurt
Leimbacher-Mario * 4.0
Das Haarinett des Schlocktor Ehepaari
Ein eigentlich nicht unglücklich wirkendes und sogar Nachwuchs planendes Pärchen fährt in ein abgelegenes Anwesen, wo er als Kind groß geworden ist. Doch schnell erkennt man Risse in der Beziehung, als er anfängt schlafzuwandeln und Licht in seine düstere, gewalttätige Vergangenheit geworfen, alte Wunden aufgerissen werden…
Was im Schlafwandel passiert, bleibt im Schlafwandel
„Nightman“ hat ein paar feine Bilder des Hinterlands zwischen Ruinen, Sümpfen und Wäldern. Dazu schwerwiegende Themen wie häusliche Gewalt und mit dem Schlafwandeln einen somnambulen Horroraspekt, der anders als jetzt etwa Vampire oder Werwölfe nicht allzu abgenutzt wirkt. Richtig ins Horrorgenre geht’s trotzdem kaum. Meist bleibt es ein düsteres Drama, ein Geschlechterkampf, ein Film ausschließlich mit haarigen und haarsträubenden Männern. Beide Hauptprotagonisten machen das nicht übel. Aber im Endeffekt bleiben erstaunlich wenig Schrecken, wenig Terror, wenig Spannung hängen. Trotz realem Blickwinkel und einem Thema, dass man wöchentlich in den Nachrichten hat. Nur das Problem ist, dass diese Nachrichten viel mehr Angst machen als „Nightman“ selbst in seinen besten Momenten. Und das Ende mit dem Nachwuchs ist doch dermaßen durchgenudelt, dass man sich wirklich wundert, wie das eine Filmemacherin nochmal vollkommen humorlos und ohne eine Miene zu verziehen durchzieht…
Sind Männer Täter oder auch nur Opfer?
Fazit: Zögerliche Wald- & Wiesen-Paartraumatherapie. Stephen King mit realerem Ansatz und eingeschlafenen Füßen. Hat Wichtiges zu sagen. Könnte als Genrethriller dennoch kaum nichtssagender sein. Schade.
Was im Schlafwandel passiert, bleibt im Schlafwandel
„Nightman“ hat ein paar feine Bilder des Hinterlands zwischen Ruinen, Sümpfen und Wäldern. Dazu schwerwiegende Themen wie häusliche Gewalt und mit dem Schlafwandeln einen somnambulen Horroraspekt, der anders als jetzt etwa Vampire oder Werwölfe nicht allzu abgenutzt wirkt. Richtig ins Horrorgenre geht’s trotzdem kaum. Meist bleibt es ein düsteres Drama, ein Geschlechterkampf, ein Film ausschließlich mit haarigen und haarsträubenden Männern. Beide Hauptprotagonisten machen das nicht übel. Aber im Endeffekt bleiben erstaunlich wenig Schrecken, wenig Terror, wenig Spannung hängen. Trotz realem Blickwinkel und einem Thema, dass man wöchentlich in den Nachrichten hat. Nur das Problem ist, dass diese Nachrichten viel mehr Angst machen als „Nightman“ selbst in seinen besten Momenten. Und das Ende mit dem Nachwuchs ist doch dermaßen durchgenudelt, dass man sich wirklich wundert, wie das eine Filmemacherin nochmal vollkommen humorlos und ohne eine Miene zu verziehen durchzieht…
Sind Männer Täter oder auch nur Opfer?
Fazit: Zögerliche Wald- & Wiesen-Paartraumatherapie. Stephen King mit realerem Ansatz und eingeschlafenen Füßen. Hat Wichtiges zu sagen. Könnte als Genrethriller dennoch kaum nichtssagender sein. Schade.
guckte im Residenz, Köln
Herr_Kees * 4.0
Goodnightman
Alex‘ Ehemann Damian (!) übernimmt das Jagdschloss seiner Mutter, die mit Demenz ins Pflegeheim eingeliefert wurde. Als Damian zu schlafwandeln beginnt, macht sich Alex ernsthaft Sorgen – natürlich zu Recht. Zu allem Übel strolchen nämlich auch noch ein paar wildernde Hinterwäldler in der Gegend herum. Und das Nachbarschloss ist irgendwie auch nicht geheuer.
NIGHTMAN ist so offensichtlich, dass man am liebsten selbst kurz auf dem Regiestuhl Platz nehmen würde, um wenigstens noch irgendeine Überraschung im Film zu platzieren. Aus den 100 Minuten hätte man locker 80 machen können – oder gleich einen Kurzfilm.
Zwar flirtet der Film mit allen möglichen Subgenres von Folk Horror über Spukhausfilm bis Backwoodsthematik, pendelt sich aber bald in einem sehr dialoglastigen Psychodrama ein, und zwar mit wirklich sehr langatmigen Dialogen.
Als dann kurz vor Schluss doch noch etwas passiert, ist das zwar irgendwie schlüssig, aber wenig überraschend oder befriedigend. Schade um die schöne irische Naturkulisse.
NIGHTMAN ist so offensichtlich, dass man am liebsten selbst kurz auf dem Regiestuhl Platz nehmen würde, um wenigstens noch irgendeine Überraschung im Film zu platzieren. Aus den 100 Minuten hätte man locker 80 machen können – oder gleich einen Kurzfilm.
Zwar flirtet der Film mit allen möglichen Subgenres von Folk Horror über Spukhausfilm bis Backwoodsthematik, pendelt sich aber bald in einem sehr dialoglastigen Psychodrama ein, und zwar mit wirklich sehr langatmigen Dialogen.
Als dann kurz vor Schluss doch noch etwas passiert, ist das zwar irgendwie schlüssig, aber wenig überraschend oder befriedigend. Schade um die schöne irische Naturkulisse.
war im EM, Stuttgart
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Nightman
- Score [BETA]: 53
- f3a.net: 5.3/10 24