s Nobody from Nowhere (2014) Review - Fantasy FilmFest Mobil
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Reviews Nobody from Nowhere

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Reviewer

MrRossi * 8.0

Auch ein Niemand hat eine Geschichte zu erzählen

Sébastien Nicolas ist ein zurückgezogen lebender Mensch, einer von den Leuten, denen man begegnet und sie gleich wieder vergisst. Um seiner traurigen Existenz zu entfliehen, schlüpft er zeitweise in die Rollen seiner Klienten, die er als Immobilienmakler vertritt, um so einen Teil deren Lebens zu leben. Als er den berühmten, jedoch eigenwilligen Violonisten Henri de Montalte kennenlernt, bietet sich ihm die Möglichkeit zu erleben, wie es ist, verehrt und gleichzeitig gehasst zu werden***SPOILER***, und ganz in dieser Person aufzugehen.

"Nobody from Nowhere" ist ein leise erzähltes Drama über Selbstfindung und Neuerfindung einer tragischen Figur, und dabei in keiner Sekunde langweilig. Mathieu Kassovitz gelingt es, sowohl dem blassen Nicolas als auch dem exzentrischen Montalte glaubwürdig Leben einzuhauchen. Was für ein schöner, aber doch auch nachdenklich machender Film.

verweste im Cinecitta', Nürnberg

D.S. * 7.0

Der Mann ohne Eigenschaften

Mathieu Kassovitz spielt Sébastien Nicolas – und Sébastien Nicolas spielt zahllose ganz unterschiedliche Männer, die ihm in seinem Job als Immobilienmakler in Paris über den Weg laufen. Er beobachtet sie, lernt ihre Macken und Vorlieben kennen, kauft ihre Kleidung, imitiert ihre Stimmen, fertigt täuschend echt wirkende Latexmasken ihrer Gesichter an – und lebt für ein paar Stunden oder Tage, wenn sie nicht in der Stadt sind, ihr Leben.

Damit will er niemandem etwas Böses, er verfolgt keine finsteren Pläne, er vermeidet den Kontakt mit Menschen, welche die von ihm Imitierten kennen. Sein Beweggrund für dieses absonderliche Verhalten und den enormen Aufwand, der dabei für ihn entsteht, ist die verzweifelte Suche nach dem Gefühl, einen Platz in der Welt zu haben. Eine Funktion. Denn er selbst ist leer, formlos, bedeutungslos. Nur beim Spielen fühlt er sich lebendig. Aber ein eigenes Leben hat er nicht.

Sébastien weiß, dass das, was er tut, ungesund und falsch ist. Doch ein innerer Zwang treibt ihn immer wieder dazu. Als er den ehemaligen Star-Violinisten Henri de Montalte zum Kunden bekommt, geraten die Dinge schließlich völlig außer Kontrolle – und die Grenzen zwischen Imitation und Person, zwischen Wirklichkeit und Wahrheit beginnen gefährlich zu verschwimmen...

Alleine schon wegen der darstellerischen Leistung von Kassovitz ist NOBODY FROM NOWHERE ziemliches Pflichtprogramm. Wie er hier fast nahtlos zwischen sehr verschiedenen Charakteren wechselt und sie alle gleichermaßen überzeugend zum Leben erweckt, ist beeindruckend, ist große Kunst. Daneben gelingt es dem Film aber auch, durch die Zeichnung der Figur des Sébastien sehr zu berühren: seine Einsamkeit, seine Entfremdung von sich selbst, seine Unfähigkeit zu echten Gefühlen, ja, die Abwesenheit jeglicher Lebensfreude in ihm, die zur obsessiven Flucht in geliehene Persönlichkeiten und Lebenswelten führt... all das wird auf subtile Weise spür- und nachvollziehbar gemacht, entwickelt nach und nach aber eine tieftraurige Wucht.

Vor diesem Hintergrund ist NOBODY FROM NOWHERE mehr fesselnde Charakterstudie und intensives, deprimierendes Drama als Thriller. Völlig zu kurz kommt jedoch auch dieser Aspekt nicht, da die Verwicklungen der Leben von Sébastien und Montalte irgendwann auch die Polizei auf den Plan rufen und kurzzeitig das Makabre die Überhand gewinnt.

Wie auch immer man den Film aber einordnet: man sollte ihn sich nicht entgehen lassen. Denn er fesselt, bewegt und beeindruckt auf mehreren Ebenen nachhaltig. Was klare 7 Punkte wert ist.

war im Cinestar, Frankfurt

Alexander * 7.0

Der talentierte Monsieur Nicolas.

„Everything you do is simply delicate
Everything you do is quite angelicate
Why can’t I be you?“

The Cure – Why Can’t I Be You?

„Un illustre inconnu“ ist ein Leckerbissen für Freunde des klassischen, französischen Autorenkinos. Der Film steckt voll subtiler Kraft und leiser, emotionaler Wucht. Mit eindringlichen Bildern wird hier eine Geschichte erzählt, die im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht.

Die Idee in den Charakter einer fremden Person zu schlüpfen und deren Identität vollends anzunehmen mag nicht neu sein, und stellenweise erinnerte mich der Film ein wenig an die „Ripley“ Filme, inbesondere an „Ripleys Game“ (FFF 2002).

Zu Anfang mutet „Un illustre..“ noch mehr an wie ein Drama um eine Person, die sich irgendwann im Leben selber verloren hat und fortan ohne wirklich eigene Identität durchs Leben geht. Sehr bald entwickelt sich der Film jedoch zu einem klassischen Kriminalstück der ruhigeren Gangart, lässt sich dabei dankenswerterweise viel Zeit in Ruhe seine Charaktere und ihre oftmals gebrochene Beziehung zueinander zu entwickeln und zieht einen schließlich mit dem schmerzhaften Bewusstsein, das eigentlich jeder der Protagonisten in diesem Kammerstück eine verlorene Seele ist, in seinen Bann.

verweste im Cinestar, Frankfurt

Herr_Kees * 7.0

Das Leben der Anderen

Identitätsdiebstahl mal nicht als Aufhänger für einen B-Slasher, sondern als ernstzunehmende psychische Obsession: UN ILLUSTRE INCONNU (der deutlich besser passende Originaltitel) ist ein faszinierendes Psychogramm, traurig, spannend, rührend und von Mathieu Kassovitz so großartig gespielt, dass man sich im Abspann nochmal versichern muss, wie viele Darsteller denn nun eigentlich auf der Leinwand zu sehen waren. Ein schöner, runder Film mit einem angemessenen und für manche vielleicht auch etwas überraschenden Ende.

guckte im Metropol, Stuttgart

Christian * 8.0

Der berühmte Unbekannte

UN ILLUSTRE INCONNU ist ein kleines Wunderwerk. Sébastien Nicolas Leben ist nach eigenem Empfinden leer. So leer, dass er sich ein besonderes Hobby zugelegt hat. Er schlüpft in die Rollen anderer. Er studiert die auserwählten Personen bis ins Detail und hat maskenbildnerisch einiges drauf, denn er sieht diesen Menschen zum Verwechseln ähnlich. Bei einer seiner Figuren passieren plötzlich unvorhersehbare Dinge, sowohl mit dem Original als auch mit Sébastien selbst…

UN ILLUSTRE INCONNU ist klassisches Autorenkino. Die Geschichte wird in aller Ruhe aufgebaut; gefühlt gibt es zwei Halbzeiten. Wobei beide ihren Charme haben. Die zweite Hälfte besticht allerdings nicht nur durch aufkommende Spannung, sondern auf mehreren Ebenen, auf der Leinwand und im Kopf des Betrachters. Nicolas findet etwas und wir auch. Großartiges Kino.

Mathieu Kassovitz ist eine absolute Wunderwaffe. Ich habe ihn vor gut 10 Jahren in dem wunderbaren Film AMÉLIE als männlichen Hauptdarsteller geliebt. Gleichzeitig hat er uns als Regisseur mit LA HAINE einen Filmklassiker beschert. Nun konnte er seine ganze Magie präsentieren. Er trägt diesen Film mit einer nahezu oscarreifen Leistung.

8 Schminkkasten-Sets

glotzte im Savoy, Hamburg

Frank * 8.5

I have nothing to do, so don`t waste my Time

Der bislang beste Beitrag dieses Jahr kommt aus Frankreich, heißt für mich nicht The Connection sondern NOBODY FROM NOWHERE und war definitiv keine Zeitverschwendung.

Filme mit dem breiten Thema Identität gab es in den vergangenen Jahren ganz unterschiedliche; Z.B.im Action Thriller Genre die BOURNE Reihe, oder der stylisch, ruhige und mysteriös anmutende Thriller ANTHONY ZIMMER. Vom Wunsch jemand anderer zu sein erzählt auch DER TALENTIERTE MR. RIPLEY.

NOBODY FROM NOWHERE wählt den Ansatz eines Dramas.

Matthieu Kossovitz zeigt hierin eine starke Performance als Sèbastian Nicolas:
Sinnentleert, ohne das Gefühl einer eigenen, bedeutungsvoll wirkenden Persönlichkeit, nutzt dieser seinen Beruf als Wohnungsmakler um sich die Identitäten seiner Klienten anzueignen. Er schlüpft vorübergehend in ihre Rolle und entgeht somit der Notwendigkeit die eigene Identität zu leben, während er gleichzeitig das Gefühl erhält jemand zu SEIN.
Eigene Wertschätzung, das wohlige Gefühl gesunder Verantwortung und letztlich Zufriedenheit fehlen ihm gänzlich.

Das Erstaunliche an Kassovitz Performance ist, das er wirklich jede Figur mit der gleichen Glaubwürdigkeit spielt.

Ob ein Film über einen Mann, der dauernd in andere Rollen schlüpft, wohl genügend Substanz bietet um nicht zu langweilen, hatte ich mich anfangs gefragt, doch er brauchte keine 20 Minuten um mich zu vereinnahmen.

NOBODY FROM NOWHERE arbeitet seitens des Drehbuchs mit cleveren Kniffen zum richtigen Zeitpunkt, so das sich neben dem Portrait eines einsamen, leeren, gelangweilten Menschen ein spannendes und melancholisches Drama entfaltet. Ãœberhaupt hat der Film einen intelligenten Aufbau.

Er ist in meinen Augen kein Thriller, beinhaltet jedoch entsprechende Elemente und entwickelt eine Dynamik, die manch ruhigeren Vertretern dieses Genres ebenso zu eigen ist.
Spannung generiert er in erster Linie aus der Entwicklung der Hauptfigur und ihren Reaktionen im zwischenmenschlichen Kontext auf der sozialdramatischen Ebene.

Er ist somit kein Film der vordergründig über Plot Points Spannung erzeugt, obwohl das Drehbuch die richtigen Akzente setzt. NOBODY FROM NOWHERE wirkt unterschwellig indem er das Gefühlsleben des Protagonisten geschickt zum Zuschauer transportiert. Dem Film gelingt es auf diese Weise zutiefst zu berühren. Ich musste schon im Kino ein paar Tränen aus dem Auge wischen, aber seine starke emotionale Wirkung verspürte ich erst auf dem nach Hause Weg. Es ist ein Film mit einem langen Nachhall.

NOBODY FROM NOWHERE ist in vorrangig tristen Farben gehalten, die den melancholischen Grundton unterstreichen.
Auch die klassische Musik unterstützt die Stimmung. Die Wahl fiel z.B. auf Streichkonzerte von Brahms, Beethoven und Mendelssohn.

Es dürfte einer der melancholischsten Filme aus diesem Jahr sein.
Es ist schade, das er bislang relativ wenig Aufmerksamkeit erhalten hat; im Hamburger Savoy saßen ca. 60-70 Leute.
Ich empfehle ihn nicht zu verpassen.

guckte im Savoy, Hamburg

Leimbacher-Mario * 8.0

Wer bin ich, wer will ich sein?

Wer wollte nicht schon mal jemand anderes sein? Reich, schön, beliebt, begabt? Der Protagonist in "Nobody from Nowhere" nutzt seine Maskenbildner-Skills, um genau diesen uralten Wunsch umzusetzen - er lebt zeitweise die Leben anderer Leute, weil er sein eigenes Leben & seine Person für recht langweilig hält. Eines Tages gerät er, gar nicht unbedingt so gewollt, tiefer in das Leben eines angesehenen, aber eigenbrödlerischen Künstlers als geplant & lernt Liebe, Anerkennung & Zufriedenheit kennen.

"Un Illustre Inconnu", wie er im besser betitelten Original heißt, ist ein klassischer, extrem stilsicherer Thriller rund um das Spiel mit Identitäten & tiefsten Wünschen der oft unzufriedenen Menschen. Obwohl gar nicht immer so viel passiert***SPOILER***, der Identitätswechsler nie böse oder mordend vorgeht, vergehen die 2 Stunden wie im Flug & selbst Spannungsmeister Hitchcock hätte hier pure Freude. Technisch mehr als solide, in tristen Farben, schauspielerisch hervorragend von Matthieu Kassovitz in mehreren Rollen & eigentlich doch nur einer. Der Mann kann nicht nur top Regie führen, auch als Schauspieler besteht er hier eindrucksvoll eine Feuertaufe. Er haucht dem unsicheren Chamäleon Leben & Gefühle ein, obwohl der eigentlich für seine Umwelt ein recht leeres Blatt ist & das auch weiß.

Ein Thriller für Denker, auch noch über den Abspann hinaus. Hätte der Protagonist sich nicht auch anders ändern können? Was ist Glück? Wie kann man sich verändern? Was ist eine Veränderung wert? Was macht einen Menschen aus? Kann man einen Menschen je wirklich kennen? Der Film wirft philosophische wie auch soziale Fragen auf, ohne einem eine Moral oder Wertung aufzuzwingen. Und es gibt weiterhin kaum ein größeres Kompliment für einen Film als emotionale Denkanstöße zu geben ***SPOILER***(spätestens, wenn das Verhältnis zum Sohn in spe hinzukommt) & den Zuschauer ein klein wenig zu verändern. Da verzeihe ich ihm, dass er manchmal Glück, Unglück & Zufall etwas zu lose aufkommen lässt, wie er es gerade braucht & ebenso ein paar ungeklärte Fragen ganz gegen Ende. Ein Highlight für Genießer, wie ein gut gereifter Wein, getarnt als Thrillerdrama & Charakterstudie, über einen Menschen, der seinen Charakter erst noch finden, gar erschaffen, erlernen, muss.

Fazit: grandioser, bedachter Thriller über die Identifikation, das eigene Leben & die Möglichkeit der Veränderung!

guckte im Residenz, Köln

40 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Nobody from Nowhere
  • Score [BETA]: 67
  • f3a.net: 7/10 40
  • IMDb: 6.4/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-11-04 06:40

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