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Review Oldboy

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von Mirco Hölling
Chan-wook Park legt mit OLDBOY seinen dritten Spielfilm vor. Die Erwartungen waren nach JOINT SECURITY AREA und SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE groß. Dann kam die silberne Palme von Cannes (die wohl eine goldene wäre, wenn sich Tarantinos Jury nicht politisch für FAHRENHEIT 9/11 entschieden hätte), und erstaunlicherweise spielte der Film in der Berichterstattung über Cannes 2004 kaum eine Rolle. Alles konzentrierte sich auf Moores Film und die Gewinner der Schauspielerpalmen... Warum? Weil OLDBOY ein derart verstörender Film ist, dass er sprach- und ratlos macht? Wahrscheinlich wird es so sein. Denn OLDBOY ist schwer zu fassen und geradezu ein Bastard von einem Film. Hintergründig, gemein, brutal und komplex. Für die Genrekino-Fans zu düster, humorlos und konstruiert, für die Cineasten zu brutal und bösartig. War man doch aus Südkorea durch die Werke von Kim Ki-Duk (THE ISLE, ADDRESS UNKNOWN) und den Vorläufer Parks, SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE, schon einiges gewohnt, entwickelt sich Park zu einem der interessantesten, aber auch perfidesten Regisseure seines Landes. Voller Talent und Gespür für Story und Figuren, aber offenbar auch voller unbändiger Wut.

Diese Wut erinnert an die Werke seines Landsmannes Kim Ki-Duk, der sie dann aber plötzlich mit dem meditativen SPRING, SUMMER, AUTUMN, WINTER ...AND SPRING wohl verloren hatte (obwohl sein neuester SAMARIA auch eher oldschool scheint). Zwei Regisseure, die zu beobachten lohnt.

Die humorlose Racheorgie SYMPATHY FOR MR. VENGENACE wirkt wie eine Vorstudie für OLDBOY, der im Vergleich wesentlich komplexer und weniger brachial wirkt. Der Beginn der Story ist trotz der düsteren Handlung doch eher ironisch erzählt, so dass der Zuschauer mehr interessiert als emotional beteiligt der genialen Synopsis folgt. Langsam und unauffällig ändert sich jedoch der Grundton des Films, und plötzlich ist er wieder da: Der Schmerz, den man beim Betrachten der Bilder von SYMPATHY... und JOINT SECURITY AREA empfand, hier erwischt es einen jedoch unvorbereiteter, weil man aufgrund der veränderten Vorzeichen hoffte, diesmal verschont zu werden. Aber nichts da......

Alles in OLDBOY atmet Größe, Budget, Talent und Liebe der Macher zu ihrem bösartigen Baby. Eine elegante Scopekamera entlockt den eher realistischen Sets spannende und teils geniale Bilder. Bei einer Prügelei in einem Querschnitt eines langen Ganges wird das Scopeformat einmal ganz anders genutzt. Ebenso verhält es sich mit dem Score. Ein traditioneller Orchesterscore, der teils aus Fremd-, teils aus Eigenkompositionen besteht und verschiedene Situationen leitmotivisch, jedoch auch ironisierend begleitet.

Bleibt nur noch eine Frage: Was bietet uns Park demnächst. Derzeit ist er einer der aufregendsten Regisseure der Welt, und Südostasiens sowieso. Ein Mann, der sich nicht auf einen Inszenierungsstil festlegen mag und den unbequemen Stories nicht aus dem Wege geht, wobei es erfrischend ist, wie ethisch, jedoch unmoralisierend Park seine perfiden Geschichten an den Zuschauer bringen will.

Mirco Hölling (23.08.2004)

guckte im Cinemaxx, Hamburg

80 Bewertungen auf f3a.net

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Oldboy
  • f3a.net: 8.5/10 80
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-16 08:50

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