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Review Orang Ikan

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Was ist grün und stinkt nach Fisch?
von D.S.

Klare Sache, ein Orang Ikan, zu Deutsch etwa „Fischmensch“. Ein solcher kreucht und killt und fleucht und schwimmt in diesem Pseudo-Independentfilm von Regisseur Mike Wiluan gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf einer Pazifikinsel umher (und um sie herum) und macht zwei aneinandergeketteten Soldaten – einem britischen Kriegsgefangenen und einem japanischen „Verräter“ – sowie ein paar Verfolgern aus den Reihen der Kaiserlich Japanischen Marine das Leben schwer. Oder auch kurz.

Dass das Monsterwesen dabei ganz selbstbewusst offenkundig ein menschlicher Darsteller im Ganzkörper-Gummikostüm ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Das mag für den einen oder die andere, jedenfalls auf den ersten Blick, wahlweise meta-kultig klingen, wie eine Hommage an Jack Arnold, oder mindestens nach schön trashigem Spaß. Für mich funktionierte der Film so aber leider gar nicht. Für einen Fun-Exzess mangeln ihm Tempo und, naja, alles Exzesshafte (gleichwohl es ein paar härtere Splatterszenen gibt). Humor fehlt ohnehin gänzlich, (Selbst-) Ironie erst recht. Wiluan nimmt und meint sein Sujet und seine Story offenkundig ernst – aber von der für einen konkurrenzfähigen Universal-Monsters-Epigonen notwendigen Grandeur, dem essenziellen Stil und Charme ist hier leider auch kaum eine Spur vorzufinden.

Was bleibt, ist ein PREDATOR-Verschnitt im historischen und landschaftlich durchaus reizvollen Setting, wobei Letzteres von der Kamera immerhin schön augenschmeichelnd eingefangen wird. Weitere Schauwerte finden sich in gelungenen Kampfszenen und, wie angedeutet, mitunter herberen Kills. Das Gummi-Äußere des (nebenbei wirklich hässlich gestalteten) Monsters sorgt hier allerdings direkt wieder für Abzüge. Die Handlung beschränkt sich im Wesentlichen auf eine Flucht der Protagonisten quer über die Insel, verfolgt von Monster und Soldaten, sowie regelmäßigen Konfrontationen der Parteien miteinander – und hat folglich auch wenig Aufregendes zu bieten. (Das Thema der Aneinandergeketteten, die sich zunächst mal alles andere als freundschaftlich gegenüberstehen, hat FLUCHT IN KETTEN jedenfalls bereits 1958 mitreißender inszeniert.) Woher die Beschreibung im Programmheft ihre „halsbrecherische Achterbahnfahrt“ nimmt, bleibt daher rätselhaft.

Wer konventionell inszenierte Action mit einer heutzutage doch eher unkonventionell scheinenden „Creature“ schätzt, dürfte von ORANG IKAN dennoch einigermaßen solide unterhalten werden, denn souverän ist die Gesamtdarbietung dann schon. Was nicht verwundern sollte – und weshalb ich oben von einem Pseudo-Independentfilm spreche. Mike Wiluan ist nämlich alles andere als eine kleine Nachwuchsnummer: Als Co-Produzent war er bereits an Blockbustern wie MONKEY MAN, HITMAN: AGENT 47 und gar CRAZY RICH ASIANS beteiligt, als Produzent an THE NIGHT COMES FOR US und HEADSHOT. Als Regisseur verantwortete er etwa den furchtbar klischeehaften Geisterhaus-Horror MOTEL MELATI. Da war überall recht viel Geld im Spiel. Sympathisches Kämpfen gegen schwierige finanzielle Bedingungen sehe ich darum in seiner Gummimonstergestaltungsentscheidung bei ORANG IKAN auch nicht. Sondern eher ernsthaften Mangel an Geschmack.

Wofür übrigens auch eine Szene am Ende des Streifens spricht: Untermalt von tragischer Musik, ziehen die dramatischen Höhepunkte der zuvor gesehenen Handlung noch einmal vor dem inneren Auge eines Protagonisten vorbei. Und damit natürlich auch vor unserem äußeren. Ja, genau, es ist DIESE Sorte Film. Leider nur unfreiwillig komisch. Knappe 5 von 10 Punkten.

war im Harmonie, Frankfurt

20 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Orang Ikan
  • Score [BETA]: 64
  • f3a.net: 6.1/10 20
  • IMDb: 6.7/10
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2025-06-04 07:37

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