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Reviews The Other Lamb

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Reviewer

Herr_Kees * 6.0

Menschen, Tiere, Menstruationen

Malgorzata Szumowskas „Kult“-Film lebt von seinen Bildern: Wenn die ganz in Blau gekleideten „Töchter“ durch die karg grünen irischen Waldlandschaften wandern, die Sonne über einem Weizenfeld untergeht oder ein haarumkränzter Frauenkopf sich im Gegenlicht erhebt, möchte man diese Momente am liebsten festhalten und einrahmen.

Allerdings liegt zwischen Poesie und Pathos nur ein schmaler Grat und wenn später der „Shepherd“ einem Lämmchen vor nächtlicher Waldkulisse unbewegt die Kehle durchschneidet und daraufhin eine „Tochter“ ganz in Weiß mit Blut im Schritt im Walde steht, übertreibt es die Regisseurin mit ihrer Bildsymbolik etwas – da ist der Kitsch nicht weit.

Auch inhaltlich bleibt THE OTHER LAMB die meiste Zeit auf einer symbolischen Ebene und ist einer Art Arthouse-Variante von THE HANDMAID'S TALE oder THE VVITCH näher als dem Sektenhorror von MIDSOMMAR oder dem realen Thrill eines THE SACRAMENT. Im Gegensatz zu Margaret Atwoods Dystopie oder auch anderen Sektenfilmen, wie es sie letztlich vor allem um den Manson-Clan gab, liefert dieser Film keinerlei Erklärung, wie es ein einzelner, nicht einmal sonderlich charismatisch dargestellter Mann geschafft hat, offenbar schon seit vielen Jahren eine Gemeinschaft williger Ehefrauen und höriger Töchter um sich zu scharen, die quasi nur durch ihre verschiedenfarbige Kleidung auseinanderzuhalten sind. Die Faszination für diesen Schäfer erschließt sich dem Zuschauer nicht und so nimmt man zunächst auch die meisten Frauen als ahnungslose, treudoofe Lämmer wahr. Aber vielleicht ist das zu pragmatisch gedacht in Anbetracht des Kunstfilms, den die Regisseurin wohl beabsichtigte.

So kann man sich nur einlassen auf den symbolischen Bilderstrom und die Parabel von Coming of Age und der Befreiung aus dem Patriarchat – oder sich zu schönen Bildern und klassischer Musik gepflegt langweilen, je nachdem, wo die persönlichen Präferenzen liegen.

Leimbacher-Mario * 4.0

Zum Schafe zählen

„The Other Lamb“ hätte ich gerne als menstruierende Mischung aus „Charlie Says“ und „The VVitch“ beschrieben,
doch dafür würde ich für diese arthousige Schlaftablette leider zu viel Positives mitwiegen.

Kein Horror, kaum Grusel, nur ein blasser Hirte und sein weibliches Gefolge,
das Ding hat mich total kaltgelassen, egal wie intensiv sie spielt, die junge Holde.

Wohl als Metapher zur Situation der Frauen in einem ungesunden Patriarchat gedacht,
doch für die lobenswerte Grundidee hat dieser Wald-und-Wiesenmarsch mit mir einfach viel zu wenig gemacht.

Ein paar schräge Visionen und Finger in den Rachen reichen einfach nicht,
da verbleibe ich enttäuscht mit schweren Augenlidern und einem langen Gesicht.

Und das ganz sicher nicht, weil ich mich als Mann da nicht hineinversetzen kann,
sondern weil mich dieses Kultdrama zog einfach null in seinen Bann.

Hübsch gefilmt, intensiv gemimt, von der Ambition und dem Gedanken wie gesagt alle Ehre wert,
doch ich machte innerlich schon ziemlich früh ernüchtert kehrt.

Die internationale Co-Produktion, einziger Beitrag auf dem FFF mit Frau auf dem Regiestuhl,
doch dieser feministische Ausbruch sich deutlich zu viel in seinem eigenen Saft suhl.

Das ist nur ganz schwaches Alptraumfutter oder wichtiger Zeitgeistkommentar,
da kann ich noch so sehr mögen Frau Cassidy als natürlichen Star.

Das ist für mich ein ernüchternder Heimatfilm auf Pilzen,
man will sich von ihm nicht einlullen lassen oder filzen.

Fazit: The Bandmaid's Tale. Fadenscheinig. Hübsch. Aber leider arschlahm. Zähe Geschichte. Schwache, mehr als vorhersehbare Pointe. Ambitioniert und doch ziemlich bescheidene Angelegenheit - trotz toller Bilder, thematischer Wichtigkeit (bei entsprechender Leseart) und aufopferungsvollen Darstellerinnen. Sehr weiblich, sehr vage, sehr mau.

staunte im Residenz, Köln

22 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

The Other Lamb
  • Score [BETA]: 61
  • f3a.net: 5.5/10 22
  • IMDb: 5/10
  • Rotten Tomatoes: 73%
  • Metacritic: 65/100
Bewertungen von IMDb, Rotten, Meta werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-19 12:43

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