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Review Outrage

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Dieser Review enthält SPOILER!

von Alan Smithee
Takeshi Kitano: Mit diesem Namen verbinden wir albernste Comedy (welch schöne Zeit, als auf DSF nachts noch "Takeshis Castle" statt der Sexy Sport Clips lief..), aber auch kunstvolle Dramen und exzessive Gewaltdarstellungen.
Seit "Brother" sind mittlerweile 10 Jahre vergangen, doch nun meldet sich Kitano endlich mit einem weiteren Yakuza-Film zurück, der seinem Titel entsprechend drastische Gewaltausbrüche, aber auch unerwartet viel Humor bietet. Kitano etabliert darin zunächst das Sanno-Kai-Syndikat als hermetische Organisation im Grunde verfeindeter Clans, die unter der Führung ihres "Chairman" einem strengen Ehrenkodex folgen. Der Zuschauer merkt jedoch schnell, dass der Kodex durchaus flexibel gehandhabt werden kann, als Ikemoto vom Chairman damit beauftragt wird Murase wegen eines Faux-pas zu bestrafen. Ikemoto, der eigentlich mit Murase befreundet ist und daher Gewissensbisse hat, gibt die Aufgabe an Otomo weiter, der eine Untergruppe des Ikemoto-Clans leitet (und von Kitano gespielt wird). Otomo geht nicht gerade mit Samthandschuhen vor und entfesselt damit eine Spirale aus Gewalt und Gegengewalt, die die bestehenden Machtverhältnisse des Syndikats ins Wanken bringen wird...

"Outrage" ist ein Ensemble-Film im wörtlichen Sinne, der mitunter das Verhältnis von Kollektiv und Individuum ausleuchtet: Es gibt keine klare Hauptfigur und auch keine eindeutigen Sympathieträger, obwohl Otomo einem solchen vermutlich noch am nähesten kommt, da er ein Yakuza "alter Schule" ist, der mitunter an seiner klassischen Auslegung des Ehrbegriffs scheitert. Analog dazu richtet sich keine Entscheidung im Film nach den Bedürfnissen eines Einzelnen, sondern wird der Ehre des Clans untergeordnet, was durch genau choreografierte Ensemble-Szenen auch visuell sehr eindrucksvoll umgesetzt ist.
Gleichzeitig liefert der Film einen schwarzhumorigen - stellenweise fast schon satirisch wirkenden - Abgesang auf die Doppelmoral der Yakuza, wenn der Chairman eine böse Intrige nach der anderen spinnt und dabei deutlich wird, dass Ehrerbietung und Gesichtswahrung im Sinne des Kodex unter seiner Führung nur noch hohle Floskeln und Rituale sind.

Wie ein anderer Rezensent bemerkte, standen schon Kitanos frühere Filme unter dem Einfluss des Zen-Buddhismus und waren insofern stets auch eine Abhandlung über das Verhältnis von Wiederholung und Veränderung. Dies gilt im Hinblick auf das Ende des Films und formal ebenfalls für "Outrage", mit dem Kitano zwar zu seinen filmischen Ursprüngen zurückkehrt, dem Yakuza-Thema aber etliche neue Facetten abgewinnt.
Wie erwartet ist der Film dabei wahrlich nichts für zarte Gemüter und wurde für seine Gewaltdarstellungen in Cannes heftig kritisiert. Darüber können FFF-Veteranen aber freilich nur schmunzeln ;).

war im Metropolis 8, Frankfurt

36 Bewertungen auf f3a.net

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Bewertungen

Outrage
  • Score [BETA]: 67
  • f3a.net: 6.1/10 36
  • IMDb: 7.3/10
Bewertungen von IMDb werden zuletzt vor dem Festival aktualisiert, falls verfügbar!
© Fantasy FilmFest Archiv 2024-04-25 14:51

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